Schwere Vorwürfe vor Katar-WM

Ermittlungen gegen französischen Konzern: Moderne Sklavenarbeit auf WM-Baustellen?

Eine Baustelle vor der Skyline in Doha im Vorfeld der Fußball-WM (Archivfoto).

Eine Baustelle vor der Skyline in Doha im Vorfeld der Fußball-WM (Archivfoto).

Hannover/Paris. Gegen ein französisches Bauunternehmen sind wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen auf WM-Baustellen in Katar offiziell Ermittlungen eingeleitet worden. Bei den Vorwürfen geht es um Zwangsarbeit, menschenunwürdige Wohn- und Arbeitsbedingungen und unzureichender Bezahlung von Wanderarbeiterinnen und ‑arbeitern, teilte die Menschenrechtsorganisation Sherpa am Mittwoch mit.

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Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Nanterre bei Paris bestätigte die von einem Richter angeordneten Ermittlungen gegen das Unternehmen Vinci Construction Grands Projets, einer Tochter des französischen Baukonzerns Vinci, am Donnerstag gegenüber CNN.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sherpa reisten eigenen Angaben zufolge bereits 2014 nach Katar, um auf den Baustellen zur Fußball-WM Beweise für die vermeintlich unzureichenden Arbeitsbedingungen zu sammeln. In ihrer Mitteilung nennt die Menschenrechtsorganisation unter anderem Zwangsarbeit während extremer Hitze über 45 Grad und ohne Versorgung mit Wasser, Passentzug und schlechte Wohnbedingungen mit mangelhaften sanitären Einrichtungen und ohne Klimaanlagen.

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Der Klageschrift, die 2019 eingereicht wurde und in der zwölf ehemalige Bauarbeiter als Zeugen genannt werden, schloss sich die französische Menschenrechtsorganisation Comité contre l’Esclavage Moderne an.

Lesben- und Schwulenverband fordert Reisewarnung für Katar vor der WM

Die Aussagen des katarischen WM-Botschafters über Homosexuelle seien „verstörend und dennoch keine Überraschung“.

„Unternehmen stehen nicht über dem Gesetz. Diese Anklage ist ein starkes Signal gegen die Straflosigkeit multinationaler Konzerne. Sie zeigt, dass der Einsatz von Zwangsarbeitern in ihren Wertschöpfungsketten strafrechtlich verfolgt werden kann“, wird Sherpa-Geschäftsführerin Sandra Cossart in der Mitteilung zitiert.

Seit Jahren Kritik an Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen

Ein Anwalt von Vinci Construction Grands Projets wies die Vorwürfe gegenüber CNN zurück und kündigte an, man werde die Entscheidung des Richters, Ermittlungen zuzulassen, anfechten. Er bemängelte fehlende Zeit für die Vorbereitung auf die Anhörung in dieser Woche und sprach von mangelhaften Beweisen für die Vorwürfe.

Seit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Katar (20. November bis 18. Dezember) wird regelmäßig Kritik wegen der dortigen Menschenrechtslage und der Situation der vielen Arbeiter aus aller Welt laut. Der britische „Guardian“ berichtete Anfang 2021 über 6500 tote Arbeiterinnen und Arbeiter aus fünf asiatischen Ländern auf den Baustellen des Emirats in den vergangenen zehn Jahren.

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Am Donnerstag legte zudem eine Menschenrechtsorganisation neue, detaillierte Vorwürfe zur Ausbeutung von Arbeitern in den WM-Stadien vor. Die aus Billiglohnländern stammenden Arbeiter seien Diskriminierung ausgesetzt gewesen, hätten ihre Löhne nicht bekommen und seien misshandelt und geschunden worden, hieß es in dem Bericht der Organisation Equidem mit Sitz in London. Für den 75 Seiten langen Bericht sprach die Organisation nach eigenen Angaben über einen Zeitraum von zwei Jahren mit 60 Arbeitern, die alle anonym bleiben wollten.

RND/seb/AP

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