Brände am Mittelmeer, Unwetter in den Alpen: So ist die Lage in Italien, Griechenland, Österreich und der Türkei
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Feuerwehrleute bekämpfen einen Waldbrand in der Nähe des Dorfes Lampiri, westlich von Patras in Griechenland.
© Quelle: Andreas Alexopoulos/AP/dpa
Rom/Athen/Istanbul/Wien. Gluthitze und Dutzende Brände in den Urlaubsländern am östlichen Mittelmeer, schwere Unwetter weiter nördlich im Alpenraum: In Griechenland, der Türkei und Süditalien haben am Wochenende Tausende Einsatzkräfte bei Temperaturen um 40 Grad Celsius Wald- und Buschbrände bekämpft. Auch Touristenanlagen waren betroffen. An diesem Montag gehen die Einsätze weiter.
In Norditalien und Österreich verursachten heftige Unwetter dagegen Schäden und Überschwemmungen - zwei Belgier mussten in Kärnten aus einer Klamm gerettet werden.
Sizilien kämpft gegen Waldbrände - EU-Hilfe angefordert
Auf Sizilien kämpften am Sonntag mehr als 800 Feuerwehrleute weiter gegen die verheerenden Waldbrände. Die beliebte Urlaubsinsel war in den vergangenen Tagen stark von den Bränden betroffen, ebenso wie weitere Teile Süditaliens. Aus Südtirol machte sich die Waldbrandmannschaft auf den Weg nach Sizilien. Stand Sonntagabend sprach die Feuerwehr von mehr als 1500 Einsätzen landesweit. Fast 5160 Feuerwehrleute und 15 Löschflugzeuge seien den Tag über im Einsatz gewesen.
Auf Sizilien brannte es besonders um die Großstadt Catania - dort waren auch Ferienanlagen betroffen. Bürgermeister Salvatore Pogliese schrieb von „komplett zerstörten“ Bereichen im Süden der Stadt. Am Samstag brach zudem der Vulkan Ätna aus, an dessen Fuß die Stadt liegt. Die Eruption begann am Abend und zog sich bis in die Nacht zu Sonntag.
Angesichts der andauernden Waldbrände in Italien erbittet der Chef der Zivilschutzbehörde europäische Hilfe. “Gestern hatten wir einen dramatischen Tag”, sagte Fabrizio Curcio am Montag im italienischen Privatfernsehsender Canale 5. Er beantragte die Aktivierung des europäischen Mechanismus, mit dem aus anderen EU-Ländern zum Beispiel Löschflugzeuge zur Unterstützung nach Italien kommen könnten, wie es in einer Mitteilung von Sonntagnacht hieß. Bei den Bränden auf der Urlaubsinsel Sardinien in der vergangenen Woche hatten Griechenland und Frankreich bereits Löschflugzeuge entsandt.
Hitzewelle in Griechenland hält an - Brände auf Rhodos eingedämmt
Auch in Griechenland brachen wegen der Trockenheit viele Brände aus. Mindestens 16 Menschen wurden wegen Atemwegsbeschwerden in Krankenhäusern der Halbinsel Peloponnes behandelt, wie das Staatsfernsehen berichtete. Mehrere Häuser nahe der Kleinstadt Egion wurden zerstört. Die Brände wurden am Sonntagmorgen eingedämmt.
Unterdessen dauert die „historische Hitzewelle“ - von der viele Meteorologen sprechen - an. Nachdem die Hitze in den vorigen Tagen bis 43 Grad erreichte, wurden am Sonntag in Griechenland Temperaturen um 45 Grad erwartet. Nachts lagen die Werte vor allem in den Ballungszentren über 30 Grad. Städte öffneten klimatisierte Hallen für die Einwohner, die zu Hause keine Klimaanlage haben. Am Montag und Dienstag werden sogar Werte von bis zu 47 Grad erwartet, wie das Wetteramt mitteilte.
Eine positive Nachricht gab es allerdings auch: Auf Rhodos ausgebrochene Feuer konnten eingedämmt werden - auch wenn die Brandgefahr weiter hoch bleibt. Unter dem Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern konnte die Feuerwehr den Großbrand auf der Urlaubsinsel unter Kontrolle bringen. Hotels und andere touristische Anlagen waren nicht betroffen, wie der Zivilschutz in Athen am Montag mitteilte.
Eine große Sorge der Regierung ist derweil, dass es zu mehrstündigen Stromausfällen kommen könnte. Unzählige Klimaanlagen laufen seit Tagen ununterbrochen auf Hochtouren. Das Energieministerium rief alle Bürger dazu auf, die Anlagen nicht auf die niedrigste Temperatur einzustellen. “26 Grad und nicht mehr”, hieß es. Auch das Kochen mit Öfen sollte vermieden werden. Waschmaschinen sollten um die Mittagszeit - wenn der Energieverbrauch am höchsten ist - nicht benutzt werden.
Türkei: Einsatzkräfte kämpfen weiter gegen Waldbrände
In der Türkei kämpfen am Montag Tausende Einsatzkräfte den sechsten Tag in Folge gegen Wald- und Buschbrände in der Mittelmeerregion. Von 129 Bränden seien 122 unter Kontrolle gebracht worden, teilte der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten, Fahrettin Altun, in der Nacht zu Montag via Twitter mit. Bisher sind acht Menschen durch die Feuer getötet worden.
In mehreren Provinzen der Türkei waren am Mittwoch Waldbrände ausgebrochen. Besonders betroffen sind die südwesttürkischen Provinzen Antalya und Mugla. Zahlreiche Orte wurden evakuiert, darunter auch der Ferienort Turunc in Marmaris. Wie die türkische Zeitung Hürriyet berichtete, wurden Touristen per Boot aus dem in einer Bucht gelegenen Ort in Sicherheit gebracht. Am Montag lagen die Temperaturen in den betroffenen türkischen Regionen bei knapp 40 Grad.
Die Europäische Union schickt derweil Unterstützung in die Türkei. Drei Löschflugzeuge, eines aus Kroatien und zwei aus Spanien, seien mobilisiert worden, hieß es in einer Mitteilung der EU-Kommission. Offiziellen türkischen Angaben zufolge wurden zudem Löschflugzeuge aus der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan angefordert.
Heftige Regenfälle im Alpenraum
Ganz anders war die Lage im Alpenraum: Im Norden Italiens sorgten am Wochenende heftige Regenfälle etwa in Südtirol für Überschwemmungen und umgestürzte Bäume. Die Zivilschutzbehörde Italiens hatte zuvor eine Unwetterwarnung verschickt. Besonders gefährdet waren demnach auch die Voralpenregionen im Norden der Lombardei und um den Comer See.
Murenabgänge in Österreich
Auch in Österreich richteten Unwetter am Wochenende Schäden an. Wie die Behörden berichteten, wurden in der Steiermark nach Murenabgängen Straßen gesperrt. In Niederösterreich führten Regen, Hagel und orkanartige Windböen zu Überflutungen. In Kärnten wurden am Samstagabend ein 47-jähriger Belgier und seine 16-jährige Tochter in der Pirkachklamm von schnell ansteigenden Wassermassen überrascht. Nach einem Notruf fand die Bergrettung die mit kurzer Hose und T-Shirt bekleideten Urlauber gegen Mitternacht stark unterkühlt und völlig durchnässt.
Während der östliche Mittelmeerraum von Hitze geplagt wird, bleibt es in Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes unbeständig und kühl. Ursache ist Tief „Ferdinand“, das von der Nordsee zum Baltikum zieht und kühle Meeresluft nach Deutschland bringt. Dem östlichen Mittelmeer hingegen bescheren seine Ausläufer hohe Temperaturen, denn sie lassen heiße Luft direkt aus Afrika nach Italien, Griechenland und in die Türkei strömen.
RND/dpa