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Sechs Tote und mehrere Verletzte bei Schüssen an russischer Universität

Studenten springen während einer Schießerei aus dem Fenster der Universität.

Studenten springen während einer Schießerei aus dem Fenster der Universität.

Perm. Nach dem Amoklauf an einer Universität in der russischen Stadt Perm am Ural haben die Behörden die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Es seien sechs Menschen ums Leben gekommen, teilte das russische Gesundheitsministerium am Montag der staatlichen Agentur Interfax zufolge mit. Zuvor war von acht Toten die Rede gewesen. Mehr als 20 Menschen wurden demnach verletzt.

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Verwirrung gab es zunächst auch um den Gesundheitszustand des Täters. Der junge Mann sei bei der Festnahme im Unterleib und an den Gliedmaßen durch Schüsse eines Verkehrspolizisten verwundet und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärten die Ermittler nun. Zuvor hatte die Hochschule in der rund 1200 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Stadt den Mann für tot erklärt – die Uni löschte diese Information später jedoch wieder.

Auf Videos im russischen Instant-Messaging-Dienst Telegram war zu sehen, wie Menschen aus Fenstern sprangen. Im Inneren des Gebäudes verbarrikadierten Studierende mit Stühlen und Tischen die Türen. Sie waren aufgefordert worden, sich in den Hörsälen einzuschließen. Dozenten hatten sich eigenen Angaben zufolge vor dem maskierten Mann in ihren Büros verschanzt.

Junger Mann soll Tat angekündigt haben

Russlands Präsident Wladimir Putin drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge sagte. Regierungschef Michail Mischustin wies die Minister für Gesundheit und Bildung an, nach Perm zu fliegen, um die Universität zu unterstützen. Auch Generalstaatsanwalt Nikolai Schischkin schickte seinen Stellvertreter nach Perm, um die Ermittlungsarbeiten vor Ort zu koordinieren.

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Nach Berichten lokaler Medien handelt es sich bei dem Attentäter um den 18-jährigen Timur B., der an der juristischen Fakultät der Universität forensische Wissenschaften studiert. Auf Telegram kursierte ein Foto von ihm, das ihn während des Amoklaufs mit vollgestopften Patronengürteln, vermummt und mit einer zwölfkalibrigen Glattrohrflinte der türkischen Marke Hugla zeigt, die er im Mai legal erworben hatte. Lokale Fernsehsender zeigten Bewegtbilder, die Timur B. zeigen, wie er sich mit der Waffe dem Universitätsgebäude nähert. Nach Medienberichten feuerte er gegen 11 Uhr Ortszeit (8 Uhr deutscher Zeit) circa 30 Salven ab. Neben den sechs Todesopfern forderte die Bluttat 29 Verletzte, davon 19 mit Schusswunden. Unter den Verletzten befanden sich auch Wachleute der Universität, einer von ihnen soll seinen Wunden erlegen sein.

Vor der Tat hatte Timur B. im russischen Facebook-Pendant VKontakte ein Bild von sich mit mit dem Gewehr, Helm und der Munition verbreitet. „Ich habe lange über dies nachgedacht, seit Jahren, und ich habe realisiert, dass es Zeit ist, das zu tun, wovon ich träume“, erklärte er in dem Beitrag. Sein Account wurde später gesperrt.

Ein klares Motiv nannte er nicht, stellte allerdings klar, dass seine Tat nicht als terroristische Attacke zu sehen und er kein Mitglied einer extremistischen Organisation sei: „Ich hasse mich selbst, und ich will jeden massakrieren, der mir über den Weg läuft.“

Forderung nach strengeren Waffenkontrollen

Es ist nicht der erste tödliche Überfall auf eine Bildungseinrichtung in Russland. Im Mai hatte ein 19‑Jähriger neun Menschen in einer Schule in Kasan in der russischen Teilrepublik Tatarstan getötet. Die meisten Opfer waren Kinder. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Der Mann wurde wegen Mordes festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. 2018 hatte ein 18 Jahre alter Berufsschüler in der Stadt Kertsch auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim um sich geschossen und einen Sprengsatz gezündet. Dabei starben 20 Menschen.

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Nach dem Amoklauf in der Stadt Kasan rund 720 Kilometer östlich von Moskau gab es Forderungen nach einer stärkeren Kontrolle von Waffenbesitzern – etwa nach einer elektronischen Datenbank, in der ärztliche Untersuchungen vermerkt werden. Überprüft werden sollten demnach etwa auch die psychologische Eignung und ein möglicher Drogenkonsum. Ministerpräsident Mischustin hatte angekündigt, auch die Sicherheitsvorkehrungen an den Schulen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken. Das gelte auch für Ferienlager.

Perm erklärte für den Dienstag einen Tag der Staatstrauer, an dem den Opfern gedacht werden soll.

RND/dpa/AP/Reuters/pak

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