Unwetter auf Ischia: Achtes Todesopfer gefunden – Zivilschutzchef sieht Gefahr für „ganz Italien“
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Einsatzkräfte arbeiten inmitten von Schlamm und Trümmern in Casamicciola auf der italienischen Insel Ischia.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Press
Casamicciola. Rettungskräfte auf der italienischen Insel Ischia haben nach dem schweren Unwetter von der Nacht zu Samstag ein achtes Todesopfer gefunden. Die zuständige Präfektur in Neapel teilte mit, er sei 15 Jahre alt gewesen. Aus einer Mitteilung der Feuerwehr ging zuvor lediglich hervor, dass es sich um eine männliche Person handelte. Das Suchteam fand ihn in Casamicciola, einem der schwer von Starkregen und Sturm getroffenen Orte im Norden der Insel. Damit sank die Zahl der noch vermissten Menschen auf vier.
Am späten Sonntagabend hatte die Präfektur im süditalienischen Neapel noch sieben Todesopfer bestätigt und nähere Details bekannt gegeben: Demnach waren unter ihnen ein erst 22 Tage altes Baby, ein 11 Jahre alter Junge und dessen 6-jährige Schwester. Zudem entdeckten die Einsatzkräfte drei tote Frauen und einen Mann.
Todeszahl nach Erdrutsch in Italien steigt weiter an
Eine Schlammlawine hatte am Samstag auf der Insel schwere Zerstörungen verursacht.
© Quelle: Reuters
Merkel trauert um Opfer auf Urlaubsinsel Ischia
Altkanzlerin Angela Merkel zeigte sich nach dem schweren Unwetter vom Wochenende tief betroffen und drückte den Menschen ihre Anteilnahme aus. „Ich trauere mit Ihnen um die Opfer und bin in Gedanken bei Ihren Angehörigen, bei allen von der Katastrophe Betroffenen und bei den Rettungskräften“, hieß es am Montag in einer Mitteilung auf der offiziellen Seite der 68-Jährigen. Die CDU-Politikerin hat selbst immer wieder Urlaub auf der italienischen Insel gemacht. Sie kenne die bei Touristen beliebte Ferieninsel am Golf von Neapel gut. Die Menschen seien ihr ans Herz gewachsen, hieß es weiter.
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Dieses Bild zeigt Altkanzlerin Angela Merkel bei einem Spaziergang auf der Insel Ischia im Jahr 2015.
© Quelle: picture alliance / AP Photo
Zivilschutzchef spricht von Gefahr für „ganz Italien“
Der Chef des italienischen Zivilschutzes hat nach dem Unwetter auf der Insel Ischia vor Überflutungs- und Erosionsgefahr im ganzen Land gewarnt. Für 94 Prozent der Kommunen bestehe ein Risiko für Überschwemmungen, Erdrutsche und Erosionen an den Küsten, sagte Fabrizio Curcio im Interview der Zeitung „La Stampa“ (Montag). „Ganz Italien ist in Gefahr“.
Curcio forderte mehr Prävention und Verbesserung beim Bau von Wehren sowie an Flussufern. Auch die Menschen müssten ihr Verhalten an Unwetterwarnungen anpassen. „Ereignisse wie das auf Ischia werden immer häufiger: Dies ist die Zeit des Tuns, nicht das Nachdenkens“, sagte er.
Erdrutsch in Ischia: Risiko war bekannt
Der Zivilschutz hatte am Freitag mit einer vorabendlichen Meldung vor Unwettern in Süditalien und im Bereich der Insel Ischia am Golf von Neapel gewarnt. Starke Regenfälle hatten zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Besonders betroffen war der Nordteil der Insel. Zahlreiche Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen. Schlammmassen trieben durch die Straßen bis in die Häuser, zerstörten Autos und rissen sie ins Meer.
Die Regierung in Rom rief am Sonntag den Notstand aus und sicherte zwei Millionen Euro an Hilfsgeldern für die größte Insel im Golf von Neapel zu. Das Risiko für abgehende Schlammmassen bei Unwettern an den bewohnten Hängen war in der Gegend bekannt. „Ungenehmigtes Bauen stellt sicherlich ein Problem dar“, sagte Curcio. Auf Ischia sei der Schwarzbau klar, weshalb ein höheres Risiko bestehe. Der 56-Jährige merkte jedoch an, dass auch bei legalen Bauten in Gegenden durch Fehlplanungen Unsicherheiten entstünden.
RND/dpa