Tornados in den USA: Gouverneur von Kentucky befürchtet bis zu 100 Tote

Bei einem Amazon-Lager nahe Edwardsville in Illinois stürzten eine Mauer und das Dach  ein.

Bei einem Amazon-Lager nahe Edwardsville in Illinois stürzten eine Mauer und das Dach ein.

Washington. Bei einer Serie von Tornados in den USA sind am späten Freitagabend (Ortszeit) womöglich zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Alleine im Südwesten des Bundesstaates Kentucky könnte es bis zu 100 Tote gegeben haben, sagte demokratische Gouverneur Andy Beshear auf einer Pressekonferenz am frühen Samstag. „Wir glauben, dass die Zahl der Toten 50 übertreffen und wahrscheinlich eher bei 70 bis 100 liegen wird“, sagte er. Der Sturm sei einer der „schlimmsten Tornados in der Geschichte Kentuckys“.

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„Wir setzen alle vorhandenen Ressourcen ein“, sagte Gouverneur Andy Beshear am Samstag bei einem Besuch im Katastrophengebiet dem Sender CNN. Die Zerstörung sei noch schlimmer als zunächst befürchtet. Die Tornados hätten eine Schneise der Verwüstung über 200 Meilen (320 Kilometer) hinterlassen. „Alles in ihrem Pfad ist weg. Häuser, Geschäfte, Regierungsgebäude - einfach weg. Teile von Industrieanlagen, Dächer sind in Bäumen. Es ist schwer vorstellbar, dass das überhaupt möglich ist.“

Er bat US-Präsident Joe Biden um Unterstützung. „Kentucky braucht Bundeshilfe, um auf dieses Ereignis zu reagieren“, hieß es in einem vom Gouverneur veröffentlichten Schreiben an Biden am Samstag. Stromausfälle seien weit verbreitet. 17 der 120 Bezirke in dem Bundesstaat seien von der Katastrophe betroffen. Beshear verhängte den Notstand in Kentucky und aktivierte die Nationalgarde, um betroffene Gemeinden zu unterstützen.

Der Direktor der Katastrophenschutzbehörde in Kentucky, Michael Dossett, sagte dem Sender CNN, Tornados hätten eine Schneise über 200 Meilen (320 Kilometer) von Südwesten nach Nordosten in dem südöstlichen Bundesstaat geschlagen. Er sprach von einem der „dunkelsten Tage“ Kentuckys.

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Tornados in sechs US-Staaten

CNN berichtete von Tornados in sechs Bundesstaaten. Auf einer Karte des Senders war zu sehen, dass sich das betroffene Gebiet von Norden nach Süden zog. Betroffen waren neben Kentucky zudem auch Tennessee, Missouri, Illinois und Arkansas, wo zunächst zwei Tote gemeldet wurden. Dieselbe Sturmfront zog am frühen Samstag gen Osten und könnte in der Region vom nördlichen Louisiana bis zum südlichen Ohio weitere Tornados verursachen, wie CNN unter Berufung auf die US-Wetterbehörde Noaa schrieb.

In Kentucky war vor allem der Ort Mayfield betroffen. Dort sei eine Kerzenfabrik getroffen worden, in der sich etwa 110 Menschen befunden hätten, sagte Beshear weiter. „Wir glauben, dass wir mindestens Dutzende von ihnen verlieren werden“, meinte er. Der Gouverneur sagte CNN: „Ich stehe jetzt vor der ehemaligen Fabrik, und das ist ein Ausmaß der Verwüstung, das keiner von uns je zuvor gesehen hat.“ Mayfields Bürgermeisterin Kathy O‘Nan bestätigte, dass in der Kerzenfabrik wegen der Weihnachtszeit rund um die Uhr gearbeitet worden sei. Die Fabrik gehöre einer Familie aus dem Ort und sei ein wichtiger Arbeitgeber. Zu der Zerstörung in Mayfield sagte die Bürgermeisterin CNN: „Mein Herz ist gebrochen.“

In dem Bundesstaat war im Ort Earlington auch ein Zug entgleist und in mehrere Häuser gerast. Experten untersuchten, welches Material er geladen hatte und wie viele Menschen in der Gegend verletzt wurden, sagte der Sheriff von Hopkins County, Matt Sanderson, Medien zufolge dem Lokalsender KYWX. Bisher gab es demnach dort lediglich Berichte über Leichtverletzte. Dossett von der Katastrophenschutzbehörde sprach vom „Ground Zero“ in Kentucky, also vom Epizentrum der Naturkatastrophe in dem Bundesstaat.

Der Sender CNN zeigte Bilder von den Überresten der Fabrik, die angesichts des Ausmaßes der Zerstörung nicht mehr erkennbar war. „Ich habe keine Ahnung, was wir hier sehen, wir schauen auf ein riesiges Trümmerfeld“, sagte eine CNN-Moderatorin beim Einblenden erster Bilder zunächst. „Das ist überwältigend.“

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Augenzeugin in Kentucky berichtet vom Tornado

Die Rentnerin Lori Wooton aus dem Ort Dawson Springs in Kentucky sagte CNN, sie habe den Sturm in einem Schutzkeller ausgesessen. Sie habe Regen gehört „und dann wurde es plötzlich sehr laut, wie bei einem Zug. Und das schien nicht lange zu dauern, aber es war sehr laut. Vielleicht drei, vier Sekunden, dann war es vorbei. Aber als wir dann herauskamen und uns den Schaden ansahen, war es unglaublich, was in diesen drei bis vier Sekunden passiert ist.“

Dach von Amazon-Lager stürzt ein

Drei Menschen kamen bei Unwettern im US-Staat Tennessee ums Leben. In Arkansas starben zwei Personen und es gab mehrere Verletzte bei einem Tornado, der ein Pflegeheim traf. Bei dem Tornado, der das Monette-Manor-Pflegeheim in Arkansas Freitagnacht traf, wurden zudem 20 Menschen beim Einsturz des Gebäudes im Inneren eingeschlossen. Innerhalb von zwei Stunden war das Gebäude nach offiziellen Angaben geräumt. Neben dem Todesfall gab es fünf Menschen mit ernsten Verletzungen sowie einige weitere mit leichteren Verletzungen.

Im Süden des Staats Illinois waren Rettungskräfte nach dem Einsturz des Dachs eines Warenlagers des Handelsriesen Amazon aufgrund von Sturmschäden im Einsatz, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Inneren des Gebäudes eingeschlossen wurden. Wie viele Menschen sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude aufhielten, war zunächst laut dem Polizeichef in der betroffenen Stadt Edwardsville, Mike Fillback, unklar. Auch dort soll es Tote gegeben haben, weitere Details waren noch nicht bekannt. Eine Person wurde per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Rettungsarbeiten dauerten an. Mindestens 100 Rettungsfahrzeuge wurden zu dem Amazon-Lager nahe Edwardsville in Illionois entsandt. Es dürften Tage vergehen, bis das volle Ausmaß der Verwüstungen bekannt wird.

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Mindestens einen Todesfall gab es zudem in Missouri, nachdem schwere Stürme, bei denen teilweise von Tornados gesprochen wurde, von Freitagabend bis Samstagmorgen über den Mittleren Westen und Teile des Südens hinweggefegt waren.

Reihe von Naturkatastrophen in den USA

Das Sturmsystem ist die jüngste einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen in den USA. Die Vereinigten Staaten litten in diesem Jahr unter verheerenden Stürmen, schweren Überflutungen und großflächigen Waldbränden. US-Präsident Biden sieht in der Häufung und Heftigkeit der Katastrophen eine Folge des Klimawandels, dessen Bekämpfung er zu einer seiner Top-Prioritäten gemacht hat.

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RND/dpa/AP/hsc

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