Sie lebten zwischen Müll und in viel zu engen Käfigen: Alle Tiere aus Zoo abtransportiert
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Behörden haben sämtliche Tiere aus dem Zoo in Nauen abgeholt.
© Quelle: Aktion Tierschutz e.V.
Nauen. Der Zoo Nauen darf wegen fehlender artgerechter Haltung keine Tiere mehr beherbergen, wie zunächst die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (MAZ) und die „BZ“ berichteten. Das hat das zuständige Veterinäramt angeordnet, bestätigte am Dienstag der Landkreises Havelland. Der Tierhalter habe trotz mehrerer amtlicher Anordnungen, für eine artgerechtere Haltung seiner Tiere zu sorgen, die ihm dafür zur Verfügung gestellte Zeit ungenutzt verstreichen lassen, wie ein Sprecher des Kreises am Dienstag auf Nachfrage mitteilte. Dem Zoo sei zudem ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot auferlegt worden. Das Veterinäramt hatte dem Kreis zufolge bereits im vergangenen Jahr auf dem Gelände des Zoos Nauen mehrfach Kontrollen wegen „zum Teil schwerwiegender Tierschutzmängel“ durchgeführt und Auflagen erteilt. Die Tiere, darunter Waschbären, Affen, Esel und Kaninchen, werden nach Angaben des Kreises nun auf Kosten des Tierhalters anderweitig untergebracht.
Zoobesitzer Bernd Wilhelm jedoch widerspricht dieser Darstellung. „Das ist eine böse Intrige, die auf Lügen aufgebaut ist“, sagt er gegenüber der MAZ. „Die Tiere waren ordentlich versorgt und in einem ordentlichen Zustand“, sagte der 80-Jährige. Er habe den Großteil von ihnen einst aus schlechter Haltung gerettet, damit sie bei ihm ihr Gnadenbrot bekommen.
Areal glich laut Aktion Tier einer Müllhalde
Die Tierschutzorganisation Aktion Tier hatte nach eigenen Angaben Ende November Anzeige gegen den Tierhalter wegen Verstoßes gegen diverse Tierschutzvorschriften erstattet. Sie sei froh, dass nun endlich gehandelt wurde, sagte die Geschäftsführerin für den Bereich Tierschutz, Ursula Bauer. „In alten, martialisch wirkenden Gehegen wurden unter anderem Gänse, Enten, Hühner, Kaninchen, Affen und Waschbären gefangen gehalten. In zwei Freiläufen fristeten außerdem kleinwüchsige Hausschweine, Ponys, Esel und Ziegen ihr alles andere als artgerechtes Leben“, sagt sie der MAZ. Das gesamte Areal habe laut Aktion Tier einer Müllhalde geglichen. Der Zoodirektor habe bei seiner Tierhaltung weder Sachkunde noch Tierliebe gezeigt. Durch die unhygienischen Zustände habe ein hohes Gesundheitsrisiko bestanden.
Mittlerweile seien Affen und Waschbären in eine Wildtierstation nach Sachsenhagen in Niedersachsen gebracht worden, berichtete Bauer, die bei der Auflösung des Zoos vor Ort war. Die anderen Tiere wurden ihren Angaben zufolge vom Landkreis an verschiedene Einrichtungen verteilt.
RND/dpa/seb