200 Babys und neun Mütter gestorben
Ein Report offenbart Mängel in der Geburtshilfe in England. Babys und Mütter mussten wegen mangelnden Kontrollen und schlecht organisierten Arbeitsabläufen sterben, der Bericht verweist auf mehr als 200 Tote. Eine schnelle Lösung für das Problem gibt es jedoch nicht.
London. Sie freuten sich auf ihren Nachwuchs. Vertrauten darauf, dass sie mit einem gesunden Kind nach Hause gehen würden. Doch es kam anders. Was Ruth und ihr Partner erlebten, gleicht einem Albtraum. Als die schwangere Deutsche schon auf der Geburtsstation in einer Klinik im Londoner Osten lag, als die Herztöne ihres Babys immer schlechter wurden und sie sich zunehmend Sorgen machte, hieß es nur, alles sei in Ordnung. Schließlich holte man ihren Sohn in der kommenden Nacht per Notfallkaiserschnitt auf die Welt. Er musste wiederbelebt werden und starb schließlich drei Tage nach der Geburt am 1. Oktober vergangenen Jahres. „Unser Baby hätte leben können, doch jetzt ist es tot“, sagt Ruth, die wegen des laufenden Verfahrens nur mit dem Vornamen genannt werden will.
Was Ruth in der Klinik widerfuhr, ist kein Einzelfall, wie sich jetzt zeigt. Eine in dieser Woche veröffentlichte Studie durch ein unabhängiges Komitee, von der Presse „Ockenden Report“ genannt, weist auf Probleme innerhalb der Geburtshilfe des nationalen Gesundheitssystems NHS hin. Einem Bericht aus der Region Shrewsbury and Telford nahe Birmingham zufolge starben mehr als 200 Babys und neun Mütter infolge mangelnder Versorgung. Bei knapp 100 weiteren Kindern traten Hirnschäden auf, die laut Expertinnen und Experten vermeidbar gewesen wären. Betrachtet wurden die Fälle von knapp 1500 Familien von 1998 bis 2017.