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„Ever Given“ frei – aber der Stau am Suezkanal wird noch Tage anhalten

Die ersten Schiffe können nach einer fast einwöchigen Blockade wieder durch den Suezkanal fahren.

Die ersten Schiffe können nach einer fast einwöchigen Blockade wieder durch den Suezkanal fahren.

Nach der Befreiung des auf Grund gelaufenen Containerschiffes „Ever Given“ haben bis zum Dienstagmorgen wieder Dutzende wartende Schiffe den Suezkanal passieren können. Rund 300 weitere warteten aber nach wie vor auf Durchfahrt, und es dürfte mehrere Tage dauern, bis der Schiffsverkehr wieder normal läuft, wie der Suezkanal-Dienstleister Leth Agencies mitteilte.

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Die ersten Schiffe hatten bereits am frühen Montagabend Kurs aufgenommen. Nach Angaben des Leiters der Kanalbehörde, Osama Rabie, beförderten sie Vieh. Es solle nun „rund um die Uhr“ daran gearbeitet werden, den Stau aufzulösen. Rabie zufolge standen wegen der Blockade in beide Richtungen knapp 370 Schiffe im Stau, darunter auch sechs Schiffe der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd.

Die „Ever Given“ wird am Großen Bittersee inspiziert

Die am Montag befreite „Ever Given“ ging am Großen Bittersee, einer breiten Wasserfläche zwischen Nord- und Südende des Kanals, vor Anker und wurde dort inspiziert. Es werde nach Schäden am Rumpf des Schiffes sowie am Motor und nach Gründen für den Unfall gesucht, sagte ein Kanallotse der Nachrichtenagentur AP. Der japanische Schiffseigner erklärte, er werde sich an den Untersuchungen beteiligen. Zu möglichen Unfallursachen - es gab Spekulationen über erhöhte Geschwindigkeit oder andere Navigierfehler - wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

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Der Unfall dürfte einen jahrelangen Rechtsstreit mit milliardenschweren Schadenersatzforderungen auf internationaler Ebene nach sich ziehen. Der Eigentümer der „Ever Given“ kommt aus Japan, die Reederei aus Taiwan und sie fährt unter panamaischer Flagge. Die große Frage ist, wer die Kosten für die Reparatur des Schiffes und des Kanals zahlen oder auch jene entschädigen soll, deren Schiffslieferungen aufgehalten wurden.

Die deutsche Industrie hatte wegen der Blockade vor Engpässen und Druck auf ihre Lieferketten gewarnt. Der Suezkanal ist unter anderem für die Chemie- und Autoindustrie eine wichtige Handelsroute. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Weg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Kanalbehörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße.

Deutsche Industrie warnt vor Engpässen

Die 220.000 Tonnen schwere „Ever Given“ war am Dienstag vergangener Woche auf dem Weg Richtung Rotterdam in einem schmalen Teil des Kanals auf Grund gelaufen und hatte sich zwischen Ost- und Westufer verkeilt. Jeden Tag, an dem kein anderes Schiff passieren konnte, konnten Handelswaren im Wert von neun Milliarden Dollar nicht weitertransportiert werden. Durch den Suezkanal laufen zehn Prozent des Welthandels.

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Die Krise habe die Bedeutung des Suezkanals wieder einmal bestätigt, sagte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Der 152 Jahre alte Kanal sei „im Herzen des internationalen Handels verwurzelt“. Al-Sisi dankte bei einem Besuch der Kanalbehörde in der Stadt Ismailia am Dienstag auch allen Helfern. „Wir wollen nicht, dass ein solcher Zwischenfall sich noch einmal im Suezkanal ereignet, aber er wurde effektiv und effizient erledigt“, sagte er.

RND/AP/dpa

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