Mutmaßliches Weinstein-Opfer schildert Leid nach Vergewaltigung in Luxushotel
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Zum zweiten Mal steht der frühere Filmmogul Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe vor Gericht.
© Quelle: Etienne Laurent/EPA Pool/AP/dpa
Los Angeles. Im zweiten Prozess gegen Harvey Weinstein hat ein mutmaßliches Opfer von jahrelangen Gefühlen der Scham und des Ekels nach sexuellen Übergriffen berichtet, die sie dem früheren Filmmogul vorwirft. Nach jenem Tag, an dem sie Weinstein in ihr Hotelzimmer in Los Angeles gelassen habe, habe sie begonnen, heftig zu trinken, sagte die Frau, die als Model und Schauspielerin in Rom arbeitet, am Dienstag (Ortszeit) im Zeugenstand. „Ich zerstörte mich selbst. Ich fühlte mich sehr schuldig. In erster Linie, weil ich diese Tür öffnete.“
Die Frau trat schon am Montag als erste Klägerin von insgesamt acht in den Zeugenstand, am Dienstag wurde die Befragung fortgesetzt. Der 70-jährige Weinstein ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem wegen Vergewaltigung und anderer sexueller Übergriffe. Weinstein hat auf unschuldig plädiert - wie schon im New Yorker Prozess, an dessen Ende er 2020 wegen sexuellen Missbrauchs einer Produktionsassistentin und einer angehenden Schauspielerin zu 23 Jahren Haft verurteilt worden war.
Weinstein soll Frauen in Luxushotels sexuell bedrängt oder missbraucht haben
Die meisten Frauen gaben laut der Anklageschrift für die Verhandlung in Los Angeles an, bei angeblichen Geschäftsterminen in Luxushotels von Weinstein sexuell bedrängt oder missbraucht worden zu sein. Die Frau, die am Dienstag aussagte, schilderte indes ihre Verwunderung, als der berühmte Filmproduzent im Februar 2013 spätnachts an ihre Hoteltür geklopft habe. Kurz zuvor sei sie Weinstein beim Italia Filmfestival in Los Angeles begegnet.
Da sie unter einem Pseudonym ins Hotel eingecheckt habe, habe sie sich nicht erklären können, wie er überhaupt ihre Zimmernummer habe herausfinden können. Sie habe ihn hineingelassen und sich nichts dabei gedacht. Doch schnell sei Weinstein sexuell aggressiv geworden.
Klägerin: Vergewaltigung durch Weinstein im Badezimmer
Ihre Muttersprache sei Russisch und ihr Englisch damals sehr schlecht gewesen. Sie habe befürchtet, dass sie womöglich Signale gesendet habe, die Weinstein missverstanden haben könnte. Er habe sie auf ihrem Hotelbett zum Oralsex gezwungen. Immer wieder habe sie Nein gesagt. Sie habe Angst vor dem körperlich überlegenen Weinstein gehabt. Als er sie dann ins Badezimmer geschleppt habe, um sie zu vergewaltigen, sei sie „einfach gefroren, so als ob mein Körper nicht gehorchte“.
Weinsteins Verteidiger bestreiten den Tathergang
Weinsteins Anwalt Mark Werksman hatte im Eröffnungsplädoyer erklärt, die Frauen hätten einvernehmlichen Sex mit seinem Mandanten gehabt und ihre Vorwürfe später erst unter dem Eindruck der #MeToo-Bewegung erhoben, durch die der Fall Weinstein 2017 massiven Auftrieb bekam. Doch bei der ersten Zeugin bestritten seine Verteidiger, dass sich die Geschehnisse im Hotelzimmer so zugetragen hatten wie von ihr beschrieben. Im Kreuzverhör befragte Weinsteins Anwalt Alan Jackson die Frau zu dem Umstand, dass weder Unterlagen, noch Aufnahmen von Überwachungskamera oder andere Beweise den Ex-Filmmogul mit dem Hotel in Verbindung brächten, in dem sie von ihm vergewaltigt worden sein soll.
Jackson wollte von ihr auch wissen, wie Weinstein ihre Raumnummer in Erfahrung habe bringen können und zu ihrem Zimmer vorgelassen worden sei. Und warum habe sie sich nicht beim Hotelpersonal beschwert, fragte er. „Wegen dem, was mir widerfahren war“, antwortete die Frau. „Weil ich nicht wollte, dass irgendjemand davon erfährt.“ Jackson fragte sie dann, ob sie danach tatsächlich wochenlang im gleichen Hotel geblieben sei und nicht einmal das Zimmer gewechselt habe. Sie bejahte. Am Mittwoch sollte sie in den Zeugenstand zurückkehren.
RND/AP