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Novak Djokovic in „Hotel-Haft“ mit Asylbewerbern: Flüchtlinge hoffen auf Aufmerksamkeit für Situation

Polizisten stehen vor dem Hotel, in dem Novak Djokovic untergebracht ist – und mit ihm viele Asylsuchende, die durch den Fall nun auf mehr Aufmerksamkeit für ihre Situation hoffen.

Polizisten stehen vor dem Hotel, in dem Novak Djokovic untergebracht ist – und mit ihm viele Asylsuchende, die durch den Fall nun auf mehr Aufmerksamkeit für ihre Situation hoffen.

Melbourne. Ein australisches Gericht wird am Montag über Novak Djokovics Abschiebung entscheiden. Der Tennisstar wollte eigentlich seinen Titel bei den Australian Open verteidigen, doch bei der Ankunft in Melbourne wurde sein Visum annuliert. Stein des Anstoßes ist sein ungeklärter Impfstatus – seine medizinische Ausnahmegenehmigung wird nicht anerkannt. Nun droht dem Weltranglistenersten die Abschiebung.

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Die Tage bis Montag muss der Sportler nun in einem Hotel verbringen, das die australische Regierung auch für Asylsuchende nutzt. Diese sitzen teils seit langer Zeit im Park Hotel im Stadtteil Carlton fest und beschweren sich immer wieder über die Bedingungen, unter denen sie dort leben müssen.

Hotel als Auffanglager für Flüchtlinge

Der australische Grenzschutz nutzt das Hotel seit Dezember 2020 als Auffanglager für Flüchtlinge. Manche von ihnen haben bereits mehrere Jahre in Haft verbracht – teilweise auch in dem berüchtigten Offshore-Lager auf Nauru. „Novak Djokovic hat nur eine Nacht in Einwanderungshaft in Australien verbracht, aber andere wurden jahrelang in diesem Hotel eingesperrt“, schrieb Sophie McNeill von Human Rights Watch auf Twitter. „Australiens Behandlung von Asylbewerbern ist unmenschlich, zutiefst grausam und nach internationalem Recht illegal.“

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Mehrere der Asylsuchenden haben am Freitag Medieninterviews gegeben und dabei zum Ausdruck gebracht, dass sie hoffen, dass Djokovics Aufenthalt mehr Aufmerksamkeit auf ihre eigene Situation lenkt.

Flüchtlinge über Monate im Hotelzimmer eingesperrt

Mohammad Joy Miah beispielsweise berichtete in einem Telefonat mit der BBC, dass er seit Langem ohne natürliches Licht oder frische Luft von draußen lebe. „Mein Leben ist ein Zimmer“, sagte er. Miah klagte – ähnlich wie andere Asylsuchende vor ihm schon – auch über die Qualität des Essens.

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Jamal Mohamed berichtete im Interview mit dem „Guardian“ zudem von einem Feuer, das vor Kurzem ausgebrochen war, bei dem aber niemand ums Leben kam. „Ich leide jeden Tag“, sagte er. „Ich habe jede Nacht Albträume, alles was ich will, ist Freiheit.“ Adnan Choopani, ein weiterer Asylsuchender, postete am Freitag ein Video auf Twitter, das ein relativ kleines Zimmer zeigt, und schrieb, er und die anderen Asylsuchenden seien „Opfer von Australiens Einwanderungssystem“.

Auch Djokovics Eltern bezeichneten die Unterkunft als „schrecklich“ und behaupteten, ihr Sohn werde wie ein Gefangener behandelt. In Serbien reagierten viele mit großer Verärgerung auf die australische Behandlung des Spitzensportlers. Mehrere Hundert Menschen gingen auf die Straße, um zu demonstrieren. Auch der serbische Präsident Aleksandar Vucic mischte sich ein. Bereits am Donnerstag schrieb er auf Instagram: „Unsere Behörden tun alles, damit die Schikane des weltbesten Tennisspielers sofort ein Ende nimmt.“

Djokovic kann jederzeit ausreisen

Die australische Innenministerin Karen Andrews sagte derweil, dass niemand Djokovic davon abhalte, jederzeit auszureisen, sollte er sich entscheiden, den Fall nicht weiterzuverfolgen. „Herr Djokovic wird nicht in Australien gefangen gehalten, er kann jederzeit nach Belieben gehen, und der Grenzschutz würde dies sogar unterstützen“, sagte sie. Andrews betonte erneut, dass Djokovic zwar mit einem Visum eingereist sei, doch die Einreisebestimmungen dann nicht erfüllt habe, weil er nicht vollständig gegen Covid-19 geimpft gewesen sei.

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Dem 34-Jährigen war zuvor von Tennis Australia und der Regierung im Bundesstaat Victoria eine Ausnahmegenehmigung ausgestellt worden. Doch seine Begründung – eine frühere Covid-Infektion – wurde dann bei der Einreise nicht anerkannt. „Es liegt in der Verantwortung des einzelnen Reisenden, sicherzustellen, dass er über alle erforderlichen Dokumente verfügt, die für die Einreise nach Australien notwendig sind“, sagte Andrews gegenüber Medienvertretern. Australiens stellvertretender Premierminister Barnaby Joyce betonte zudem gegenüber der BBC, dass reiche Leute „nicht durch die Welt marschieren“ und dabei glauben könnten, „dass sie über den Gesetzen stehen“.

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