Zwei Polizisten bei Protesten im Fall Breonna Taylor angeschossen

23.09.2020, USA, Chicago: Demonstranten nehmen an einem Protest teil. Rund sechs Monate nach dem Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz in ihrer Wohnung wird lediglich einer der drei Beamten angeklagt – und zwar deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet habe. Foto: Tyler Lariviere/Chicago Sun-Times/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

23.09.2020, USA, Chicago: Demonstranten nehmen an einem Protest teil. Rund sechs Monate nach dem Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz in ihrer Wohnung wird lediglich einer der drei Beamten angeklagt – und zwar deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet habe. Foto: Tyler Lariviere/Chicago Sun-Times/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Louisville. Bei Protesten in Louisville gegen die umstrittene Justizentscheidung im Fall der bei einem Polizeieinsatz getöteten Schwarzen Breonna Taylor sind zwei Beamte angeschossen worden. Beide würden sich voraussichtlich erholen, sagte der Interims-Polizeichef von Louisville (US-Bundesstaat Kentucky), Robert Schroeder, am Mittwochabend, einer werde operiert.

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Die Beamten seien in Louisville ausgerückt, um Berichten über Schüsse auf einer Straßenkreuzung nachzugehen, als das Feuer auf sie eröffnet worden sei. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden, ob diese Person an den Demonstrationen teilgenommen hatte, teilte Schroeder nicht mit. Präsident Donald Trump twitterte, er bete für die beiden Polizisten, die Regierung stehe hinter ihnen.

Eine Grand Jury hatte sich am Mittwoch gegen eine direkte Anklage der an dem tödlichen Einsatz gegen Taylor beteiligten Beamten entschieden. Die junge Notfallsanitäterin war in ihrer eigenen Wohnung erschossen worden, als Polizisten sie am 13. März im Rahmen einer Drogenrazzia stürmten. Ihr Tod hatte ebenso wie der des Schwarzen George Floyd zu den Massenprotesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA beigetragen.

Urteil: Einsatz von Schusswaffen aus Selbstschutz gerechtfertigt

Die Grand Jury stellte fest, dass der Schusswaffeneinsatz der zwei Beamten aus Selbstschutz gerechtfertigt gewesen sei. Taylors Freund hatte einen Schuss auf einen Polizisten abgegeben, als die Tür eingetreten wurde. Der Beamte wurde am Bein getroffen und feuerte zurück, auch Kollegen vor der Wohnung drückten ab. Einer der Beamten wurde lediglich der mutwilligen Gefährdung von Taylors Nachbarn beschuldigt. Er hatte in eine Nachbarwohnung gefeuert. Die Bundespolizei FBI ermittelt noch zu möglichen Verstößen gegen Bundesgesetze in Verbindung mit der Razzia in Taylors Wohnung.

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Ben Crump, der Anwalt von Taylors Familie, nannte die Entscheidung der Jury auf Twitter "empörend und beleidigend". Unmittelbar nach der Entscheidung zogen Protestierende durch die Straßen und riefen "No justice, no peace", zu deutsch: "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden". Auch in Städten wie New York, Chicago, Washington, Atlanta und Philadelphia protestierten Menschen.

Polizei drohte Demonstranten mit Einsatz chemischer Kampfstoffe

In der Innenstadt von Louisville versuchten Demonstrierende Polizeiblockaden zu umgehen, während die Beamten Pfefferspray einsetzten, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AP berichtete. Die Menschen hielten sich die Ohren zu, rannten weg und suchten nach Orten, um sich zu verstecken. Polizisten mit Langwaffen und Kampfausrüstung schwärmten aus, militärähnliche Fahrzeuge blockierten Straßen. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Einige Teilnehmer der Demonstrationen wurden festgenommen.

Bereits am Mittwochnachmittag (Ortszeit) hatte die Polizei im US-Staat Kentucky ein Versammlungsverbot gegen einige Demonstranten in Louisville ausgesprochen. Es drohten ihnen der Einsatz chemischer Kampfstoffe sowie Festnahmen, falls sie nicht weggingen. Die Botschaft richtete sich an Demonstranten, die sich an einer Straßenecke im Zentrum der Stadt versammelten. Diese hatten sich von einer Gruppe von Demonstranten losgeeist, die ebenfalls im Herzen von Louisville zusammengekommen waren.

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Joe Biden fordert Reform der Polizei

Viele Demonstranten in Taylors Heimatstadt Louisville und darüber hinaus hatten darauf gedrängt, die Polizei für den Tod der Frau zur Rechenschaft zu ziehen. Auch Stars wie Beyoncé und Oprah Winfrey hatten sich dafür stark gemacht. Wegen möglicher neuer Proteste nach der Verkündung der Anklage wurde eine nächtliche Ausgangssperre in Louisville verhängt.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden und seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft Kamala Harris hatten sich nach der umstrittenen Justizentscheidung im Fall Breonna Taylor für eine Reform der Polizei ausgesprochen. Während Ermittlungen der Bundespolizei noch andauerten, “müssen wir nicht auf die finale Entscheidung dieser Ermittlungen warten, um mehr zu tun, um Gerechtigkeit für Breonna zu schaffen”, teilte Biden am Mittwoch mit.

Joe Biden zu Schüssen auf Polizisten: “Gewalt kann nie die Antwort sein”

Der Einsatz von exzessiver Gewalt und Würgegriffen durch die Polizei sowie Haftbefehle und das Eindringen auf Grundstücken ohne zu klopfen oder zu klingeln, müssten reformiert werden, ergänzte Biden. Auch Harris sprach sich auf Twitter dafür aus, den Einsatz sogenannter no-knock-warrants zu überarbeiten, und nicht aufzuhören, den Namen von Breonna auszusprechen.

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Auf Twitter schrieb Biden, dass er die Wut und Trauer verstehen könne, Gewalt aber niemals die Antwort sein könne. “Diejenigen, die Gewalt ausüben, müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden”, schrieb er. Er bete für die Polizisten und wünsche ihnen eine schnelle und komplette Genesung.

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George Clooney bezeichnet Jury-Entscheidung als “beschämend”

Auch Oscar-Preisträger George Clooney (59) kritisierte die Jury-Entscheidung als “beschämend”. Das Justizsystem, in dem er aufgewachsen sei, habe die Menschen für ihre Taten verantwortlich gemacht. “Mir wurde in den Schulen und Kirchen von Kentucky beigebracht, was richtig und was falsch ist. Ich schäme mich für diese Entscheidung”, sagte Clooney am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Mitteilung an US-Medien. Der Name von Breonna Taylor war seit ihrem Tod im März zu einem Symbol der Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt geworden.

RND/AP/msk

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