Parkland-Massaker jährt sich zum dritten Mal: Wie der Vater eines Opfers gegen Waffengewalt kämpft
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Das Parkland-Schulmassaker in Florida jährt sich zum dritten Mal. Fred Guttenberg, der an dem Tag seine Tochter verlor, setzt sich seither massiv für schärfere Waffengesetze in den USA ein.
© Quelle: twitter @fred_guttenberg/imago/RND Montage Behrens
Der 14. Februar 2018 ändert auf einen Schlag alles für Fred Guttenberg. An diesem Tag erschießt der damals 19-jährige Nikolas Cruz an seiner ehemaligen Schule in Parkland im US-Bundesstaat Florida 14 Schüler und drei Erwachsene. Darunter die 14-jährige Jaime, die Tochter von Guttenberg. Sein Leben teilt sich seitdem in die Zeit vor dem Schulmassaker und die danach auf. Wie ihm geht es auch anderen Angehörigen und Überlebenden.
An diesem Sonntag jährt sich nun zum dritten Mal dieser schreckliche Tag. Das große Entsetzen und die Trauer wandelten sich bei vielen nach dem Schulmassaker in Wut um: Das Jahr danach war geprägt von Protesten überlebender Schüler – Emma Gonzalez und David Hogg wurden zu den Gesichtern einer Bewegung gegen die US-Waffengesetze. Sie starteten den „March for our Lives“ und inspirierten mit ihrem Protest ihre gesamte Generation. Und auch wenn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit drei Jahre später nicht mehr so sehr darauf liegt: Noch immer ist die Initiative „March for our Lives“ aktiv.
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Doch es gab auch Rückschläge: Im September 2019 entschied das von den Republikanern dominierte Parlament in der Hauptstadt Tallahassee, dass als Konsequenz aus dem Parkland-Massaker Lehrer in Florida Waffen tragen dürfen. Entgegen der Forderungen der Überlebenden und Angehörigen, die allgegenwärtigen Waffen endlich aus Amerikas Alltag verschwinden zu lassen.
Einen Tag nach dem Massaker fällt Guttenbergs Entscheidung
Auch Fred Guttenberg hat sich nur einen Tag nach dem Verlust seiner Tochter dazu entschieden, seine Trauer zu nutzen für das Engagement gegen Waffengewalt, das er noch heute, drei Jahre später, hauptamtlich verfolgt. „Ich entschied mich dazu am Tag nach ihrer Ermordung, als ich bei der Parkland-Mahnwache sprach“, erzählt der 55-Jährige dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „In dieser Nacht, als ich zu unserer Gemeinde sprach, wusste ich, dass es mich am Leben halten würde, etwas gegen Waffengewalt zu tun.“ Kein Tag ist seitdem vergangen, an dem er sich nicht dafür einsetzte, kein Tag, an dem er nicht an seine Tochter dachte.
„Es ist immer noch schwer zu verstehen, dass heute in einer Woche drei Jahre vergangen sind, seitdem du ermordet wurdest. Du bist jede Sekunde bei mir, jede Minute an jedem Tag, Jaime. Ich liebe dich“, schrieb Guttenberg am vergangenen Sonntag, eine Woche vor dem dritten Jahrestag des Massakers, auf Twitter. Seit dem Verlust seiner Tochter macht Guttenberg alles, um zu verhindern, dass sich Parkland wiederholen kann. Er reist durch die Staaten, spricht über seine Ziele, Perspektiven, das Durchhalten und Nicht-Aufgeben. Mit seiner Frau Jennifer hat er zwei gemeinnützige Organisationen gegründet: Orange Ribbons for Jaime unterstützt unter anderem Anliegen, die Jaime wichtig waren, Orange Ribbons for Gun Safety hat das Ziel, die Waffengewalt in den USA zu bekämpfen. In einem emotionalen Video auf Twitter ruft er für Spenden für die Organisationen auf. Er steht vor einem Tanzstudio, das seine Tochter Jaime früher besuchte – „sie tanzt nicht mehr, sie wurde vor drei Jahren beim Parklandschulmassaker ermordet“, sagt Guttenberg in die Kamera. Aber er kämpft weiter, für sie.
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Unermüdlicher Einsatz gegen Waffengewalt in den USA
Guttenberg ist sich sicher, dass der unermüdliche Einsatz für den Schutz vor Waffengewalt etwas bewirkt. „Die wichtigste Errungenschaft war, die Amerikaner dazu zu bewegen, über dieses Thema abzustimmen“, sagt er. „Wir haben jetzt einen Kongress, einen Senat und einen Präsidenten, die sich dazu verpflichten. Der beste Weg, um zu helfen, besteht darin, unseren gewählten Vertretern ständig zu sagen, was wir wollen, und abzustimmen.“ Das macht auch er: auf Twitter, bei Auftritten, in Fernsehshows, in Zeitungsartikeln; überall, wo es möglich ist.
Tatsächlich passiert ist in Sachen schärfere Waffengesetze im US-Bundesstaat Florida seit dem Schulmassaker allerdings nicht viel. Neben der Regelung aus dem Gesetz von 2019, dass Lehrer Waffen an Schulen tragen dürfen, beinhaltete das Gesetz auch die Heraufsetzung des Kaufalters für Schusswaffen von 18 auf 21 Jahre.
Auch aktuell werden in Floridas Senat wieder Waffengesetze diskutiert. Doch wie unter anderem News4Jax berichtet, könnte es auch passieren, dass einige Waffengesetze entgegen der Forderungen der Aktivisten gelockert werden. Zum Beispiel steht Senator Dennis Baxley hinter einer Gesetzesvorlage, die es Menschen in Florida ermöglichen soll, versteckte Schusswaffen in Kirchen, Synagogen und Moscheen zu tragen.
Die Waffengesetze werden in den USA in den einzelnen Bundesstaaten entschieden, nicht übergreifend für die ganzen Vereinigten Staaten. Trotzdem will sich auch der neue US-Präsident Joe Biden gegen Waffengewalt einsetzen, wie er auf seiner Website verspricht. Demnach möchte er Waffenhersteller in die Verantwortung ziehen, indem er ein Gesetz aufheben lassen will, dass sie aktuell davor schützt, für ihre Produkte – sprich: die Waffen – zivilrechtlich haftbar gemacht zu werden. Außerdem wolle er unter anderem die Herstellung und den Verkauf von Sturmwaffen verbieten und den Besitz solcher bereits in der US-Bevölkerung vorhandenen Waffen regulieren. Guttenberg hat also berechtigte Hoffnung, dass sich unter Biden etwas ändern wird.
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Den dritten Jahrestag des Parkland-Massakers, bei dem er seine Tochter verlor und der sein Leben in ein Davor und Danach teilte, wird er aber im Privaten verbringen. „Meine Familie und ich werden Zeit auf dem Friedhof und zu Hause verbringen“, sagt Guttenberg. Und auch wenn er mal einen Tag ruht: Sein Kampf gegen die Waffengewalt in den USA geht weiter.