Havariertes Güterschiff im Mittelrhein abgeschleppt – Schifffahrt nach Sperrung wieder frei
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Rheinland-Pfalz: Ein Frachtschiff passiert auf dem Rhein eine Sandbank. (Symbolbild)
© Quelle: Thomas Frey/dpa
St. Goar/Oberwesel. Neben dem Niedrigwasser hat ein liegengebliebenes Güterschiff den Schiffsverkehr auf dem Rhein behindert und zeitweise für eine Sperrung gesorgt. Das 190 Meter lange und fast 23 Meter breite Güterschiff blockierte seit der Nacht auf Mittwoch nach einem Maschinenschaden die Fahrrinne zwischen St. Goar und Oberwesel in Rheinland-Pfalz. Das Schubschiff mit drei Leichtern war flussaufwärts unterwegs, zunächst konnte kein Schiff mehr die Engstelle passieren, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei mitteilte.
Im Verlauf des Vormittags wurde das Schiff schließlich weggeschleppt. Es werde von der Unglücksstelle nach Bingen gebracht, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. Die Schifffahrt sollte flussaufwärts zur Mittagszeit wieder freigegeben werden. Bis Schiffe wieder rheinabwärts fahren können, dürfte es laut dem Sprecher „locker 14 Uhr werden“. Hintergrund ist, dass Schiffe erst wieder flussaufwärts fahren dürfen, wenn der mit 1660 Tonnen beladene Schubverband mit Hilfe von zwei weiteren Schiffen nach Bingen gebracht worden ist. Eine frühere Freigabe des entgegenkommenden Schiffverkehrs wäre laut dem Sprecher angesichts des niedrigen Wasserstandes und der hohen Wasserverdrängung der Schiffe zu riskant.
Ob die Havarie des Güterschiffs etwas mit dem Niedrigwasser zu tun hatte, war zunächst unklar. Es sei denkbar, dass es deshalb Probleme mit den Schrauben gebe, so der Sprecher. Dies sollten Taucher klären, wenn das Schiff in Bingen angekommen sei.
Transportprobleme durch Trockenheit
Das historische Niedrigwasser des Rheins hält die Schifffahrt seit Tagen in Atem – und Container länger in den Häfen. Die Schiffe können deutlich weniger Ladung aufnehmen als sonst - derzeit tragen Schiffe etwa 20 bis 30 Container statt 150 bis 200. Wegen der niedrigen Wasserstände schließt die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) weitere Einschränkungen der Schifffahrt auf dem Rhein in den nächsten Tagen nicht aus.
Rekord-Niedrigwasser bedroht Industrie und Energieversorgung in Deutschland
Vor allem den Süden Deutschlands trifft das Niedrigwasser, weil Rohstoffe nur bedingt dorthin befördert werden können.
© Quelle: dpa
In Emmerich kurz vor der niederländischen Grenze wurde ein historischen Pegel-Tiefststand von null Zentimetern erreicht. Der Wert 0,0 sei am Dienstagmorgen ermittelt worden, sagte ein Mitarbeiter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung in Emmerich. Das sei ein Rückgang von vier Zentimetern zur Messung von Montagmorgen. Bereits am Montagmittag waren nur noch zwei Zentimeter gemessen worden.
Entspannung in Sicht
In Sachen Niedrigwasser ist für die nächsten Tage Entspannung in Sicht, es soll laut Deutschem Wetterdienst regnen. Am Mittwochmorgen lag der für die Rhein-Schifffahrt wichtige Pegelstand bei Kaub bei 34 Zentimetern, die Fahrrinnentiefe nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) bei 1,46 Metern. Bis Samstag könnte der Pegel einer Prognose zufolge bis auf 41 Zentimeter steigen. Der Pegelstand zeigt nicht die tatsächliche Wassertiefe an, sondern die Differenz zwischen Wasseroberfläche und sogenanntem Pegelnullpunkt. Der liegt nicht am tiefsten Punkt der Flusssohle. Wegen des seit Wochen anhaltenden Niedrigwassers können Binnenschiffer weniger Fracht an Bord befördern.
Die niedrigen Wasserstände rücken das Thema Rheinvertiefung wieder in den Fokus. Bundesverkehrsminister Volker Wissing sagte im ARD-Morgenmagazin, es werde schon sehr lange darüber diskutiert. „Die Fahrrinne muss dort dringend vertieft werden, damit man auch bei niedrigem Wasserstand die Binnenschifffahrt am Laufen halten kann“, meinte der FDP-Politiker. „Das wurde lange diskutiert, aber nicht umgesetzt. Und das gehen wir jetzt an.“ Wissing hatte sich bereits als rheinland-pfälzischer Verkehrsminister für die Rheinvertiefung zwischen St. Goar und Mainz stark gemacht. Ziel ist es, die Fahrrinne von garantierten 1,90 Metern auf durchgängig 2,10 Meter in Bezug auf einen definierten Wasserstand zu vertiefen.
RND/dpa