„Die Lage ist sehr tragisch“

3800 Tote nach Erdbeben in Türkei und Syrien - Angst vor Nachbeben und Kälte

Menschen durchsuchen die Trümmer eines eingestürzten Gebäudes in der Stadt Azmarin in der Provinz Idlib im Norden Syriens. Zwei heftige Erdbeben haben kurz nacheinander am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei erschüttert.

Menschen durchsuchen die Trümmer eines eingestürzten Gebäudes in der Stadt Azmarin in der Provinz Idlib im Norden Syriens. Zwei heftige Erdbeben haben kurz nacheinander am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei erschüttert.

Istanbul. Bei einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte sind im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehrere Tausend Menschen gestorben. Die Zahl der Todesopfer wurde am Montagabend mit mehr als 3800 angegeben. Weiter wurden Hunderte Menschen unter Trümmern vermisst. Nach bisherigen Informationen sind zudem mehr als 15.000 Menschen in der Südtürkei und Nordsyrien verletzt worden. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad warnte unterdessen vor weiteren Nachbeben.

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Im Katastrophengebiet herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Tausende Menschen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen obdachlos geworden - und das bei kaltem Wetter. Ein drohender Schneesturm könnte die Situation in den Erdbebengebieten nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care noch deutlich verschärfen. Viele Straßen seien nicht passierbar. Die Welthungerhilfe rechnet mit langen Aufräumarbeiten. In betroffenen türkischen Provinzen sind auch Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien.

Dutzende Tote in der Türkei und Syrien nach Erdbeben
06.02.2023, Türkei, Pazarcik: Menschen versammeln sich um ein eingestürztes Gebäude in Pazarcik in der südtürkischen Provinz Kahramanmaras. Zwei heftige Erdbeben haben kurz nacheinander am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam in beiden Fällen nahe der Stadt Gaziantep unweit der Grenze zu Syrien. Demnach ereigneten sich die Beben gegen 4.17 Uhr (Ortszeit/2.17 Uhr MEZ) und 4.28 Uhr (Ortszeit/2.28 Uhr MEZ) in einer Tiefe von 10 Kilometern. Foto: Uncredited/Depo Photos/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bei schweren Erdbeben im Osten der Türkei an der Grenze zu Syrien sind laut den Behörden Dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Hauptbeben der Stärke 7,7

Angehörige und Rettungskräfte suchten weiter nach Verschütteten. Auf Videos war zu sehen, wie Überlebende in zerstörten Gebäuden mit Licht auf sich aufmerksam machten. Ein Afad-Vertreter forderte Menschen dazu auf, von beschädigten Gebäuden fernzubleiben, wie der Sender CNN Türk berichtete. Zahlreiche Staaten sagten Hilfe zu.

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Das Hauptbeben am Montagmorgen hatte nach Afad-Angaben eine Stärke von 7,7, das Epizentrum lag im südtürkischen Kahramanmaras. Am Mittag erschütterte ein Beben der Stärke 7,5 dieselbe Region, wie die Erdbebenwarte Kandilli meldete. Afad verzeichnete insgesamt 185 Nachbeben.

Schwerstes Beben seit 1939

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939. In dem betroffenen Bereich habe es seit etwa 900 Jahren kein so großes Beben mehr gegeben, sagte die Geologin Prof. Charlotte Krawczyk vom Geoforschungszentrum Potsdam der ARD. Ob und wann weitere große Beben folgen, könne nicht vorhergesagt werden.

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Im Bürgerkriegsland Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme von Montagabend mindestens 1300 Menschen ums Leben. In der Türkei stieg die Zahl der Toten auf 2316, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad meldete. Präsident Erdogan verkündete eine einwöchige Staatstrauer. Flaggen aller Vertretungen im In- und Ausland sollen dafür bis Sonntag auf halbmast wehen.

Die Türkei wird immer wieder von schweren Erdbeben getroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst traurig“ über die Katastrophe. Die Vereinten Nationen stünden bereit, um Nothilfe zu leisten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte Hilfe aus Deutschland zu. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung europäischer Rettungskräfte in die Türkei.

Zur Unterstützung vor Ort wurde auch der Copernicus-Satellitendienst der EU aktiviert. Unter anderem auch Großbritannien, Indien, Pakistan, die USA, Finnland, Schweden und Russland sagten Hilfe zu. Die EU will auch Betroffene in Syrien unterstützen.

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Griechenland schickt trotz politischer Spannungen Rettungskräfte

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei bereits eine erste Rettungsmannschaft mit Spürhunden in das Erdbebengebiet. Athen und Ankara streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. Nun hatten Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der Präsident der Türkei erstmals seit Monaten wieder direkten Kontakt.

Israel will der Türkei und Syrien, mit dem es sich im Kriegszustand befindet, Hilfe leisten. Der Iran bot ebenfalls Unterstützung an - er ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Eines der am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebiete war die Region Idlib in Syrien, die von Rebellen gehalten wird. Dies dürfte dort die staatliche Nothilfe erschweren. Die syrische Regierung rief die internationale Staatengemeinschaft zur Hilfe auf. Nach mehr als elf Jahren Bürgerkrieg in Syrien kontrollieren Assads Regierungstruppen wieder rund zwei Drittel des Landes.

Nato-Generalsekretär sagt Hilfe zu

Die Türkei bat ihre Nato-Partner um Unterstützung. Konkret wurden etwa drei für extreme Wetterbedingungen geeignete Feldkrankenhäuser und Personal für deren Einrichtung genannt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Vormittag mitgeteilt, Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren.

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Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung. Zahlreiche Organisationen aus Deutschland baten um Spenden und kündigten Soforthilfen an.

RND/dpa

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