In Dresden endet am Mittwoch der größte Linksextremismusprozess seit Jahren. Eine kriminelle Bande soll gezielt Jagd auf Neonazis gemacht haben. Die Polizei sieht längst ihre Nachfolger am Werk – und fürchtet eine Radikalisierung im Untergrund.
Als die Polizei an einem Abend im März 2023 die Wohnungen in einem Haus im Leipziger Stadtteil Connewitz durchsucht, geht sie rabiat vor. Schwer bewaffnete Beamte sprengen Schlösser auf und fesseln Unbeteiligte. Völlig gerechtfertigt, finden die Ermittler, die Sache sei ernst. Sie kennen die Adresse schon länger, jetzt haben sie einen konkreten Hinweis: Sie suchen nach Paul M., einem 26 Jahre alten Leipziger Studenten. Die Polizei hält ihn für einen wichtigen Mann unter den mutmaßlichen Linksextremisten, die nach Attacken auf Rechtsextreme mit Gummihammern und Schlagstöcken untergetaucht sind. Paul M. und die anderen, so die Sorge der Ermittler, könnten sich im Untergrund weiter radikalisieren. So etwas, sagen sie intern beim Bundeskriminalamt, habe es seit der RAF nicht mehr gegeben.