Von Walter Lübcke bis Wolfgang Schäuble

Diese Politiker wurden Opfer von Attentaten

Das Konterfei von Walter Lübcke am Sarg bei einem Trauergottesdienst in der Martinskirche in Kassel.

Das Konterfei von Walter Lübcke am Sarg bei einem Trauergottesdienst in Kassel.

Hattenhofen. Im baden-württembergischen Hattenhofen (Kreis Göppingen) ist ein FDP-Kommunalpolitiker durch mehrere Schüsse schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, war der 65-Jährige am frühen Sonntagmorgen durch das Fenster in seiner Wohnung angeschossen worden. Der Mann musste operiert werden, schwebt aber nicht in Lebensgefahr, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

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Es werden Erinnerungen an frühere Fälle von Angriffen auf das Leben deutscher Politiker und Politikerinnen geweckt – auch wenn sich die Ermittelnden noch nicht zu einem möglichen politischen Motiv der Tat geäußert haben. Eine Auswahl – zurückgehend bis zur Deutschen Einheit:

Walter Lübcke: Wegen dessen liberaler Haltung zur Flüchtlingspolitik erschießt der Neonazi Stephan Ernst im Juni 2019 den CDU-Regierungspräsidenten von Kassel aus nächster Nähe auf dessen Terrasse. Die Tat gilt als erster rechtsextremistischer Mord an einem Politiker in der Bundesrepublik. Im Januar 2021 verurteilt das Frankfurter Oberlandesgericht (OLG) Ernst wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und stellt die besondere Schwere der Schuld fest. Den Mitangeklagten Markus H., einen Freund von Ernst aus der rechten Szene, verurteilt das OLG zu einer eineinhalbjährigen Bewährungsstrafe wegen eines Waffendelikts – aber nicht wie angeklagt wegen Beihilfe zum Mord an Lübcke.

Im Juni 2020 wird ein Untersuchungsausschuss im hessischen Landtag zu dem Mordfall eingesetzt. Diskutiert wird seitdem unter anderem die Frage, warum der Verfassungsschutz den rechtsextremistischen Mörder Stephan Ernst nicht mehr auf dem Radar hatte. Zudem geht es darum, wie der mitangeklagte Markus H. an eine Waffenbesitzkarte kommen konnte. Am 25. April 2023 will der Ausschuss erstmals über den Abschlussbericht beraten.

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Andreas Hollstein: Mit den Worten „Ich steche dich ab. Mich lässt Du verdursten, aber holst 200 Ausländer in die Stadt“ hält ein 56-Jähriger dem Bürgermeister der sauerländischen Stadt Altena im November 2017 in einem Dönerimbiss ein Messer an den Hals. Der Täter attackiert den damals 57-Jährigen mit einer 30 Zentimeter langen Klinge. Rettungskräfte bringen den leicht verletzten Politiker in ein Krankenhaus, das er am Abend wieder verlassen kann. Der Täter wird zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Henriette Reker: Kurz vor der Wahl zur Kölner Oberbürgermeisterin rammt ein Rechtsextremist der parteilosen Kandidatin im Oktober 2015 ein Messer in den Hals. Reker überlebt den Mordversuch nur knapp. Tags darauf wird sie gleich im ersten Wahlgang mit 52,7 Prozent der Stimmen zur Oberbürgermeisterin gewählt. Sie nimmt die Wahl im Krankenhaus an. Der damals 44 Jahre alte Täter Frank S. gibt an, aus fremdenfeindlichen Motiven heraus gehandelt zu haben. Er wird zu 14 Jahren Haft verurteilt.

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Rüdiger Butte: Im April 2013 erschießt ein 74-jähriger Rentner den SPD-Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont in dessen Büro. Butte stirbt noch am Tatort. Das Motiv soll nach Polizeiangaben die drohende Zwangsräumung seines Hauses gewesen sein. Der Rentner tötet sich nach der Tat selbst.

Gerhard Kaindl: Der rechtsextreme Politiker der Partei Deutsche Liga für Volk und Heimat wird im April 1992 in einem Restaurant in Berlin erstochen. Die Täter bezeichnen sich als „Antifaschisten“. In einem Prozess im Jahr 1994 werden insgesamt sieben türkisch- und kurdischstämmige Personen angeklagt. Drei von ihnen werden wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt, zwei weitere zu Bewährungsstrafen. Der Haupttäter wird nie gefasst.

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Wolfgang Schäuble: Der psychisch kranke Dieter Kaufmann schießt bei einer Wahlkampfveranstaltung im badischen Oppenau im Oktober 1990 auf den damaligen Bundesinnenminister. Aus einem halben Meter Entfernung trifft der Mann Schäuble in Kiefer und Rückenmark. Der CDU-Politiker bleibt querschnittsgelähmt. Kaufmann wird im Prozess aufgrund paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie für schuldunfähig erklärt und unbefristet in eine Klinik eingewiesen. Im Herbst 2004 wird er entlassen. Kaufmann stirbt im Jahr 2019.

Oskar Lafontaine: Durch den Messerangriff einer psychisch kranken Frau auf einer Wahlkampfveranstaltung in Köln wird der damalige saarländische Ministerpräsident und SPD-Kanzlerkandidat im April 1990 lebensgefährlich verletzt. Die damals 42-jährige Arzthelferin Adelheid S. nähert sich Lafontaine mit einem Blumenstrauß und bittet ihn um ein Autogramm. Dann sticht sie ihm ein 30 Zentimeter langes Messer in die rechte Halsseite. Lafontaine überlebt den Angriff nur knapp. Adelheid S. verbringt mehr als 20 Jahre in einer geschlossenen Psychiatrie. 2013 wird sie unter strengen Auflagen entlassen.

RND/nis mit dpa

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