Städte setzen wegen Hitze auf „Heat Officers“: Wären sie auch in Deutschland denkbar?
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Ein Mann trocknet sich den Schweiß auf der Stirn.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Der Klimawandel hat zur Folge, dass es weltweit immer heißer wird. Besonders in dicht besiedelten Städten schnellen die Temperaturen in die Höhe. Auch auf Deutschland kommt Mitte Juli wieder eine Hitzewelle zu – Meteorologinnen und Meteorologen erwarten bis zu 40 Grad in Teilen der Bundesrepublik. Immer wieder kommen Menschen infolge extremer Hitze ums Leben. In Deutschland alleine gab es in den Jahren 2018 bis 2020 Tausende hitzebedingte Sterbefälle.
Um die Hitze vor allem in den Städten zu reduzieren, oder zumindest besser damit umgehen zu können, wurde in einigen Städten auf der Welt ein neues Berufsbild für diese Problematik geschaffen, genannt „Heat Officer“ (zu deutsch etwa „Hitzebeamter“ oder „Hitzebeamtin“). In Santiago de Chile, Miami, Phoenix und Freetown gibt es sie bereits. Seit letztem Jahr auch in der ersten europäischen Metropole: in der griechischen Hauptstadt Athen.
Was machen „Heat Officers“?
Da der Beruf noch neu ist, gibt es noch keine allgemeingültige Definition, welche Tätigkeiten „Heat Officers“ ausüben. In den Städten, wo es sie bereits gibt, sorgen sie unter anderem dafür, dass mehr Grünflächen die Städte kühlen, der Verkehr reduziert wird und sich Seniorinnen und Senioren in kühlen Räumen aufhalten können, wie das „Enorm-Magazin“ berichtete.
Zu den Aufgaben der „Heat Officers“ zählen demnach außerdem, sich darum zu kümmern, dass sich in der Hitze keine Tropenkrankheiten ausbreiten und sich auch ältere, kranke und finanziell arme Menschen anpassen können.
Europas erste „Hitze-Beamtin“: Hitzetote sind „systematisch untererfasst“
Eleni Myrivili ist seit Sommer 2021 Europas erste „Hitzebeamtin“ in Athen. Im Gespräch mit dem Portal Innovation Origins beschrieb sie ihre Tätigkeit so: Sie müsse sicherstellen, „dass das große Problem der Hitze nicht unter dem Radar bleibt, wie es derzeit der Fall ist. Diskussionen und Maßnahmen zum Klimawandel konzentrieren sich auf Probleme wie Überschwemmungen und Waldbrände, aber kaum auf Hitze. Als ob die Hitze nicht auch das Problem wäre“, sagte sie. Entscheidungsgewalt habe sie allerdings keine. Sie sei nur beratend tätig, setze sich jedoch dafür ein, dass ihr Beruf in der Verwaltung verankert wird. „Das würde die Position sehr viel effektiver machen“, betonte Myrivili.
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In diesem Sommer wird in Athen ein Pilotprojekt zur Analyse von Daten starten, um Hitzewellen zu kategorisieren, erklärt sie weiter. „Wir werden meteorologische Daten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind aus den letzten 30 Jahren nehmen und sie mit der Sterblichkeitsrate verknüpfen. Auf diese Weise wollen wir herausfinden, wie sich extreme Hitze auf die Sterblichkeitsrate auswirkt.“ Warum das wichtig ist? „Wir nehmen die eingetragene Todesursache nicht als solche an, denn selten gibt ein Arzt auf dem Totenschein ‚Hitze‘ als Ursache an. Der Tod wird eher auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zurückgeführt. Es gibt also eine systematische Untererfassung. Wir stellen den Zusammenhang zwischen der Übersterblichkeit und der Hitze dar“, erklärte Myrivili.
„Heat Officers“ auch in Deutschland?
Überlegungen, Hitzebeamte auch in deutschen Städten zu installieren, habe es laut Alexander Handschuh, Pressesprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, noch keine gegeben. Aber: „Natürlich haben die Städte und Kommunen das Thema auf dem Zettel und wirken dem schon entgegen“, sagt er auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Beispiele seien „Cooling Zones“ (Abkühlzonen) in den Städten. Vorbild könnte da zum Beispiel Wien sein. Die Stadt hat einen Hitzeaktionsplan präsentiert, der in den Bezirken frei zugängliche Räume zum Abkühlen bereitstellt.
Eine Person für den Kampf gegen Hitze abzustellen, hält Handschuh persönlich für zu kurz gegriffen. „Dieses Problem muss ganzheitlich angegangen werden“, erklärt er. Mittel- und langfristig müssten dazu die Städte umgebaut werden. „Mehr Grünzonen, mehr Wasser und die Errichtung von Klimaschneisen“ seien nur einige Beispiele, wie sich die Städte in Zukunft verändern müssten.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat sich auf RND-Nachfrage bislang nicht zum Berufsbild der „Heat Officers“ geäußert.
mit dpa
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