Corona-Ausbruch auf Sylt: Mehr als 470 Fälle sorgen für „Ruhepause“ auf der Insel
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Am Strand von Westerland auf Sylt ist wegen des Corona-Ausbruchs auf der Insel Ruhe eingekehrt.
© Quelle: Frank Molter/dpa
Westerland. Nach einer Weihnachtsfeier kämpft die Insel Sylt mit einer Vielzahl von Corona-Infektionen: Am Sonntagnachmittag waren 476 Menschen auf Sylt infiziert, weitere 572 Personen befanden sich in Quarantäne. Auslöser für den rasanten Anstieg der Infektionszahlen war unter anderem offenbar eine Weihnachtsparty im Nobelclub Rotes Kliff in Kampen an Heiligabend. „Hundertprozentig kann man das aber nicht nachvollziehen“, erklärt Moritz Luft, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Montag.
Medienberichten zufolge feierten etwa 100 Menschen dort, in der Folge gab es mindestens 23 positive Tests. Von dort aus verteilten sich die Infektionen offenbar über die ganze Insel. Vor der Weihnachtsfeier waren es gerade einmal 30 Infizierte. Die örtliche Gesundheitsbehörde kommt bei der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher.
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Moritz Luft, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH.
© Quelle: picture alliance/dpa
Tourismuschef: „Vorübergehende Schließung kein Beinbruch“
Sylt wartet unterdessen nicht auf politische Entscheidungen, sondern schränkt sich freiwillig selbst ein. „Es ist in dieser Pandemie der bislang größte Ausbruch auf Sylt – einhergehend mit der Omikron-Variante“, sagt Luft. Für Betreiber stellen sich zwei Szenarien dar. „Durch das Ausbruchsgeschehen gibt es natürlich Probleme, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das andere ist, sich in einer ohnehin ruhigeren Zeit zu entschließen, eine Ruhepause zum Schutz der Mitarbeitenden und Gäste einzulegen“, erläutert der Sylter Tourismuschef. Nach dem Jahreswechsel gebe es auf Sylt sowieso weniger Touristen als in der Urlaubssaison. „Deswegen ist eine vorübergehende Schließung für die Betriebe kein Beinbruch“, führt er aus.
Viele Medien berichten von einer Inzidenz von über 1500. Dies sei aber keine offizielle Zahl, weiß der Tourismuschef: „Ein lokaler Fernsehsender hat die Inzidenz für die Insel selbst errechnet. Ob das sinnhaft oder zielführend ist, sei mal dahingestellt. Der Kreis macht das nicht und hat das zuvor auch noch nicht gemacht.“ Die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz des Landkreises Nordfriesland, zu dem weitere Inseln und größtenteils Festland gehören, gibt das Robert Koch-Institut (RKI) am Montag mit 689,2 an. Auch von Bezeichnungen wie einem „selbst auferlegten Lockdown“ sieht Luft ab. „Die Insel ist weiter für Gäste geöffnet. Das Angebot ist nur eingeschränkt. Wir auf der Insel sehen die Situation alles andere als prekär“, betont Luft. Das liege auch daran, „dass keiner der Covid-Infizierten auf Sylt im Krankenhaus behandelt werden muss“.
2G plus „kein Drama für die Gastronomie“ auf Sylt
Die neuen Bestimmungen für die Gastronomie (bundesweit 2G plus) wurden laut Luft auf Sylt, anders als in vielen Teilen Deutschlands, mit großem Verständnis aufgenommen. „Es ist für die Gastronomie kein Drama. Wir haben auf Sylt umfangreiche Testmöglichkeiten, sodass es für Restaurantbesucherinnen und -besucher keine große Hürde darstellt, sich testen zu lassen“, erklärt er.
Ob die Infektionszahlen auf Sylt noch weiter steigen oder der Spitzenwert bereits erreicht ist, möchte Luft nicht voraussagen. „Das gleicht einem Blick in die Glaskugel“, sagt er. Aber: „Heute startet in Schleswig-Holstein, also auch auf Sylt, wieder der Schulbetrieb. Das könnte natürlich noch mal eine neue Dimension geben.“ Wichtig sei, dass in der Urlaubssaison, spätestens ab Ostern, wieder andere Zustände herrschen würden. „Wir sind bislang gut durch die Pandemie gekommen. Ich bin guter Dinge, dass wir das auch weiterhin tun werden“, meint Luft.
„Hotel Stadt Hamburg“ auf Sylt schließt vorübergehend wegen Corona
Ein Betrieb, der seine Tore freiwillig geschlossen hat, ist das Sylter Hotel Stadt Hamburg in Westerland. Grund für die 14-tägige Schließung seit vergangener Woche Mittwoch sind Corona-Infektionen in der Belegschaft.
Das Geschäft mit Fünf-Sterne-Standard könne irgendwann nicht mehr gewährleistet werden, je mehr Mitarbeiter sich infizierten, sagte Hoteldirektor Hanns-Christian Wirsich der Zeitung „Sylter Rundschau“ in einem Exklusivgespräch. Eine Unternehmenssprecherin bestätigt dem RND am Montag, dass sich zehn infizierte Mitarbeitende in Isolation und 30 weitere in Quarantäne befinden. Die Sprecherin betont, dass es sich um eine freiwillige Schließung handele, die sich an der Quarantänezeit orientiere, um Mitarbeitende und Gäste vor einer Corona-Infektion zu schützen.
Unter den Gästen des Hauses mit 69 Zimmern habe es keine Infektionen gegeben, infizierte Mitarbeiter hätten keinen Kontakt zu den Gästen gehabt. Von ihnen müsse sich niemand in Quarantäne begeben. Die letzten Gäste reisten am Mittwoch ab.
Die betroffenen Teile der Belegschaft sind nach Angaben der Unternehmenssprecherin zu Hause oder in ihren Mitarbeiterwohnungen. „Wir versorgen unsere Mitarbeiter, wenn sie es wünschen, mit Verpflegung“, sagt sie. Die zuvor für den Hotelbetrieb eingekauften verderblichen Lebensmittel werden an die Tafel gespendet.
RND mit dpa