Auf ein Besseres: Deutschland startet ruhiger als sonst ins neue Jahr – trotzdem mehrere Notfälle

Dresden: Feuerwerk explodiert in der Silvesternacht über der Innenstadt mit der Semperoper (von links), der Hofkirche, dem Hausmannsturm und der Frauenkirche, im Hintergrund leuchtet der Fernsehturm im Schönfelder Hochland.

Dresden: Feuerwerk explodiert in der Silvesternacht über der Innenstadt mit der Semperoper (von links), der Hofkirche, dem Hausmannsturm und der Frauenkirche, im Hintergrund leuchtet der Fernsehturm im Schönfelder Hochland.

Berlin. Beschaulich wie seit Jahrzehnten nicht, doch mit deutlich mehr Feuerwerk als erwartet - so ist Deutschland mitten in der Corona-Pandemie ins neue Jahr gestartet. Viele Straßen und Plätze blieben in der Neujahrsnacht deutlich leerer als gewohnt. Polizei und Rettungsdienste sprachen meist von ruhigen Lagen. Häufig wunderten sich Polizisten aber über die großen Böllerbestände der Feiernden.

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„Dass es für Silvester so ruhig ist, hätten wir nicht gedacht“, resümierte ein Sprecher der Münchner Berufsfeuerwehr kurz nach Mitternacht. Eine Kollegin in Stuttgart sagte, sie habe zwischenzeitlich auf ihr Kalenderblatt geschaut, so ruhig sei es gewesen. Die Düsseldorfer Innenstadt, wo ein Böllerverbot galt, war bis kurz vor Mitternacht menschenleer. „Wie in den vergangenen Monaten erlebten meine Kolleginnen und Kollegen den größten Teil der Bevölkerung als sehr vernünftig und einsichtig“, bilanzierte der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek.

Kaum jemand verirrte sich in Berlin ans Brandenburger Tor, wo in den Vorjahren traditionell Hunderttausende die größte Silvesterparty des Landes feierten. Nun spielten dort Jürgen Drews oder die Band Karat für die Live-Übertragung der ZDF-Silvestershow - ohne Publikum vor Ort. Das traditionelle Höhenfeuerwerk hatte der Sender abgesagt.

Trotz des Verkaufsverbots für Feuerwerk wurde teils kräftig geböllert, in Berlin etwa - nahe der Grenze zu Polen - leuchtete reichlich Feuerwerk am Himmel. „Man wundert sich über die Bestände, die manche Leute angeblich noch aus dem letzten Jahr hatten“, sagte auch ein Polizeisprecher im grenznahen Kaiserslautern. Der Verdacht liege nahe, dass sich einige Bürger wohl Böller oder Raketen übers Internet oder aus dem Ausland besorgt hätten. „Es wäre beängstigend, wenn so viel Pyrotechnik vom letzten Jahr herumgelegen hätte.“ Auch die Feuerwehr-Gewerkschaft DFeuG sprach von „verhältnismäßig viel privatem Feuerwerk und Geböller“. Mit dem deutschen Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern sollten Menschenansammlungen und damit Corona-Infektionen vermieden werden.

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Illegale Böller und schwere Unfälle

Illegale Böller wollte etwa ein 21-Jähriger im rheinischen Moers unter das Volk bringen. Der junge Mann hatte dazu an Silvester laut Polizei große Mengen teils nicht zugelassener Feuerwerkskörper in einer Garage aufgebaut. Anwohner riefen die Polizei. Der 21-Jährige erhielt eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

Schwere Unfälle mit Feuerwerk gab es wieder etliche in Deutschland: So starb ein 24-Jähriger in Brandenburg bei einem Unfall mit selbstgebastelter Pyrotechnik. In Schmalkalden in Thüringen wurde ein 24-Jähriger durch einen zu früh explodierenden Böller schwer verletzt. Laut Polizei hatte er den Böller selbst gezündet, zu befürchten sei, dass er erblinde.

Drei junge Männer wurden bei einer Explosion in einem Wohnhaus bei Osnabrück verletzt - einer von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Die Männer hatten mit Chemikalien hantiert. Dabei kam es im Obergeschoss einer Doppelhaushälfte in Hilter zu der Explosion. Einem 21-Jährigen wurden Teile von Gliedmaßen abgetrennt. Er schwebt in Lebensgefahr. Laut Polizei entstand ein Sachschaden von rund 100 000 Euro, das Haus sei möglicherweise einsturzgefährdet.

Einem 25-Jährigen im Elsass wurde von einem Feuerwerkskörper „der Kopf abgerissen“, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete - sie berief sich auf die Präfektur des Départements Bas-Rhin. Ein weiterer Mann wurde bei dem Unfall bei Straßburg schwer am Kopf verletzt.

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Einen Angriff mit Böllern auf Einsatzkräfte gab es in Essen: Rund 30 junge Männer hätten zunächst Mülltonnen in Brand gesetzt, sagte ein Polizeisprecher. Als die Feuerwehr anrückte, seien die Einsatzkräfte mit Böllern beworfen worden. Polizeibeamte, die als Verstärkung gerufen wurden, seien ebenfalls mit Böllern beworfen worden. Einen 16-Jährigen nahmen die Beamten fest.

In Berlin-Buckow ging ein rund 800 Quadratmeter großer Supermarkt in Flammen auf und stürzte teils ein. Laut Feuerwehr waren offenbar im hinteren Bereich des Markts Feuerwerkskörper gelagert worden, die explodierten und während der Löscharbeiten durch die Gegend flogen. Rund 110 Kräfte waren bei dem Band im Einsatz.

Gut zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in Leipzig, wo sieben Bundeswehr-Jeeps auf dem Gelände eines Autohandels ausbrannten. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

In Berlin, aber auch andernorts musste die Polizei zudem immer wieder kleinere Menschengruppen auflösen. Mehr als 80 Regelbrecher wurden dort vorübergehend festgehalten wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, wie ein Sprecher sagte. Polizeisprecherin Patricia Brämer fand dennoch lobende Worte: „Wir möchten uns bei den vielen Berlinerinnen und Berlinern bedanken, die sich an die Verordnungen gehalten haben.“

Private Feiern waren bundesweit nur in kleinem Rahmen erlaubt. Vielerorts beendete die Polizei kleinere nicht erlaubte Wohnungspartys. In Oldenburg etwa sprengte die Polizei eine Party mit 18 Personen. Hier wurde eine Wohnungstür zwangsweise geöffnet, weil niemand aufs Klingeln der Einsatzkräfte reagierte. Die Partygäste im Alter zwischen 18 und 25 Jahren zeigten sich uneinsichtig, Ordnungswidrigkeitsverfahren wurden eingeleitet.

RND/dpa

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