Iranische Mutter getöteter Teenagerin berichtet von Polizeivorgehen
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Polizeikräfte an, die Demonstranten während eines Protestes gegen den Tod einer jungen Frau zerstreuen (Symbolfoto)
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
Dubai. Die Mutter einer während der Proteste im Iran getöteten 16-jährigen hat die offizielle Version zum Tod ihrer Tochter in Frage gestellt. Irans Polizeichef, General Hossein Aschtari, hatte erklärt, Nika Schakarami sei während einer Versammlung von einem hohen Gebäude in den Tod gestürzt. Ihre Mutter Nasreen Schakarami sagte dagegen, sie sei im Zuge des harten Vorgehens gegen die Proteste im Land aufgrund von Schlägen gegen den Kopf gestorben.
Die Behörden hätten den Tod ihrer Tochter zudem neun Tage geheim gehalten und ihre Leiche dann aus einem Leichenhaus geholt, um sie in einem abgelegenen Gebiet gegen den Wunsch der Familie zu verscharren.
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© Quelle: Matthias Schwarzer
Mutter erklärt Vorfälle in Videobotschaft
Nasreen Schakarami äußerte sich am Donnerstag in einer Videobotschaft an Radio Farda, den persischsprachigen Arm des US-finanzierten Senders Radio Farda. Der forensische Bericht habe gezeigt, dass ihre Tochter an wiederholten Schlägen gegen den Kopf gestorben sei, sagte sie. Ihr Körper sei äußerlich intakt gewesen, doch seien einige ihrer Zähne, Knochen in ihrem Gesicht und am hinteren Teil ihres Schädels gebrochen gewesen.
Die 16-Jährige habe am 19. September ihr Zuhause in der Hauptstadt Teheran verlassen, um sich den Protesten anzuschließen. Sie hätten mehrfach telefoniert, dabei habe sie ihre Tochter gebeten, nach Hause zu kommen. Dann sei das Mobiltelefon aus gewesen, nachdem die Jugendliche mit Freunden vor Einsatzkräften geflüchtet sei.
Die Suche nach ihr sei erfolglos geblieben, am zehnten Tag nach ihrem Verschwinden hätten die Behörden den Leichnam zunächst übergeben und ihn schließlich wieder entführt.
Nika Schakarami als Ikone der Demonstrationen
Nika Schakarami ist durch ihren Tod zur jüngsten Ikone der Proteste geworden, die sich nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei im Land ausbreiteten und als schwerste Bedrohung seit Jahren für die herrschenden Eliten im Iran angesehen werden.
Amini war vorgeworfen worden, ihr Kopftuch zu locker getragen und damit ihr Haar nicht ausreichend bedeckt zu haben. Versuche der Behörden, den Tod Schakaramis als Unfall darzustellen, könnten ein Zeichen der Sorge sein, dass der Fall die Wut auf die Regierung noch weiter anfacht.
Amnesty International: Über 60 Menschen von Polizisten getötet
Am Samstag gehen die oft von jungen Frauen angeführten Proteste in ihre vierte Woche. Landesweit nehmen Frauen und Mädchen ihre Kopftücher ab und schwenken sie, während sie den Sturz der Regierung fordern. Menschenrechtsgruppen glauben, dass in den vergangenen drei Wochen Dutzende Protestteilnehmer getötet wurden.
Amnesty International veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht, nach dem bei dem bislang wohl tödlichsten Zwischenfall in der Stadt Zahedan am 30. September mindestens 66 Menschen von iranischen Sicherheitskräften getötet wurden, darunter auch Kinder.
RND/AP
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