Badetote in Deutschland: Sind es wirklich mehr als sonst?

Wasserwacht und DLRG befürchten in dieser Saison noch mehr Zwischenfälle als im vergangenen Jahr.

Wasserwacht und DLRG befürchten in dieser Saison noch mehr Zwischenfälle als im vergangenen Jahr.

In den vergangenen Tagen häuften sich die Meldungen über Badetote in Deutschland. Wegen des sommerlichen Wetters zog es viele Menschen in das kühle Nass – für einige hatte das verheerende Folgen. Mehr als 20 Personen haben während der ersten Hitzwelle in Deutschland bereits ihr Leben im Wasser verloren, darunter auch einige Kinder und Jugendliche.

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„Es scheint im Moment so, dass wir viele Badeunfälle, oft auch mit tödlichen Ausgängen zu verzeichnen haben“, sagt Daniela Schwenk von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Ob es mehr Unfälle als in vorherigen Jahren sind, könne sie aber nicht sagen, das müsse die Statistik am Ende des Jahres zeigen.

Problem: Kein Schwimmunterricht in den vergangenen zwei Jahren

Für das Jahr 2020 wurden 378 Badetote in Deutschland registriert, im Jahr davor waren es 417 – das zeigen die Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Diese befürchtet, genauso wie das DRK, in diesem Jahr mehr Probleme und Zwischenfälle am und im Wasser als in der Saison 2020, heißt es in einer Mitteilung. Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle, sagt Daniela Schwenk.

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Zum einen wurde während der Pandemie nur wenig bis gar kein Schwimmunterricht an den Schulen oder in den Schwimmbädern erteilt. „Es ist der zweite Schuljahrgang ohne Schwimmausbildung“, betont sie das Problem. Die Wartelisten für Schwimmkurse seien sehr lang, das DRK sei bemüht, nach und nach wieder flächendeckend Kurse anzubieten. „Wir müssen jetzt einiges aufholen“, sagt Schwenk.

75 Prozent weniger Schwimmprüfungen

Das DLRG macht es in der Jahresstatistik noch konkreter: Die Ausbilder am Beckenrand haben demnach im vergangenen Jahr 23.458 Prüfungen abgenommen. Das seien knapp 75 Prozent weniger Prüfungen als im Jahr 2019, heißt es in der Jahresbilanz. 70 Prozent weniger Kinder als im Vorjahr haben im vergangenen Jahr das Seepferdchen-Abzeichen abgelegt.

Die DRK Wasserwacht und die DLRG rufen angesichts der Häufung von Unglücksfällen an den Stränden und Flüssen vor allem Eltern dazu auf, mehr auf ihre Kinder zu achten. „Es kommt immer wieder vor, dass Kinder ohne Aufsicht im Wasser sind“, sagte der Chef der DRK-Wasserwacht in Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Powasserat, am Montag. Er betrachte es mit Sorge, dass bei den Unglücksfällen in Deutschland viele Kinder und Jugendliche betroffen seien.

Unbewachte Wasserstellen sind ein Problem

Ein weiteres Problem sieht Daniela Schwenk in unbewachten Wasserstellen. Weil die Strände und Freibäder noch nicht überall wieder geöffnet hätten oder die Menschen wegen der Pandemie lieber mehr Abstand wahren wollten, weichten sie auf abgelegene Badeseen oder Flüsse aus. Dort könne im Notfall aber kaum jemand eingreifen. „Unbekannte Gewässer werden oft falsch eingeschätzt“, so Schwenk.

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Tatsächlich ereignet sich die überwiegende Anzahl der Badeunfälle an offenen Seen, Bächen und Flüssen, die nicht durch Rettungsschwimmer bewacht sind. Nur wenige Tote gab es am Meer, zeigen die Zahlen von 2019 und 2020. In Mecklenburg-Vorpommern sind hingegen in der vergangenen Woche an einem Tag gleich drei Menschen ertrunken, zwei davon in der Ostsee.

Appell: „Nur dort baden, wo es beaufsichtigt ist!“

Besonders an großen, fließenden Gewässern kann das Baden lebensgefährlich sein. Erst vor wenigen Tagen sind zwei junge Mädchen im Rhein ertrunken, ein drittes wurde aus dem Wasser gerettet und verstarb trotz Reanimation später im Krankenhaus. Sie wurden nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei von einer Strömung unter Wasser gezogen.

Wegen der starken Strömungen, Strudel und der teils meterhohen Bug- und Heckwellen der Frachtschiffe ist das Baden dort generell verboten, dagegen wird aber immer wieder verstoßen. Deswegen appelliert Daniela Schwenk: „An Fließgewässern – und auch an allen anderen Badestellen – sollte man wirklich nur ins Wasser gehen, wo es erlaubt und beaufsichtigt ist. Dann kann einem im Notfall wenigstens geholfen werden.“

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Körperliche Fitness nicht unterschätzen

Nicht zu unterschätzen ist beim Baden außerdem die körperliche Fitness, häufig komme es zu Überschätzungen, heißt es bei der DLRG. Besonders seit der Corona-Krise hätte die Fitness stark abgenommen, wird darin Pressesprecher Achim Wiese zitiert. „Viele unterschätzen, wie viel Fitness verloren gegangen ist, wenn sie lange zu Hause sind und sich über einen langen Zeitraum nicht regelmäßig und ausreichend bewegen.“ Zudem befürchten die Lebensretter eine generelle Verschlechterung der Schwimmfertigkeiten als Folge der Schwimmbadschließungen.

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