Russland und seine Anschuldigungen: Skepsis ist angebracht
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Ermittler sichern am Ort des Anschlags auf Darja Dugina Spuren.
© Quelle: IMAGO/SNA
Russland beschuldigt den ukrainischen Geheimdienst, für den Mordanschlag auf die ultranationalistische Ideologin Darja Dugina in der Nähe von Moskau verantwortlich zu sein. Doch solange es dafür keine stichhaltigen Beweise gibt, sollten die Anschuldigungen der russischen Behörden mit Vorsicht genossen werden.
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Aus Sicht des Kremls ist die Behauptung natürlich naheliegend, dass der zügellose Todfeind in Kiew hinter dem Mord an einer unschuldigen Russin auf russischem Boden stecken soll. Man will sich gar nicht ausmalen, für welche Gräueltaten in der Ukraine Moskau das demnächst als Rechtfertigung heranziehen wird.
Ist es möglich, dass tatsächlich die Ukraine hinter dem Sprengstoffanschlag steckt, der wohl Darja Duginas Vater, dem ultrarechten Ideologen Alexander Dugin, galt? Klar. Doch wurde bereits am Sonntag ein Bekennerschreiben einer angeblichen russischen Partisanengruppe veröffentlicht, die sich „Nationale Republikanische Armee“ nennt. Verlesen wurde es von Ilja Ponomarjow, einem ehemaligen russischen Politiker im ukrainischen Exil in dessen Exilfernsehsender. Ponomarjow rief seine Landsleute erst kürzlich zum gewaltsamen Kampf gegen das Putin-Regime auf. In dem Bekennerschreiben heißt es, die „Partisanen“ seien bereit, weitere Anschläge gegen wichtige, mit dem Kreml verbundene Ziele durchzuführen. Ob es diese Gruppe tatsächlich gibt, blieb unklar.
Eine heimische, gewaltsame Untergrundbewegung gegen Putin wäre für den Kreml jedoch viel bedrohlicher als jedes ukrainische Geheimdienstkommando. Deshalb dürften der russische FSB und andere Behörden ein großes Interesse daran haben, diese Möglichkeit kleinzureden und alle Verantwortung der Ukraine zuzuschieben – deren Regierung bereits erklärt hat, sie habe mit dem Anschlag nichts zu tun. Größte Skepsis ist deshalb angezeigt – doch das gilt ohnehin bei jeder Mitteilung aus dem Putinschen Propagandaapparat.