Moderner Fünfkampf: keine Strafe für Schleu, Trainerin muss zu Seminar zum Umgang mit Tieren
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Annika Schleu (rechts) und Bundestrainerin Kim Raisner (links) stehen nach dem Reitdrama im Fokus.
Einen Monat nach dem Reitdrama um die moderne Fünfkämpferin Annika Schleu, die bei Olympia unter Tränen auf das ihr zugeloste Pferd Saint Boy einschlug, weil es sich im Parcours verweigerte, meldet sich der Internationale Verband für Modernen Fünfkampf, der UIPM, noch einmal dazu. Ein Disziplinarausschuss habe nun seine Überprüfung der Ereignisse abgeschlossen. Das Fazit: Die Reiterin wird nicht für ihr Verhalten bestraft, die Trainerin Kim Raisner jedoch muss mit Konsequenzen rechnen.
„Das Gremium stellte fest, dass Kim Raisner, die Deutschland als Trainerin vertritt, gegen die UIPM-Wettbewerbsregeln verstoßen hat, indem sie ein Pferd geschlagen und ihre Athletin ermutigt hat, dasselbe zu tun“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes dazu. Raisner hatte das Pferd einmal von der Seite aus mit der Faust geschlagen und zu Schleu unter anderem gesagt: „Hau richtig drauf.“ Die Worte waren deutlich in der Fernsehübertragung zu hören.
Trainerin Raisner wurde nach dem Vorfall von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen
Bundestrainerin Kim Raisner war nach dem Vorfall beim Frauenwettkampf im modernen Fünfkampf durch den Weltverband von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen worden. Diese Entscheidung vom 7. August bestätigte das Gremium nun noch einmal. Außerdem erteile das Gremium der Trainerin einen „offiziellen Verweis“ und warnte sie, dass jede Wiederholung ihres Verhaltens dazu führen könne, dass sie ihr UIPM-Trainerzertifikat sowie die Erlaubnis, bei UIPM-Wettbewerben zu coachen, verlieren würde.
Zudem ordnete das Gremium demnach für Kim Raisner an, „zum frühestmöglichen Zeitpunkt und vor ihrer Teilnahme an einem von der UIPM genehmigten Wettbewerb an einem Trainerausbildungsseminar auf der entsprechenden Ebene teilzunehmen, das ein Modul zur humanen Behandlung von Tieren enthält“.
„Ihr Verhalten war schockierend für die Welt“
Neben den für Raisner angekündigten Konsequenzen heißt es in der Mitteilung aber auch: „Das Gremium würdigt den persönlichen Beitrag von Frau Raisner über viele Jahre im Sport des modernen Fünfkampfs, sowohl als Spitzensportlerin als auch als Nationaltrainerin. Ihre sportliche und berufliche Bilanz zeichnet sich durch ein vorbildliches Verhalten aus.“ Die Ereignisse vom 6. August bei Olympia werden „als Anomalie“ in ihrer Karriere bezeichnet. „Aber (…) ihr Verhalten, das Pferd Saint Boy zu schlagen und ihre Athletin zu ermutigen, dasselbe zu tun, war, ungeachtet des Grundes, schockierend für dieses Gremium und für die Welt. Das ungeheuerliche Verhalten von Frau Raisner kann nicht ungestraft bleiben.“
Zur Reiterin heißt es in dem UIPM-Statement konkret: „Annika Schleu, die Deutschland als Athletin vertritt, wurde des übermäßigen Gebrauchs von Peitsche und Sporen nicht schuldig befunden und es werden keine Maßnahmen ergriffen.“ Es sei festgestellt worden, „dass der Einsatz von Peitsche oder Sporen nicht übermäßig war, und obwohl die Situation sowohl für Reiter als auch für Pferd sicherlich besorgniserregend war, kam das Gremium zu dem Schluss, dass keine Fragen zum Tierschutz zu beantworten sind und dass keine Maßnahmen ergriffen werden müssen“. Schleu hatte sich zuvor schon öffentlich gerechtfertigt und Tierquälereivorwürfe zurückgewiesen.
RND/hsc