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Mutmaßlicher Todesschütze von Boulder neigte zu Wutausbrüchen

Ort der entsetzlichen Bluttat: Polizisten stehen am Tatort vor dem Supermarkt. Ein Schütze hat im US-Bundesstaat Colorado zehn Menschen getötet.

Ort der entsetzlichen Bluttat: Polizisten stehen am Tatort vor dem Supermarkt. Ein Schütze hat im US-Bundesstaat Colorado zehn Menschen getötet.

Boulder. Der mutmaßliche Todesschütze von Boulder im US-Staat Colorado neigte nach Angaben von Ermittlern und Bekannten zu Jähzorn. Der 21-jährige Ahmad A. sei 2018 der Schule verwiesen worden, weil er einen Mitschüler bewusstlos geschlagen habe, hieß es in einer Polizeierklärung. Ein Sportskamerad des Verdächtigen berichtete, dieser habe nach einer Wettkampfniederlage gedroht, alle umzubringen. A. wurde wegen Verdachts auf zehnfachen Mord ins Gefängnis gebracht und sollte am Donnerstag erstmals vor Gericht erscheinen.

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Sechs Tage vor dem Angriff kaufte Ahmad A. das Sturmgewehr

Über das Motiv wurde noch nichts bekannt; die Polizei ging zunächst von einem Einzeltäter aus. Der Verdächtige Ahmad A. habe die Tatwaffe, ein halbautomatisches Sturmgewehr mit der Typbezeichnung AR-15, sechs Tage vor dem Angriff gekauft, hieß es im Haftbefehl. Es war der Tag des Massakers an asiatisch-amerikanischen Personen in Georgia, wie die „Washington Post“ betonte.

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Unter den Todesopfern war ein Polizist, der als erster Beamter am Tatort eintraf. US-Präsident Joe Biden würdigte den 51-jährigen Polizisten als „Definition eines amerikanischen Helden“. Die neun anderen Opfer waren laut Polizei zwischen 20 und 65 Jahre alt.

Ein Opfer lag tot in seinem Auto auf dem Nachbarparkplatz des Täters

Ein Opfer wurde erschossen in einem Auto gefunden, neben dem der Tatverdächtige seinen Wagen parkte, der seinem Bruder gehört. Ein älterer Mann wurde auf dem Weg von da in den Supermarkt von mehreren Kugeln tödlich getroffen. In dem Markt kam es am Montagnachmittag zu einem Feuergefecht mit der Polizei, bei dem der Tatverdächtige verletzt wurde.

Hunderte Polizisten aus dem Großraum Denver wurden zum Tatort beordert. Unter dem Schutz kugelsicherer Schilde wurden verängstigte Kunden aus dem Supermarkt gebracht. „Das ist eine Tragödie und ein Alptraum für Boulder County“, sagte Staatsanwalt Michael Dougherty. „Das waren Leute, die ihrem Tagesablauf nachgingen, einkauften.“

Familienangehörige sagen, Ahmad A. habe psychische Probleme

Familienangehörige des Verdächtigen sagten nach Angaben der Polizei, der 21-Jährige, eines von elf Geschwistern einer Familie, die laut „Washington Post“ vor 20 Jahren aus Syrien emigrierte, habe psychische Probleme. Er habe manchmal gesagt, dass er verfolgt oder gejagt werde. Ein Sportkamerad sagte, im Zorn verliere A. die Kontrolle über sich. „Das ist nicht mehr er selbst. An diesem Punkt ist er nicht mehr aufzuhalten“, sagte er. Bevor A. seinen Mitschüler zusammenschlug, soll er diesem vorgeworfen haben, ihn rassistisch beleidigt zu haben.

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In der „Washington Post“ wird ein ehemaliger Klassenkamerad aus Ahmad A.‘s High-School-Tagen zitiert. Er sei ein ziemlich ruhiger Junge gewesen, sagt Mark D. über seinen Mitschüler an der Arvada West High School. „Er war kein angesagtes Kind. Und er war auch nicht sowas wie der High-School-Loser. Er war irgendwas dazwischen. Er war so wie ich, denke ich.“

Ein Cousin: „Ahmads Familie sind alles gute Leute“

Auch ein Cousin aus Syrien äußerte sich in der Zeitung ungläubig über die Tat seines Verwandten: „Das ergibt keinen Sinn. Wie kann das wahr sein? Ahmads Familie sind alles gute Leute. Sie hatten nie Probleme – weder in Syrien noch in den USA.“ Ahmad A.‘s Familie betreibt einige Restaurants, die Speisen aus dem Mittleren Osten anbieten, wie ein örtlicher Nachrichtensender bekannt gab.

Boulder liegt etwa 40 Kilometer nordwestlich von Denver und ist Sitz der University of Colorado. In dem US-Staat kam es bereits in der Vergangenheit zu Überfällen mit Schusswaffen und zahlreichen Toten, darunter zum Massaker an der Columbine High School 1999 und zu einem Überfall auf ein Kino in Aurora 2012.

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Boulder – 2021 schon der siebte Amoklauf in den USA

Landesweit war es in diesem Jahr in den USA die siebte Tat, bei der ein Schütze zahlreiche Menschen tötete, wie aus einer Zusammenstellung der Nachrichtenagentur AP, der Zeitung „USA Today“ und der Northeastern University hervorgeht. Zuletzt erschoss ein junger Mann am 16. März in drei Massagestudios im Großraum Atlanta acht Menschen.

Das Ermittlungsdetail, dass wieder ein quasi militärisches Sturmgewehr benutzt wurde, ließ die Diskussion über strengere Schusswaffengesetze wieder aufflammen. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, die Zeit des Nichtstuns sei vorüber, „genug ist genug“. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte vehement Vorstöße für restriktivere Waffengesetze blockiert.

RND/AP/big

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