Beschuss dauert an

Stromleitung von AKW Saporischschja erneut gekappt: Nur noch Reserveleitung in Betrieb

Eine Fahrzeugkolonne mit Mitgliedern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) trifft im Kernkraftwerk Saporischschja ein.

Eine Fahrzeugkolonne mit Mitgliedern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) trifft im Kernkraftwerk Saporischschja ein.

Das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben von IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi auch mit der letzten von vier externen Stromleitungen nicht mehr verbunden. Das hätten ranghohe Mitarbeiter des ukrainischen Betreiberpersonals den Experten der Internationalen Atomenergiebehörde gesagt, erklärte Grossi am Samstag. Unter andauerndem Beschuss könne Strom aber noch über eine Reserveleitung fließen.

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Die am Donnerstag eingetroffenen Experten hätten erfahren, dass die Reserveleitung, die die Anlage mit einem nahe gelegenen Wärmekraftwerk verbindet, den von der Anlage erzeugten Strom ins externe Netz transportiere. Die Reserveleitung könne die Anlage, wenn nötig, auch mit Notstrom versorgen. Die IAEA verstehe bereits besser, welche Funktion die Reserveleitung für den Anschluss der Anlage ans Netz habe. Es handele sich für die Einschätzung der Lage um entscheidende Informationen.

Reaktor wegen Netzbeschränkungen abgeschaltet

Das Management der Anlage habe die IAEA darüber informiert, dass ein Reaktor am Samstagnachmittag wegen Netzbeschränkungen abgeschaltet worden sei. Ein weiterer Reaktor sei noch in Betrieb und erzeuge Strom sowohl für die Kühlung und andere Sicherheitsfunktionen der Anlage als auch für Haushalte und Betriebe über das Netz, hieß es in der Erklärung Grossis.

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Die von Russland eingesetzte Verwaltung der Stadt Enerhodar teilte am Samstag mit, das Atomkraftwerk habe die Belieferung von der Ukraine gehaltenen Gebiets mit Strom eingestellt. Durch ukrainischen Beschuss am Morgen sei eine wichtige Stromleitung zerstört worden. Auf dem Gelände seien mehrere Geschosse eingeschlagen. Derzeit hält sich ein Team der IAEA im Kraftwerk auf, um die Sicherheit der Anlage zu prüfen.

IAEA: AKW Saporischschja hängt nur noch an Reserveleitung
02.09.2022, Ukraine, Saporischschja: Das von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zur Verfügung gestellte Handout zeigt IAEA-Experten bei der Ankunft am Atomkraftwerk  Saporischschja. 

Seit Donnerstag sind Fachleute im Atomkraftwerk Saporischschja, um nach der Sicherheit zu schauen. (zu dpa: «Ein Atomkraftwerk in der Ukraine angucken») Foto: D. Candano Laris/IAEA/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++

Das russische Verteidigungsministerium meldete, dass ukrainische Truppen am Freitag versucht hätten, das Kraftwerk einzunehmen.

Wegen technischer Schwierigkeiten sei die Stromversorgung der von der Ukraine kontrollierten Gebiete ausgesetzt worden, erklärte die Stadtverwaltung auf Telegram. Ob noch Strom in russisch besetzte Gebiete floss, war unklar.

„Die Dneprowskaja-Stromleitung ist getroffen worden. Das Kernkraftwerk hat auf Eigenversorgung umgeschaltet“, schrieb Wladimir Rogow, ein Mitglied der vom Kreml eingesetzten Regionalverwaltung, auf Telegram. Eine Granate sei im Bereich zwischen zwei Reaktoren eingeschlagen. Seine Angaben konnten nicht umgehend überprüft werden.

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Russland meldet ukrainischen Angriff nahe AKW Saporischschja

Am späten Freitagabend meldeten die Behörden, die Anlage sei etwa zwei Stunden lang beschossen worden, und machten die ukrainischen Streitkräfte dafür verantwortlich. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Samstag, ukrainische Truppen hätten am Freitag einen weiteren Versuch unternommen, die Kontrolle über die Anlage zu erlangen. 42 Boote mit 250 Spezialkräften und ausländischen „Söldnern“ hätten versucht, am Ufer des nahe gelegenen Stausees Kachowka anzulegen.

AKW Saporischschja: IAEA-Chef Grossi zieht gemischte Bilanz

Am meisten sorge ihn derzeit, dass das Kriegsgeschehen rund um das Kraftwerk an Intensität zunehme, sagte Grossi.

Vier russische Kampfflugzeuge und zwei Kampfhubschrauber hätten etwa 20 Boote zerstört, die anderen seien umgekehrt. Russische Artillerie habe die sich zurückziehenden Boote ins Visier genommen und das von der Ukraine kontrollierte rechte Ufer des Dnipro beschossen. 47 Soldaten, darunter zehn „Söldner“, seien getötet und 23 verletzt worden. Die russischen Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Seit der vergangenen Woche wurde das Atomkraftwerk wiederholt vollständig vom ukrainischen Stromnetz getrennt. Der Betreiber verwies auf Angriffe und Brände in der Umgebung. Örtliche ukrainische Behörden beschuldigten Moskau, zwei Städte in der Nähe des Atomkraftwerks mit Raketen angegriffen zu haben.

Erdogan bietet Vermittlung an

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bot sich nach Angaben der Präsidentschaft mit Blick auf das Atomkraftwerk in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin am Samstag als Vermittler an.

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Nach Angaben des ukrainischen Militärs vom Samstag versuchten russische Truppen in der Nacht, ihren zum Stehen gekommenen Vormarsch im Osten des Landes wieder voranzutreiben und eingenommene Gebiete im Nordosten und Süden der Ukraine zu halten. Dazu zählt die Region Cherson, Ziel einer Gegenoffensive der Ukraine. Ukrainische Truppen hätten ein halbes Dutzend russische Angriffe in der Region Donezk zurückgeschlagen.

Das britische Militär bestätigte am Samstagmorgen in seinem regelmäßigen Update, ukrainische Truppen führten erneut „offensive Operationen“ im Süden des Landes durch und rückten entlang einer breiten Front westlich des Dnipros vor. Dabei nutzten sie „schwache Logistik, Verwaltung und Führung innerhalb der russischen Streitkräfte aus“, schrieb das britische Verteidigungsministerium auf Twitter.

RND/AP

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