Vulkanausbruch, Tsunami und jetzt Corona: „Worst-Case-Szenario“ für Tonga

Lebenswichtige Hilfsgüter wie Planen, Bausätze für Unterkünfte und Decken werden an Familien verteilt. Die Inselgruppe Tonga kämpft mit den Folgen eines Unterwasser-Vulkanausbruchs – und nun auch mit einem Corona-Ausbruch.

Lebenswichtige Hilfsgüter wie Planen, Bausätze für Unterkünfte und Decken werden an Familien verteilt. Die Inselgruppe Tonga kämpft mit den Folgen eines Unterwasser-Vulkanausbruchs – und nun auch mit einem Corona-Ausbruch.

Nuku'alofa. Tonga kämpft nach wie vor mit der Verwüstung, die ein Vulkanausbruch und ein darauffolgender Tsunami in dem Pazifikland hinterlassen haben. Hilfe aus dem Ausland wurde sehnsüchtig erwartet, doch bereits in den Tagen nach der doppelten Katastrophe machte sich Angst breit, dass nach der Tragödie, bei der ganze Inseln zerstört und drei Menschen getötet wurden, ein Covid-Tsunami folgen könnte.

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Dieser Albtraum könnte für die rund 105.000 Bewohner Tongas nun Wirklichkeit werden. Denn inzwischen wurden erste Covid-Infektionen bei Hafenarbeitern entdeckt, die wahrscheinlich die Hilfslieferungen aus dem Ausland bearbeitet hatten. „Dies ist das Worst-Case-Szenario“, sagte die tongaische Journalistin Marian Kupu gegenüber dem australischen Sender ABC. „Wir versuchen nicht nur, die Häuser der Menschen wieder aufzubauen und zur Normalität zurückzukehren, jetzt haben wir auch noch diesen Lockdown.“

Über dem Vulkan Hunga Ha'apai steigt Mitte Januar eine große Asche-, Dampf- und Gaswolke auf. Der gewaltige Ausbruch des Untersee-Vulkans vor Tonga war laut Nasa mehrere Hundert mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima.

Über dem Vulkan Hunga Ha'apai steigt Mitte Januar eine große Asche-, Dampf- und Gaswolke auf. Der gewaltige Ausbruch des Untersee-Vulkans vor Tonga war laut Nasa mehrere Hundert mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima.

Tongaische Journalistin: „Wir haben Angst“

Den bisher auf zwei Tage angelegten, landesweiten Lockdown hat Premierminister Siaosi Sovaleni ausgerufen. Denn obwohl die beiden infizierten Arbeiter inzwischen in Isolation sind, sind enge Kontakte wohl zu den äußeren Inseln Tongas gereist und könnten das Virus somit auch zu anderen Inseln transportiert haben. „Wir haben Angst, weil das für uns hier in Tonga nicht normal ist“, versuchte Kupu die derzeitige Stimmung im Land zu beschreiben.

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Tonga hatte sich gleich zu Beginn der Pandemie fast völlig abgeschottet und auch im Land strenge Regeln umgesetzt. Nach einem strikten dreiwöchigen Lockdown gleich am Anfang wurde die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen beschränkt und eine nächtliche Ausgangssperre zwischen Mitternacht und fünf Uhr am Morgen eingeführt. Auf diese Weise blieb das Land weitestgehend covidfrei. Vor dem aktuellen Ausbruch war nur ein einziger Fall gemeldet worden.

Ist ein Corona-Ausbruch auf einem Hilfsschiff verantwortlich?

Worauf sich die inzwischen registrierten Covid-Fälle zurückführen lassen, ist bisher nicht geklärt. Doch bereits vergangenen Dienstag war bekannt geworden, dass 23 Seeleute auf dem australischen Hilfsschiff „HMAS Adelaide“ positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Dies gestand der australische Verteidigungsminister Peter Dutton in einem Interview mit dem Sender „Sky News Australia“ ein. Laut der ABC sollen es inzwischen mindestens 70 Fälle sein. „Wir werden die tongaische Bevölkerung keinem Risiko aussetzen“, versprach der australische Minister vergangene Woche noch. Australien wird derzeit von dem bisher schlimmsten Covid-Ausbruch seit Beginn der Pandemie heimgesucht: Die Omikron-Variante beschert dem früheren Corona-Musterschüler Zehntausende Fälle am Tag.

Nach Bekanntwerden der Fälle wurde das betroffene Schiff mit seiner insgesamt 600 Mann starken Besatzung zwar auf See gehalten, um sicherzustellen, dass das Virus nicht in die pazifische Nation eingeschleppt würde. Zudem einigte man sich auf kontaktlose Lieferungen der Hilfsgüter. Doch möglicherweise reichten die Vorsichtsmaßnahmen nicht aus. Um die Bevölkerung neben dem Lockdown noch weiter zu stärken, haben laut der ABC sowohl Australien wie auch Neuseeland zugesagt, die Lieferung von Impfdosen für Auffrischimpfungen zu beschleunigen. 10.000 Dosen sollen so schnell wie möglich aus Australien geliefert werden. Derzeit haben rund 85 Prozent der berechtigten Bevölkerung Tongas zwei Dosen eines Covid-19-Impfstoffs erhalten.

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Stärkster Ausbruch des 21. Jahrhunderts

Tonga war nach dem Ausbruch eines Unterseevulkans und eines Tsunamis im Januar lange völlig von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Erst Tage später konnte Tongas Regierung eine erste Erklärung absetzen. In dem Schreiben bestätigten die Behörden, dass bei der Katastrophe drei Menschen ums Leben kamen. In der Erklärung nannte die Regierung die Katastrophe „beispiellos“. Die Wolke aus Gas, Rauch und Asche, die der Unterseevulkan bei der Eruption am Samstag ausstieß, reichte wohl bis in die Stratosphäre und erstreckte sich radial über alle Inseln Tongas. Laut der Regierung stiegen die Tsunamiwellen, die der Ausbruch auslöste, bis zu 15 Meter hoch.

Die am schlimmsten betroffenen Inseln waren Mango, Fonoifua und Nomuka. Auf der Insel Mango wurden alle Häuser zerstört und auf der Insel Fonoifua sind nur noch zwei Häuser intakt. Auch Nomuka hat große Schäden erlitten. Auf der Hauptinsel ist neben der Hauptstadt Nuku‘alofa vor allem die Westküste stark betroffen. Dort wurden mehrere Resorts fast völlig zerstört.

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Grundsätzlich ist Tonga katastrophenerprobt. Der Inselstaat liegt am Pazifischen Feuerring und erfährt häufig seismische Aktivitäten. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Der Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai, der 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit ist und rund 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku‘alofa entfernt liegt, hat ebenfalls schon häufiger Schlagzeilen gemacht. Doch der aktuelle Ausbruch war besonders heftig: Die „US-Storm Watch“, die Satellitenaufnahmen des Ausbruchs auf Twitter postete, nannte die Eruption den bisher „stärksten und heftigsten Ausbruch des 21. Jahrhunderts“.

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