Ist die Schamfrist vorbei? Mehrere im Zuge der #MeToo-Bewegung als Sextäter identifizierte oder beschuldigte Stars versuchen ein Comeback – etwa Komiker Louis C. K. Nur wenige Fälle landeten vor Gericht. Ist es schon Zeit für eine zweite Chance?
Der Mann trägt einen blauen Schlabberpulli und ein schiefes Grinsen. Hinter ihm auf der Bühne im ausverkauften Hulu-Theater im New Yorker Madison Square Garden stehen fünf riesige, rote Leuchtbuchstaben: „SORRY“ steht da. Aber um eine Entschuldigung geht es Louis C. K. wahrlich nicht in seinem neuen Comedyspecial. Bob Dylan singt vom Band: How does it feel? / To be without a home / Like a complete unknown?, und dann reißt es die Fans von den Sitzen. Standing Ovations. Sie lachen schon, wenn C. K. sich nur räuspert.
Louis C. K., der alte Zyniker, gibt sich kurz optisch zerknirscht im Rahmen seiner Möglichkeiten. Jeder im Saal weiß, dass er vor fremden Frauen masturbiert hat. Aber dann beginnt er zu sprechen. Und es herrscht kein Zweifel mehr: Hier beharrt ein Entertainer auf seinem Recht, Gnade und Gehör zu finden. „Meine Lieblingsposition beim Sex“, lautet gleich sein erster Satz, „ist Reverse Cowgirl – aber ich sitze oben.“ Ein Sexwitz zum Auftakt.