Australien schließt etliche Schulen wegen hoher Feuergefahr
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Feuerwehrleute der New South Wales Feuerwehrbehörde versuchen Häuser an der Waratah Road und der Kelyknack Road vor dem Feuer zu schützen.
© Quelle: Dan Himbrechts/AAP/dpa
Sydney. In Australien fürchten viele, dass sich in den kommenden Monaten die Feuerkatastrophe wiederholen könnte, die 2019/20 große Teile im Süden und Osten des Landes in Schutt und Asche gelegt hat. Treffen steigende Temperaturen durch den Klimawandel mit einer neuen El-Niño-Saison zusammen, könnte dies in den kommenden Wochen und Monaten zu einer brandgefährlichen Kombination führen.
Tatsächlich beginnt schon das Frühjahr in Australien mit extrem hohen Temperaturen. Am Dienstag kletterte das Thermometer in Sydney bereits über 30 Grad, der Mittwoch soll sogar noch heißer werden. In Teilen von Ostaustralien entschieden sich die Behörden aufgrund der hohen Brandgefahr, mehr als 20 Schulen zu schließen. „Schulen mit erhöhter Buschbrandgefahr werden vorübergehend geschlossen“, hieß es in einer Erklärung des Bildungsministeriums im Bundesstaat New South Wales (NSW), in dem auch Sydney liegt. Zudem wurden am Dienstag für die Südküste von New South Wales und den Großraum Sydney Feuerverbote verhängt. Für den Großraum Sydney ist es das erste Feuerverbot seit Ende November 2020, wie Ben Shepherd, Sprecher der lokalen Feuerwehr, gegenüber australischen Medien bestätigte. „Es sieht nach ein paar heißen, trockenen und windigen Tagen aus“, sagte er. Für Sydney wie auch für Teile nördlich und südlich der Millionenstadt wurden zudem Warnungen vor Hitzewellen ausgesprochen.
Ausreichend Treibstoff vorhanden
Vonseiten der Feuerwehr hieß es, dies sei das „schlimmste Risiko“ seit den Bränden 2019/20. Die Hitzewelle soll sich im Laufe der Woche in andere Bundesstaaten verlagern, wobei Höchsttemperaturen von 40 Grad vorhergesagt werden. Bis 9 Uhr morgens am Dienstag meldete die Feuerwehr allein für den Bundesstaat New South Wales 61 Brände, von denen 13 noch nicht eingedämmt waren. Über 500 Feuerwehrleute und Mitglieder des Notfallmanagementteams waren bereits im Einsatz.
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In Australien bereitet man sich seit Monaten auf einen heißen Sommer vor, nachdem die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) vor einem weiteren El Niño gewarnt hat. Das Klimaphänomen El Niño lässt in Australien die Temperaturen ansteigen und führt traditionell zu Hitzewellen und extremer Trockenheit. Beides schafft den idealen Nährboden für Buschfeuer. Erschwerend kommt hinzu, dass auf die verheerenden Brände in Australien 2019/20, bei denen über 30 Menschen und mehr als drei Milliarden Tiere getötet oder verletzt wurden, drei regenreiche Jahre folgten. Die Pflanzenwelt hatte Zeit, sich zu erholen, der Busch konnte teils üppig nachwachsen. Dies bietet nun „Treibstoff“ für eine erneute Feuersaison in den anstehenden Sommermonaten ab November.
Warnung aus dem All
Um ein Extremereignis wie 2019/20 – das in Australien als „Schwarzer Sommer“ in die Geschichte eingegangen ist – zu vermeiden, will man nun besser vorbereitet in eine neue Feuersaison gehen. In Sydney wurde in den vergangenen Wochen Buschland kontrolliert zurückgebrannt, um das Feuerrisiko zu verringern. Zudem werden mögliche Brandherde inzwischen mithilfe von Satellitentechnologie früher erkannt. Das Bushfire Center of Excellence der australischen Nationaluniversität in Canberra arbeitet dafür mit einem Kartierungssystem, das auf aktuellen Informationen über Feuchtigkeitsniveaus und potenzielle Zündquellen basiert. Ist die Vegetation an manchen Orten trockener, so ist die Gefahr größer, dass dort ein Buschfeuer ausbricht.
Viele der besonders gefährdeten Ortschaften haben zudem einen neuen Generalstabsplan entwickelt. Sie verfügen über eine Tabelle mit den Kontaktdaten jedes Bewohners sowie über eine Ansprechperson in jeder Straße, die während eines Feuers dafür zuständig ist, sicherzustellen, dass alle anderen Bewohner in der Straße informiert und sicher sind. Im Bundesstaat New South Wales im Osten des Landes soll es zudem Notfalltrupps und 80.000 Feuerwehrleute geben, die auch speziell in die Wildtierpflege eingewiesen sind.
Ehrgeizige Klimaziele scheinen vergessen
Während sich das Land mit aller Kraft auf eine neue Feuersaison vorbereitet, ist der Kampf gegen den Klimawandel nach anfangs ambitionierten Klimazielen jedoch wieder erschlafft. Ursprünglich hatte die Labor-Regierung unter Premierminister Anthony Albanese bereits kurz nach den Wahlen 2022 die Senkung der CO₂-Emissionen um 43 Prozent bis 2030 gesetzlich verankert. Doch kurz danach wurde bereits deutlich, dass das Land dafür nicht auf seine fossilen Brennstoffprojekte verzichten will. Dies hätte „verheerende Auswirkungen auf die australische Wirtschaft“, sagte Albanese im letzten Jahr.
Dies stößt vielen – nicht zuletzt wegen der aktuellen Bedrohung – sauer auf. 220 Wissenschaftler und Experten haben nun sogar einen offenen Brief unterzeichnet, der in der Ausgabe der „New York Times“ vom 19. September veröffentlicht wird und damit kurz vor dem Climate Ambition Summit in New York am Mittwoch. In dem Brief fordern die Forschenden Australien auf, neue Projekte im Bereich fossiler Brennstoffe zu stoppen. Laut dem Australia Institute, das den Brief initiiert hat, hat die neue australische Regierung bereits vier neue Kohlebergwerke genehmigt, während 110 weitere Gas- und Kohlebergwerke in Planung sind. Sollte Australien bei seinen Expansionsplänen für fossile Brennstoffe Erfolg haben, dann würden die anderen Nationen der Welt „bei ihren Bemühungen, einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern, scheitern“, sagte Polly Hemming, Programmdirektorin für Klima und Energie am Australia Institute.