Massaker auf dem Kiwakumbaih: indigene Kinder, Frauen und Männer getötet
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Die Luftaufnahme zeigt von „Siedlern" eingenommenes Land, das dem indigenen Volk der Miskito gehörte. (Archivfoto)
© Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Die tödliche Jagd begann kurz vor Sonnenuntergang, die Opfer hatten keine Chance: Fotos und Videos, die die Täter selbst aufnahmen, zeigen die verstümmelten Körper der 13 indigenen Mayangna und Miskito. Einige wurden enthauptet, anderen unter dem Gejohle der Killer Teile aus dem Korso herausgeschnitten. All das auf dem Kiwakumbaih, einem Hügel, der eigentlich eine heilige Stätte und zugleich traditionelles Jagd- und Fischereigebiet für die indigene Bevölkerung Nicaraguas ist.
„Das war ein grausames Massaker und eine Warnung“, sagt eine Mitarbeiterin einer kirchlichen Organisation im Telefongespräch. Ihren Namen will sie nicht nennen: „Das wäre auch mein Todesurteil.“ Derartige Massaker häufen sich in Nicaragua, berichtet sie. Damit sollen andere indigene Gemeinden, die sich ebenfalls auf wirtschaftlich attraktivem Gebiet befinden, Angst gemacht werden, dass sie freiwillig fliehen. Zwangsvertreibung ist eine der Voraussetzungen, damit Landraub überhaupt gelingen kann. Deswegen auch die Fotos und Videos von dem Massaker.
In dieser Woche führte die NGO Global Witness das linksregierte Nicaragua als eines der gefährlichsten Länder der Welt für Umweltschützer auf. Ganz offenbar nimmt die Regierung des international wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen umstrittenen sandinistischen Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo diese strukturelle Gewalt bewusst in Kauf. Der Ortega-Clan hat das Land unter sich aufgeteilt: Ortega, seine Ehefrau Rosario Murillo als Vizepräsidentin sowie die Kinder des Paares, die an Schlüsselstellen in Wirtschaft und Medien sitzen, sind eng verwoben mit den wichtigsten und größten Unternehmen des Landes. Großen Eifer, diese Massaker aufzuklären und zu stoppen, zeigen sie nicht.
„Geplante Hinrichtungen“
„Unüberhörbar ist das Schweigen der Polizei zu diesem Massaker, das die Hinterbliebenen zusätzlich traumatisiert“, sagt Regina Sonk von der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Sie bekommen vermittelt, dass ihr Leid keine Rolle spielt. Denn hier geht es nicht nur um das Eindringen in Naturschutzgebiete und indigene Territorien, sondern um mutmaßlich geplante Hinrichtungen. Die Politik muss solche Vergehen endlich mit angemessenen Strafen versehen und das Gesetz unmissverständlich durchsetzen.“
Die Polizei aber ist ein enger Partner des Ortega-Regimes, das seit Jahren Proteste und Demonstrationen gewaltsam unterdrückt. Die Massenproteste 2018 entzündeten sich daran, dass junge mutige Studenten auf die Straße gingen, weil sie eine gezielte Brandrodung in einem Naturschutzgebiet vermuteten und die Regierung zum Handeln aufforderten. Stattdessen wurde auf sie geschossen.
Wie in Brasilien, Kolumbien oder Venezuela, wo es ähnlich brutale Massaker und Hinrichtungen von indigener Bevölkerung gibt, weil sie illegalen Holzfällern, Goldsuchen, der Drogenmafia oder einer Fläche fressenden Agrarindustrie im Wege stehen, werden brutale Methoden wie aus Zeiten der Kolonialisierung angewandt. Auch in Nicaragua vermuten lokale Menschenrechtsverteidiger hier die nicht enden wollende Nachfrage nach Holz, Gold und Rohstoffen den Grund für die gezielte Ausrottung der indigenen Bevölkerung, allerdings nahezu unbeachtet von der Weltöffentlichkeit.