Berlin blüht beim deutsch-amerikanischen Volksfest auf

Trinken, naschen, Karussell fahren: Das Volksfest ist ein klassischer Rummel – und soll ganz nebenbei für Verständnis und Verbundenheit sorgen.

Trinken, naschen, Karussell fahren: Das Volksfest ist ein klassischer Rummel – und soll ganz nebenbei für Verständnis und Verbundenheit sorgen.

Berlin. Auf einer gerodeten Industriebrache lebt der Geist der Frontstadt West-Berlin wieder auf. Ausgerechnet in der Ära Trump geht es wieder aufwärts mit dem deutsch-amerikanischen Volksfest. Am Freitagabend eröffnete die 56. Ausgabe dieses sehr speziellen Rummels, wo zwischen Hotdog-Buden und Kettenkarussells die alte Schicksalsgemeinschaft zwischen den USA und West-Berlin zelebriert wird – oder einfach nur getrunken, geknutscht und Autoscooter gefahren wird.

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Fun und Fast Food sollten zur Verständigung beitragen

1961 gegründet als Beitrag der Schutzmacht für die Verständigung via Fun und Fast Food, musste das Fest in den vergangenen Jahren schwere Zeiten durchmachen. Grund war immer der Bauboom in Berlin: Von seinem angestammten Platz im Südwesten Berlins musste es auf eine öde Betonfläche hinter dem Hauptbahnhof ausweichen, im vergangenen Jahr fiel es ganz aus. Schlimmer noch als das schattenlose Terrain des letzten Standorts war die Tatsache, dass dieses im früheren britischen Sektor West-Berlins lag. Für einen Veteranen wie Richard Simmons fühlte sich das einfach falsch an. „Nun sind wir wieder zurück im amerikanischen Sektor“, sagt der 70-Jährige glücklich.

Lange Jahre hat der pensionierte Oberst der U.S. Army das Fest gemanagt. Und ganz kann er immer noch nicht davon lassen. Heute gehören seiner Frau Irene und ihm noch ein Bierstand, eine Hotdog-Bude und dazwischen ein Rodeo mit elektrisch betriebenem Pferdetorso. Simmons zapft unverdrossen weiter die bekannten US-Biere wie Miller’s, während sich gegenüber der schicke Stand der neuen Generation breitgemacht hat: Stone Brewing, US-Craft-Beer-Gigant aus Südkalifornien, will von Berlin-Mariendorf aus den europäischen Markt erobern.

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Mariendorf ist zwar nicht hip, könnte aber profitieren

Die 25-Millionen-Euro-Investition von Stone-Boss Greg Koch ist auch der Grund, warum das Volksfest eine neue Heimat gefunden hat. Mariendorf ist halt sehr weit weg von allem, was in Berlin hip und zentral liegt. Da können einige Wochen deutsch-amerikanische Freundschaft helfen, den Standort zu bewerben.

Und so kam Thilo-Harry Wollenschlaeger an seine Chance. Er ist Veranstalter des Volksfestes und Schausteller in sechster Generation. „Mein Vater Harry war es, der das erste Volksfest gemacht hat“, erzählt er. Die GIs standen die ersten Jahrzehnte auf beiden Seiten der Theke. Auch Veteran Richard Simmons briet bei seiner ersten Teilnahme 1973 Burger für die Besucher. Gleich bei der Eröffnung lernte er die Liebe seines Lebens kennen: Irene Purwin, Tochter des Berliner Schaustellers Hans Purwin, der das Fest vom alten Wollenschlaeger übernommen hatte. Nach ihrer Hochzeit 1975 wurden Irene und Richard zu Nachfolgern aufgebaut, und als die Amerikaner nach der Wiedervereinigung abzogen, blieb Richard und rettete den Rummel in eine Zeit mit immer weniger Amerikanern.

Die Eröffnung bleibt harmlos amerikanisch

So ist neben Richard Simmons der einzige Amerikaner am Eröffnungsabend der Geschäftsträger der US-Botschaft, der die Weltmacht vertritt, bis Donald Trumps Kandidat Richard Grenell offiziell nominiert ist. Er hält eine Rede von ausgesuchter Harmlosigkeit, aber immerhin auf deutsch – und schafft es sogar, das für amerikanische Zungen eigentlich unaussprechliche Wort „Volksfest“ würdevoll zu artikulieren.

So kann es nun weitergehen mit Drehwurm und Popcorn, bis zum 13. August, genau wie damals im Ursprungsjahr 1961. Und wer auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann, für den ist auch Trump nur ein vorübergehender Betriebsunfall. „Auch dieser Präsident wird sehen, dass es für ihn Grenzen gibt“, sagt Richard Simmons mit unverbrüchlichem Vertrauen. Hinter ihm fällt gerade wieder ein Kind vom Rodeopferd. Gleich noch mal, die Show geht weiter.

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Von Jan Sternberg/RND

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