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Auf dem Weg nach Tonga: Corona-Ausbruch auf australischem Hilfsschiff

Fast zwei Dutzend Seeleute an Bord der „Adelaide“ wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

Fast zwei Dutzend Seeleute an Bord der „Adelaide“ wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

Das Coronavirus erschwert wie befürchtet Hilfsaktionen in dem pazifischen Inselstaat Tonga, der vor eineinhalb Wochen von einer Doppelkatastrophe heimgesucht wurde. Der Ausbruch eines Unterseevulkans löste einen Tsunami aus, der große Teile der tief liegenden Inseln überschwemmte und vor allem auf einigen kleineren Inseln große Zerstörung hinterließ.

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Hilfslieferungen sind aus etlichen Pazifik-Anrainerstaaten unterwegs, wobei die Angst groß ist, Covid-19 in den bisher virusfreien Inselstaat einzuschleppen und damit noch größere Probleme für die rund 105.000 Bewohnerinnen und Bewohner zu schaffen.

Bevölkerung Tongas soll „keinem Risiko“ ausgesetzt werden

Tatsächlich wurde am Dienstag nun bekannt, dass 23 Seeleute auf dem australischen Hilfsschiff „HMAS Adelaide“ positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Dies gestand der australische Verteidigungsminister Peter Dutton in einem Interview mit dem Sender Sky News Australia ein. Australien wird derzeit von dem bisher schlimmsten Covid-Ausbruch seit Beginn der Pandemie heimgesucht: Die Omikron-Variante beschert dem bisherigen Corona-Musterschüler Zehntausende Fälle am Tag.

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Das betroffene Schiff soll mit seiner insgesamt 600 Mann starken Besatzung nun auf See gehalten werden, um sicherzustellen, dass das Virus nicht in die pazifische Nation eingeschleppt wird. „Sie brauchen die Hilfe dringend, aber sie wollen das Risiko von Covid nicht“, sagte der australische Minister. „Wir werden das alles so schnell wie möglich aufarbeiten.“ Überlegt werden derzeit zwei Optionen: Eine kontaktlose Lieferung mithilfe eines zweiten Schiffs oder eine Lieferung über den Luftweg. „Wir werden die tongaische Bevölkerung keinem Risiko aussetzen“, meinte Dutton.

„HMAS Adelaide“ etwa 100 Kilometer von Tonga entfernt

Kritik kam jedoch von der Frau eines Besatzungsmitglieds, die gegenüber der australischen Ausgabe des „Guardian“ sagte, dass sie am Dienstagmorgen den Kontakt zu ihrem Ehemann, der sich auf dem Schiff befindet, plötzlich verloren habe. Laut der Frau liegt die „HMAS Adelaide“ etwa 100 Kilometer von Tonga entfernt und sollte am Mittwoch dort anlegen. Letzteres hatte ihr Mann ihr noch kurz vor dem Interview Duttons mitgeteilt, was darauf hindeutet, dass selbst ein Großteil der Besatzung am Dienstagmorgen nichts von dem Ausbruch wusste. Die Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte, sagte, dass sie „einfach sehr genervt“ gewesen sei, über den Covid-Ausbruch von den Medien erfahren zu müssen.

Laut lokaler australischer Medien ist dies bereits die zweite Hilfslieferung aus Australien, bei der ein positiver Covid-19-Fall aufgetaucht ist. Ein Flugzeug mit Hilfslieferungen musste bereits mitten im Flug umkehren, nachdem jemand mit dem Virus positiv getestet wurde.

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Angst vor „Tsunami von Covid-Fällen“

Bereits kurz nach dem Vulkanausbruch hatte ein tongaischer Diplomat in Canberra, Curtis Tuihalangingie, seine Sorge darüber geäußert, dass Helfer aus dem Ausland einen „Tsunami von Covid-Fällen“ mit ins Land bringen könnten, wie er gegenüber dem australischen Sender ABC sagte. Tonga hatte sich gleich zu Beginn der Pandemie fast völlig abgeschottet und auch im Land strenge Regeln umgesetzt. Nach einem strikten dreiwöchigen Lockdown gleich am Anfang wurde die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen beschränkt und eine nächtliche Ausgangssperre zwischen Mitternacht und fünf Uhr am Morgen eingeführt.

Bei der Katastrophe am Samstag vor über einer Woche waren drei Menschen ums Leben gekommen, darunter eine 50-jährige britische Frau, eine 65-jährige Frau von der Insel Mango und ein 49-jähriger Mann von der Insel Nomuka. In einer Erklärung mehrere Tage später nannte die Regierung die Katastrophe „beispiellos“. Die Wolke aus Gas, Rauch und Asche, die der Unterseevulkan bei der Eruption ausgestoßen hat, reichte wohl bis in die Stratosphäre und erstreckte sich radial über alle Inseln Tongas. Laut der Regierung stiegen die Tsunamiwellen, die der Ausbruch auslöste, bis zu 15 Meter hoch. Am schlimmsten wurden die Inseln Mango, Fonoifua und Nomuka getroffen. Auf der Insel Mango wurden alle Häuser zerstört und auf der Insel Fonoifua sind nur noch zwei Häuser intakt. Auch Nomuka soll große Schäden erlitten haben.

Tonga ist katastrophenerprobt

Auf der Hauptinsel ist neben der Hauptstadt Nuku’alofa vor allem die Westküste stark betroffen. Dort sollen mehrere Resorts fast völlig zerstört worden sein. Die Besitzer des Ha‘atafu Beach Resorts berichteten beispielsweise auf Facebook, dass ihr Strandresort große Schäden erlitten habe. „Auch das Dorf Kanokupolu und kleine Teile von Ahau wurden durch den Tsunami schwer beschädigt“, hieß es in dem Post. Glücklicherweise hätten sich aber die meisten Menschen in Sicherheit bringen können. „Sie mussten durch den hinteren Teil des Resorts durch die Büsche fliehen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.“ Dies habe aber bedeutet, dass sie überhaupt keine Zeit gehabt hätten, etwas mitzunehmen.

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Grundsätzlich ist Tonga katastrophenerprobt. Der Inselstaat liegt am Pazifischen Feuerring und erfährt häufig seismische Aktivitäten. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Der Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai, der 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit ist und rund 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku‘alofa entfernt liegt, hat ebenfalls schon häufiger Schlagzeilen gemacht. Doch der aktuelle Ausbruch war besonders heftig: Die „US-Storm Watch“ postete Satellitenaufnahmen des Ausbruchs auf Twitter und schrieb, dass die Eruption wohl der bisher „stärkste und heftigste Ausbruch des 21. Jahr­hunderts“ war.

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