Schluss mit Zigaretten: Neuseeland will eine rauchfreie Generation schaffen
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Neuseeland will den Zigarettenverkauf an kommende Generationen verbieten. (Symbolbild)
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Wer derzeit 14 Jahre oder jünger ist, wird in Neuseeland niemals legal Tabak kaufen können. Eine neue Gesetzgebung wird der heranwachsenden Jugend verbieten, in ihrem Leben jemals auf legalem Weg Zigaretten zu erwerben. Effektiv lässt man den legalen Verkauf von Tabak so über die Jahre hinweg auslaufen.
Das Ziel ist aber, Neuseeland bereits bis 2025 rauchfrei zu machen. Ältere Generationen sollen zwar weiterhin Tabakprodukte mit sehr niedrigem Nikotingehalt kaufen können. Um das Rauchen jedoch unattraktiv zu machen, werden zudem die Preise angehoben und weniger Geschäfte werden Tabakprodukte verkaufen dürfen, wie die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall am Donnerstag im Parlament in Wellington verkündete.
Gesundheitsministerin: „Historischer Tag für die Gesundheit unseres Volkes“
„Wir wollen sicherstellen, dass junge Leute nie mit dem Rauchen anfangen, also machen wir es strafbar, Tabakprodukte an die neue Generation junger Menschen zu verkaufen oder zu liefern“, sagte Verrall. „Dies ist ein historischer Tag für die Gesundheit unseres Volkes“, sagte die Neuseeländerin, als sie den „Smokefree 2025″-Plan vorstellte. Sie wies darauf hin, dass das Rauchen nach wie vor die häufigste vermeidbare Todesursache in Neuseeland sei und eine von vier Krebserkrankungen auslöse. Vor allem die neuseeländischen Ureinwohner, die Maori, sowie Menschen aus der Pazifikregion wie auch soziale Schichten mit geringerem Einkommen seien von den negativen Konsequenzen betroffen.
Die aktuelle Gesetzgebung, die eine erste rauchfreie Generation schaffen will, ist noch nicht abgesegnet. Doch die Sozialdemokraten, die sich ein rauchfreies Neuseeland auf die Fahnen geschrieben haben, halten eine Mehrheit im neuseeländischen Parlament. Insofern sollte das Gesetz ohne Probleme durchgehen.
Neuseeland bekannt für wegweisende Gesetze
Neuseeland macht immer wieder Schlagzeilen mit Gesetzen und Ideen, die der Rest der Welt noch nicht implementiert hat. So war Neuseeland 1893 das erste Land weltweit, das Frauen das Wahlrecht gab. Dass ausgerechnet das kleine, abgelegene Neuseeland Vorreiter bei Themen wie eben dem Frauenwahlrecht ist, hat Katie Pickles, eine Geschichtsprofessorin an der Universität von Canterbury, in einem Fachartikel in „The Conversation“ einst damit erklärt, dass das Land eine relativ kleine Bevölkerung hat und keine fest verwurzelte konservative Tradition.
Weltweite Aufmerksamkeit erhielt beispielsweise auch ein Gesetz aus dem Jahr 2018, wonach Opfer häuslicher Gewalt Anspruch auf zusätzliche zehn Tage bezahlten Urlaub haben. Im selben Jahr verkündete das Land auch, dass es zweisprachig werden wolle und ab 2025 sämtliche Schulen neben Englisch auch die indigene Maori-Sprache unterrichten sollen. Die Sprache ist zwar jetzt schon eine der offiziellen Sprachen des Landes, doch nur wenige Menschen können sie tatsächlich sprechen. Im April dieses Jahres machte zudem ein wegweisendes Gerichtsurteil von sich Reden: So bewertete ein neuseeländisches Gericht Stealthing erstmals als Vergewaltigung. Unter dem Begriff Stealthing versteht man das heimliche Abziehen eines Kondoms beim Sex – ein Thema, das vielerorts noch juristisches Neuland ist.
Auch Australien hat scharfe Antitabakgesetze
Neuseeland ist dabei nicht das einzige Land, das aktiv gegen das Rauchen kämpft. Auch das benachbarte Australien hat scharfe Antitabakgesetze. Ende 2012 hat es als erstes Land Einheitszigarettenschachteln eingeführt. Die Schachteln sind beige und zeigen große Bilder der abschreckenden Folgen des Rauchens wie verfaulte Füße, große Krebsgeschwüre oder sterbenskranke Menschen, während die Namen der Zigarettenhersteller nur noch klein auf die Packungen gedruckt sind.
Auch geraucht werden darf schon lange nicht mehr überall. Im Bundesstaat New South Wales beispielsweise darf seit 2007 nicht mehr in öffentlichen Gebäuden geraucht werden und seit 2009 in keinem Auto, in dem ein Kind sitzt. Inzwischen ist das Rauchen auch auf öffentlichen Spielplätzen, bei Swimmingpools, bei größeren Sportplätzen oder an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel verboten. Und die Strafen sind drakonisch – rauchen vor Kindern im Auto kostet beispielsweise noch an Ort und Stelle 250 australische Dollar (knapp 160 Euro).