Über 55.000 Tiere tot: Suche nach Brandursache in Schweinezuchtanlage Alt Tellin kompliziert

Das Feuer in der Schweinezuchtanlage brach am Dienstagmorgen aus.

Das Feuer in der Schweinezuchtanlage brach am Dienstagmorgen aus.

Alt Tellin/Roßdorf. Die Ursache für den Großbrand in der riesigen Schweinezuchtanlage Alt Tellin (Vorpommern-Greifswald), bei dem mehr als 55.000 Ferkel und Muttersauen getötet wurden, ist weiter unklar. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte ein Sprecher der Polizei in Anklam am Freitag. Der Brandgutachter sei bereits zweimal am Brandort gewesen und müsse noch öfter kommen. So dürfen bestimmte Bereiche nur beräumt werden, wenn der Experte dabei ist. Ein Ergebnis werde frühestens nach Ostern vorliegen. Das Feuer war am Dienstag ausgebrochen und hatte alle Ställe der Anlage zerstört, die zu den größten Ferkelaufzuchtanlagen in Deutschland gezählt wurde.

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Der Bau, der rund 20 Millionen Euro gekostet haben soll, war aber schon bei der Planung vor mehr als zehn Jahren umstritten. Tier- und Umweltschützer hatten die Planungen kritisiert, das Land den Bau aber trotzdem genehmigt. Nach bisherigen Aufstellungen hätten etwa 7000 Sauen und 50.000 Ferkel in Alt Tellin gestanden, sagte der Ralf Beke-Bramkamp als Sprecher des Betreiber, der Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD) Holding (Roßdorf), der Deutschen Presse-Agentur.

Nur 1300 Schweine gerettet

Das Feuer war am Dienstagmorgen ausgebrochen, hatte sich über Lüftungsschächte und andere Verbindungen schnell ausgebreitet und letztlich alle Stallanlagen zerstört. Nach Angaben des Landkreises Vorpommern-Greifswald hatte die Feuerwehr erst probiert, die Flammen von innen zu löschen, dies aber wegen der Gefährlichkeit abbrechen müssen. Von außen war das Übergreifen der Flammen zwischen den Bauten nicht zu stoppen. Helfer konnten nur wenige Tiere heraustreiben und eine Biogasanlage retten. Letztlich konnten nur etwa 1300 Tiere gerettet werden.

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Die LFD wird mit elf Anlagen, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, zu den größten Ferkelerzeugern in Deutschland gezählt. Die überlebende Schweine wurden nach Drebkau bei Cottbus gebracht. Beke-Bramkamp kritisierte das Vorgehen von militanten Tierschützern, die Lkw-Fahrer mit Steinen beworfen haben sollen und die Tiertransporte zudem mit Autos verfolgt haben sollen. In Gladau (Sachsen-Anhalt) sei zudem in eine Stallanlage eingebrochen worden.

Die Betreiber beauftragten einen Sicherheitsdienst mit der Bewachung des Geländes. Dieser soll auch Schaulustige fernhalten. Die Kadaver der toten Tiere liegen unter den zusammengefallenen Stalltrümmern und müssen entsorgt werden, hieß es vom Landkreis. Damit sei in einigen Bereichen, die die Polizei freigegeben habe, bereits begonnen worden, erklärte Beke-Bramkamp.

In der Landespolitik sorgte das Großfeuer für Forderungen nach einer generellen Abkehr von solchen Großanlagen. „Das Maß ist nicht voll - es ist übergelaufen“, erklärte der agrarpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Wolfgang Weiß. Die Alt Telliner Schweinezuchtanlage hätte wegen Mängeln beim Brandschutz nie in Betrieb genommen werden dürfen. Das wies der Betreiber zurück: Die Betriebsstätte Alt Tellin sei „stets unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie einer vorliegenden Brandschutzverordnung betrieben worden.“.

Die Linksfraktion forderte „bodengebundene Tierhaltung im Rahmen regionaler Stoffkreisläufe“ und mehr Tierwohl. „Der Brand von Alt Tellin sollte - analog zum Atomausstieg - das Fukushima für alle Megaställe sein“, erklärte Weiß.

RND/dpa

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