Feuer auf Fähre vor Korfu: „Draußen sahen wir den Rauch, dann die Flammen“

Dicker, schwarzer Rauch steigt über einer brennenden Autofähre vor Korfu auf.

Dicker, schwarzer Rauch steigt über einer brennenden Autofähre vor Korfu auf.

Athen. Dramatische Rettungsaktion in der Adria: In der Nacht zu Freitag wurden fast 278 Menschen von Bord einer brennenden Autofähre evakuiert. Am Nachmittag konnten Feuerwehrleute zwei an Bord eingeschlossene Lastwagenfahrer befreien. Mindestens elf weitere Menschen wurden zunächst vermisst.

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„Verbringen Sie die Fahrt in totaler Entspannung an Bord einer Fähre, die alle Annehmlichkeiten für eine sorglose Reise bietet“ – so wirbt die italienische Reederei Grimaldi Lines für ihr Schiff „Euroferry Olympia“. Grimaldi setzte die 27 Jahre alte Fähre im Verkehr zwischen Italien und Griechenland ein – bis Freitag. Gegen vier Uhr früh, zwei Stunden, nachdem das Schiff den griechischen Hafen Igoumenitsa mit Kurs auf das italienische Brindisi verlassen hatte, brach auf einem der Garagendecks aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer aus. Die Fähre befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa 28 Kilometer nördlich der Insel Korfu.

„Um 4.20 Uhr wurden wir geweckt“, berichtete ein griechischer Passagier per Handy im griechischen TV-Sender Skai. „Draußen sahen wir den Rauch, nach 15 Minuten erreichten die Flammen das Deck“, so der Mann. „Die Besatzung hat sich fantastisch verhalten, ihr verdanken wir unser Leben, alles lief schnell und organisiert ab, es gab keine Panik“, erzählte der Passagier.

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Schwarze Rauchsäule und schwere Explosionen

Die Menschen gingen in die Rettungsboote und wurden wenig später von herbeigeeilten Schiffen aufgenommen. Einige Gerettete nahmen das Inferno mit ihren Handys auf. Die Videos zeigen, wie die Fähre fast in voller Länge in hoch auflodernden Flammen steht. Immer wieder sind auf den Aufnahmen schwere Explosionen zu hören. Die schwarze Rauchsäule, die über der brennenden Fähre in den Himmel stieg, war bei Tagesanbruch sogar vom fast 30 Kilometer entfernten Korfu aus zu sehen.

An der Rettungsaktion beteiligten sich die griechische Küstenwache und der italienische Zoll mit mehreren Booten. Griechenland setzte vier Hubschrauber und die Fregatte „Hydra“ ein. Beteiligt war auch das Fährschiff „Elyros“. Die ersten Geretteten trafen am Freitagmittag auf Korfu ein, wo sie von Ärzten, Sanitätern und Sozialarbeitern erwartet wurden. Ein Besatzungsmitglied kam mit Atembeschwerden ins Krankenhaus. Die Schiffbrüchigen wurden in Hotelzimmern untergebracht.

Helfer registrierten auf Korfu die Geretteten. Unter ihnen sind auch mehrere Familien mit kleinen Kindern. Nachdem es zunächst hieß, alle Passagiere und Besatzungsmitglieder seien in Sicherheit, teilte die griechische Küstenwache am Nachmittag mit, elf Menschen würden noch vermisst. Ein bulgarischer und ein türkischer Fernfahrer, die auf einem Garagendeck des brennenden Schiffes eingeschlossen waren, meldeten sich per Handy bei der Notrufzentrale. Die beiden Männer schliefen offenbar in ihren Lastwagen, als sie vom Feuer überrascht wurden. Rettungsmannschaften konnten die beiden Männer am späten Freitagnachmittag von Bord holen und in Sicherheit bringen.

Erinnerungen an Unglück vor acht Jahren

Videoaufnahmen von Bord eines Hubschraubers der griechischen Marine zeigten die rußgeschwärzten Aufbauten des Schiffes und Dutzende ausgebrannte Lastzüge auf dem obersten Garagendeck. Nach Angaben der Reederei transportierte die Fähre 239 Passagiere und 51 Besatzungsmitglieder sowie 153 Lkw und 32 Pkw. Aber wie viele Menschen tatsächlich an Bord waren, ist unklar. Nicht selten gibt es an Bord der Adria-Fähren „blinde Passagiere“: Immer wieder gelangen Migranten, die von Griechenland nach Italien wollen, trotz der scharfen Kontrollen an Bord der Schiffe.

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Das Feuer an Bord der „Euroferry Olympia“ war nicht das erste Unglück dieser Art in der Adria. Am 28. Dezember 2014 brach an Bord der Fähre „Norman Atlantic“ nordwestlich von Korfu ein Feuer aus. Das Schiff war unterwegs von Igoumenitsa zum italienischen Hafen Ancona. In einer dramatischen Rettungsaktion in stürmischer See konnten 452 Menschen von Bord des brennenden Schiffes evakuiert werden. Zehn Menschen wurden tot geborgen, mindestens 18 werden bis heute vermisst. Die genaue Zahl der Todesopfer ist unklar, weil man nicht weiß, ob sich Migranten an Bord befanden. Im November 1999 starben bei einem Brand auf der Adria-Fähre „Superfast III“ 14 Migranten. Sie hatten sich auf einem der Geragendecks versteckt.

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