Vulkanausbruch auf La Palma: Experte rechnet mit wochenlanger Aktivität
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Rauch steigt vor einem Beamten der Guardia Civil von abkühlender Lava auf, die über eine Straße auf der kanarischen Insel La Palma geflossen ist.
© Quelle: Arturo Jiménez/dpa
Schwarze Aschewolken in der Luft und glühend heiße Lava, die sich unerbittlich ihren Weg durch die Landschaft in Richtung Atlantik frisst: Auch am Montag geht der Ausbruch der Vulkankette Cumbre Vieja im Süden der Kanareninsel La Palma weiter. Mit einer Geschwindigkeit von 700 Metern pro Stunde werden die ersten Lavaströme am Abend die Küste erreichen und dort ins Meer fließen, wie die lokalen Behörden mitteilten. Um den Ausbruchsort in der Nähe der Ortschaft El Paso wurden seit Sonntag inzwischen rund 5500 Menschen evakuiert und in Sicherheit gebracht – darunter auch etwa 500 Touristen, die ihre Unterkünfte verlassen mussten.
Andreas Klügel, Geowissenschaftler an der Universität Bremen und Experte für Vulkane auf den Kanarischen Inseln, geht davon aus, dass der Cumbre Vieja auch in den kommenden Tagen und Wochen weiter Lava und Magma spucken wird. „Wenn wir uns die letzten Ausbrüche des Vulkans in den Jahren 1971 sowie 1949 ansehen, dann müssen wir davon ausgehen, dass die Aktivitäten auch dieses Mal wieder bis zu einem Monat lang andauern können“, sagt Klügel mit Blick auf die Historie der Aktivität des Vulkans, der zum letzten Mal vor 50 Jahren ausgebrochen war.
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Der Vulkanexperte Andreas Klügel von der Uni Bremen bei einem seiner Besuche auf La Palma.
© Quelle: privat
Ausbruch schwierig vorherzusagen
Der Vulkan auf der ganz im Nordwesten der zu Spanien gehörenden Kanareninsel La Palma sei einer der aktivsten der Inselgruppe. Der Experte sagt, dass die lokalen Behörden umsichtig gehandelt hätten, indem sie die Anwohner und Anwohnerinnen rechtzeitig vor den ersten Eruptionen am Sonntagnachmittag evakuierten. „Die Aufzeichnungen der Seismometer zeigen, dass es bereits mehrere Tage vor dem Ausbruch am Sonntag gegen 15.15 Uhr Tausende kleinerer Erdbeben in der Region gegeben hat, die auf einen baldigen Ausbruch hingedeutet haben“, sagt Klügel.
Kurz vor der Eruption seien die Erdbeben flacher geworden, das Magma unterhalb der Erdoberfläche sei mehr und mehr nach oben gedrängt. Dennoch sei es im Vorfeld schwer gewesen, den exakten Ausbruchszeitpunkt vorherzusagen. „Nicht jede Phase erhöhter seismischer Aktivität, die von den Beobachtungsstationen registriert wird, muss auch zwangsläufig zu einem Ausbruch führen“, erläutert Klügel. Der Weg der Magmaflüsse sei oft unberechenbar.
Schwerwiegende Folgen für Vegetation und Infrastruktur erwartet
Menschenleben sieht der Bremer Geowissenschaftler auf La Palma derzeit nicht in Gefahr – es sei denn, Schaulustige oder Anwohner würden sich den Behördenanweisungen widersetzen und sich den zähfließenden Lavaflüssen zu sehr nähern. Durch die gefährlichen Gase könnte es in einem solchen Fall zu Erstickungen kommen. Schwerwiegender sieht Klügel die zu erwartenden Folgen für die Vegetation und die Infrastruktur.
„Der Asche-Fallout ist zwar für die Umgebung unangenehm, aber nicht weiter schädlich“, erläutert Klügel. Die Lava hingegen würde alles auf ihrem Weg zerstören. „Wo die bis zu 1100 Grad heiße heiße Lava hindurchfließt, hinterlässt sie verbrannte Erde.“ Spaniens Premierminister Pedro Sánchez hat den Betroffenen bereits schnelle und unbürokratische Hilfe zugesagt.
Nachbarinseln vorerst nicht von Aschewolke betroffen
Die Zivilschutzbehörden vor Ort setzen darauf, anhand von topografischen Geländemodellen und mithilfe von Computersimulationen wahrscheinliche Fließwege der Lavaströme zu berechnen, umso die Gefahren besser einschätzen zu können. Das geht allerdings erst, wenn die genaue Ausbruchsstelle bekannt ist.
Dass die Gas- und Aschewolke des Ausbruchs auf La Palma für die Nachbarinseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa zum Problem werden könnte, sieht Vulkanexperte Klügel derzeit nicht. „Die stabile Passatwetterlage mit Winden von Südost nach Südwest macht es unwahrscheinlich, dass etwa der Flugverkehr auf die Kanaren vom europäischen Festland aus beeinträchtigt wird“, sagt der Bremer Wissenschaftler. Es sei denn, die Eruptionen mit den Lavafontänen nehmen in den kommenden Tagen noch an Stärke zu.