Deutsche auf La Palma: „Der Ausbruch hat katastrophale Folgen“

Am vergangenen Wochenende brach der Vulkan auf La Palma aus, seitdem mussten viele Anwohner und Touristen ihre Unterkünfte verlassen.

Am vergangenen Wochenende brach der Vulkan auf La Palma aus, seitdem mussten viele Anwohner und Touristen ihre Unterkünfte verlassen.

La Punta. Es ist Sonntag, der 19. September, 15.12 Uhr. Auf der Kanareninsel La Palma wird es plötzlich laut. Im Bergland namens Cumbre Vieja bricht die Erde auf, Lava schießt bis zu 500 Meter in die Höhe – im Laufe der Stunden auch an sieben weiteren Stellen. Es ist der erste Vulkanausbruch seit 50 Jahren auf La Palma.

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Die Deutsche Marion Deuter, die seit 1981 auf La Palma lebt und dort die Bäckerei Gockelbrot betreibt, bekommt die Auswirkungen hautnah zu spüren. „Erst war Corona, dann hatten wir einen Waldbrand und jetzt dieser Vulkanausbruch – alles in einem Jahr, das ist schon heftig“, sagt sie im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Dienstagvormittag. Die 61-Jährige lebt im etwas höher gelegenen Städtchen La Punta, knapp 20 Kilometer entfernt von den Eruptionen. Direkt vom Ausbruch betroffen ist sie nicht, sagt Deuter. Dennoch erfährt sie das Leid der Menschen, die in den vergangenen Tagen ihre Existenz verloren haben.

Deuter nimmt Flüchtende auf

Bis zu 10.000 Menschen wurden aus dem Vulkangebiet evakuiert. Darunter auch Freunde und Bekannte von Marion Deuter. „Ich habe einige Leute aus den evakuierten Gebieten aufgenommen. Viele meiner Freunde, die weiter unten in der Nähe des Vulkans leben, haben ihre Häuser verloren.“

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Warnungen vor einem Ausbruch habe es laut Deuter rechtzeitig gegeben. „Die Menschen sollten ihre Koffer gepackt haben. Eine Familie, die ich schon länger kenne, ist von sich aus zu mir gekommen und hat dann bei mir übernachtet“, sagt sie. Später wollten sie noch zurück, um einige letzte Sachen zu holen. „Das war dann aber schon kritisch. Sie durften fast nicht mehr zu ihren Apartments“, berichtet Deuter.

Marion Deuter lebt seit 1981 auf La Palma und betreibt dort die Bäckerei Gockelbrot.

Marion Deuter lebt seit 1981 auf La Palma und betreibt dort die Bäckerei Gockelbrot.

Eine andere Familie habe sie auf der Straße gefragt, ob sie ihr eine Unterkunft zur Verfügung stellen könnte. „Die habe ich spontan aufgenommen. Sie konnten, wie die andere Familie auch, zum Glück die Insel noch per Flugzeug verlassen“, erzählt die Bäckereiinhaberin.

Keine Panik auf La Palma

Insgesamt sei die Lage auf La Palma ruhig, meint Deuter. Die meisten betroffenen Spanier und Palmeros hätten Familien auf der Insel, bei denen sie unterkommen könnten. Personen, die in den eingerichteten Auffangstationen einquartiert wurden, kenne sie persönlich nicht. „Die meisten fahren hier nach oben in unsere Region“, sagt Deuter.

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Während sich die vulkanische Aktivität ein wenig beruhigt, steht eine große Rauchwolke über dem betroffenen Gebiet von La Palma. Marion Deuter war am Montagnachmittag in der Nähe von El Paso. Die Stadt liegt rund zehn Kilometer unterhalb des Vulkans. Dort beschreibt Deuter die Situation als unbedenklich: „Da ist zwar diese Wolke, aber beim Atmen habe ich vom Rauch nichts gemerkt. Man riecht es, aber das war in Ordnung, obwohl der Vulkan gar nicht so weit weg war.“

Deuter: „Es ist ein Brodeln und Grummeln zu hören“

Direkt bei sich in La Punta bemerkt Deuter die Folgen des Ausbruchs aber auch. „Ich höre die Geräusche vom Vulkan. Gerade nachts, wenn die Autos nicht mehr fahren, ist ein Brodeln und Grummeln zu hören“, erklärt Deuter. Am Montag habe sie zum ersten Mal auch ein Erdbeben gespürt. „Ansonsten sind wir zum Glück nicht betroffen.“

Vulkantourismus als Folge des Ausbruchs

Anders geht es da den Menschen, die ihre Existenz verloren haben. Auch wirtschaftlich sei der Vulkanausbruch eine Katastrophe. „Das ist ein Gebiet, in dem es sehr viele Ferienwohnungen gibt“, sagt Deuter. Die Bäckereibetreiberin glaubt, dass viele Touristen der Insel aus Angst zunächst fern bleiben werden. „Es gibt aber auch Leute, die sich dafür tierisch interessieren. Stichwort Vulkantourismus“, erklärt die 61-Jährige. Diese Touristen würden sich verstärkt in ihrer Region einmieten. Das reiche aber nicht, um den wirtschaftlichen Schaden auf der Insel aufzufangen. „Denkt man nur an die vielen Bananen- und Ziegenbauern. Die haben ja alles verloren. Der Ausbruch hat katastrophale Folgen“, betont Deuter die Situation für die Inselbewohner.

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