Nach Probephase: Nackte Brüste in Göttinger Freibädern künftig dauerhaft erlaubt
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Die "Badeordnung-Ergänzung" läuft am 31. August aus - das war die Probephase. Nun soll sie verlängert werden.
© Quelle: Swen Pförtner/dpa
Göttingen. Die Ausnahme soll zur Regel werden: In der Stadt Göttingen sollen auch künftig alle Menschen an bestimmten Tagen mit nacktem Oberkörper Schwimmen gehen dürfen. Der Sportausschuss der Stadt soll in seiner kommenden Sitzung am 15. September eine entsprechende Regelung beschließen, wie die Stadt mitteilte. Seit Mai dürfen alle Menschen in den vier städtischen Bädern der südniedersächsischen Stadt an Wochenenden oben ohne Schwimmen – unabhängig von ihrem Geschlecht.
Die Testphase für die neue Badeordnung läuft am Mittwoch aus. Bis zur Sportausschusssitzung am 15. September soll sie übergangsweise fortgeführt werden, ehe sie im Ausschuss voraussichtlich dauerhaft verlängert wird. Auch weiterhin soll die Regelung für das Zeigen nackter Oberkörper nur an Wochenenden gelten.
„Regelung von allen Seiten gut angenommen“
„Festzuhalten ist, dass die Regelung von allen Seiten gut angenommen wurde“, sagte ein Sprecher der Stadt. In den drei Freibädern wurde die neue Möglichkeit demnach öfter als im Spaßbad Eiswiese genutzt – „etwa von vier bis fünf als Frauen gelesenen Personen pro Bad und Tag“. Aus Sicht der Göttinger Sport- und Freizeit GmbH (GöSF) spreche nichts gegen eine Fortsetzung der Regelung.
Auslöser für den Beschluss war eine Person, die sich weder als Frau noch als Mann sieht. Im August 2021 ging sie deshalb oben ohne baden. Das Schwimmbad sah sie als Frau an und sprach deswegen von einem Verstoß gegen die Badeordnung. Anschließend gab es viele Debatten in der Stadt.
„Bündnis Gleiche Brust für Alle“ setzte sich für Lockerung der Regeln ein
Die Aktivisten-Gruppe „Bündnis Gleiche Brust für Alle“ setzte sich für eine Lockerung der Regeln ein. „Die Testphase seit Mai ist, wie von uns erwartet, ohne größere Probleme vonstattengegangen“, teilte eine Sprecherin mit. In den Freibädern habe es allerdings keine Hinweisschilder gegeben, kritisierte sie. Das Bündnis fordert, die Regelung auf alle Wochentage auszuweiten. Da auch die GöSF von einer gut verlaufenen Testphase spreche, gebe es „keine Berechtigung, die Gleichberechtigung in den öffentlichen Schwimmbädern weiter einzuschränken“, hieß es.
Die Regelung sorgte in den vergangen Wochen auch über die Grenzen der Stadt hinaus für Diskussionen und Aufregung. Auch Medien in Amerika oder Asien berichteten über die Entscheidung aus Göttingen. In einem Bremer Freibad etwa protestierten Frauen im Juli mit entblößtem Oberkörper. Dort müssen weiblich aussehende Menschen bisher ihre Brüste bedecken.
Ähnliche Regelung in Kiel
Die Stadt Kiel beschloss vor wenigen Tagen eine ähnliche Regelung wie Göttingen. Dort müssen Menschen für das Baden und Schwimmen künftig nur noch mindestens die primären Geschlechtsorgane, also die Lendenregion, bedecken.
RND/dpa