Trotz Verbots und strömenden Regens

Europride-Parade zieht mit 1000 Teilnehmenden durch Belgrad

Teilnehmende der Europride 2022 in der serbischen Hauptstadt Belgrad singen auf dem Demonstrationszug.

Teilnehmende der Europride 2022 in der serbischen Hauptstadt Belgrad singen auf dem Demonstrationszug.

Belgrad. Unter dem Missfallen von Regierung und Behörden ist in Belgrad die Europride-Parade gefeiert worden. An die 1000 Teilnehmer demonstrierten am Samstag bei teils strömendem Regen für die Rechte von Lesben, Schwulen und anderen Angehörigen der LGBTIQ*-Community. Die Polizei schirmte die Marschroute weiträumig mit Absperrungen gegen rechtsextreme und ultra-klerikale Gegendemonstranten ab, die in der Unterzahl waren.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ursprünglich hätte die Regenbogen-Parade durch die halbe Innenstadt ziehen sollen, doch das Innenministerium wich von der Praxis der vergangenen Jahre ab und untersagte die Veranstaltung. Das serbische Verwaltungsgericht wies am Samstag eine Beschwerde der Veranstalter gegen den Bescheid des Innenministeriums ab.

Zwei Männer küssen sich auf der Europride-Parade in Belgrad.

Zwei Männer küssen sich auf der Europride-Parade in Belgrad.

Die Staatsanwaltschaft drohte den Teilnehmern einer potenziell „illegalen Demonstration“ mit hohen Geldstrafen. Die Veranstalter verständigten indes das Innenministerium über die deutlich verkürzte Strecke. Die Behörde reagierte bis zum Beginn der Parade nicht darauf.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch rechte Gegendemonstrationen wurden untersagt

Das Innenministerium hatte auch die Kundgebungen der ultra-rechten Pride-Gegner untersagt. Noch vor Beginn des Marsches nahm die Polizei 31 Personen wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung fest, wie das Innenministerium mitteilte. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Während des Marsches demonstrierten mehrere Dutzend Gegner der Pride-Parade. Abgesehen von den Absperrungen blieben sie von der Polizei unbehelligt.

Gegner der Europride in Belgrad protestieren mit einem Plakat mit der Aufschrift „Sodomiten nicht willkommen".

Gegner der Europride in Belgrad protestieren mit einem Plakat mit der Aufschrift „Sodomiten nicht willkommen".

Nach Abschluss der Pride griff eine Gruppe von Rechtsextremisten zehn Teilnehmer an, die sich auf dem Rückweg in ihr Hotel befanden. Zwei von ihnen mussten ärztlich versorgt werden, berichtete der Journalist Idro Seferi, ein Mitarbeiter des albanischen Diensts der Deutschen Welle, auf seiner Facebook-Seite.

Bisherige Pride-Paraden in der serbischen Hauptstadt ohne Zwischenfälle

Pride-Paraden fanden in Belgrad seit 2014 ohne Zwischenfälle statt. Für dieses Jahr hatte Belgrad als erste Stadt in Südosteuropa die Austragung einer Europride zuerkannt bekommen. Mehrere Europaabgeordnete sowie der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), nahmen daran teil.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Singapur will Sex zwischen Männern entkriminalisieren

Im Kampf gegen Diskriminierung haben Homosexuelle in dem südostasiatischen Stadtstaat einen Etappensieg errungen.

„Die serbische Community hat sich weder von den nationalistischen und christlich-orthodoxen Protesten noch dem Schlingerkurs der serbischen Regierung einschüchtern lassen“, teilte er am Sonntag mit. Die Regierung habe bis zuletzt gezögert, ein klares Bekenntnis für den Schutz und das Recht auf Versammlungsfreiheit abzugeben. „Die gewalttätigen Übergriffe nach dem Pride-Marsch müssen ebenso aufgeklärt werden wie mögliches Fehlverhalten von Polizeikräften.“

Serbiens rechtsnationaler Präsident sucht Nähe zu Russland

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hatte Ende August die Absage oder Verschiebung der Pride in Aussicht gestellt. Der rechte Nationalist orientiert sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stärker an Russland als zuvor. In diesem Sinne sucht er auch die Nähe zur ultra-konservativen und pro-russischen serbisch-orthodoxen Kirche. Rechtsextremisten und klerikale Kreise veranstalteten in den vergangenen Wochen in Belgrad sogenannte Prozessionen gegen die Pride.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die englische Abkürzung LGBTIQ* steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen. Das Sternchen ist Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter.

RND/dpa

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken