Apples Blick ins Gesicht
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Identifizierung per Gesichts-Scan: Das neue iPhone sammelt biometrische Daten seiner Benutzer.
© Quelle: Imago
Berlin. Wir haben zehn Finger, aber nur ein Gesicht. Darin liegt die neue Qualität, wenn uns das neue iPhone künftig nicht mehr am Fingerabdruck, sondern an unserem Antlitz erkennt – und da gehen auch die möglichen Probleme noch tiefer. Mit unserem Gesicht sind wir eindeutig identifizierbar, und Daten lassen sich zusammenführen. Was wir kaufen, wohin wir reisen, wofür wir uns interessieren und wo wir uns aufhalten, alles das lässt sich mit den biometrischen Daten zweifelsfrei einer Person zuordnen. Das kann für Unternehmen interessant sein, für Geheimdienste, auch für Kriminelle. Für jeden, der die technischen Möglichkeiten dazu hat, werden die Einblicke in unser Leben tiefer.
Man muss Apple keine bösen Absichten unterstellen. Bislang ist das Unternehmen für vergleichsweise hohe Datenschutzstandards bekannt. Das Unternehmen hat zudem zugesichert, dass die biometrischen Daten nicht in einer zentralen Datenbank gespeichert werden. Mit der neuen Gesichts-ID sollen unsere Daten wirklich nur für uns zugänglich sein. Doch genau das ist die Frage: Bisherige biometrische Identifizierungssysteme sind immer überwunden worden. Mit den technischen Möglichkeiten, aus Fotos und Videoaufnahmen detailgetreue 3-D-Modelle zu erstellen, wächst auch die Gefahr, dass Dritte diese Identifizierungshürde überwinden und Zugang zu unseren Daten bekommen. Apple sollte daher transparent machen, wie die Identifizierung mittels biometrischer Daten erfolgt und wie diese gespeichert werden. Appelle an das Vertrauen allein reichen nicht.
Peter Schaar war bis 2013 Bundesdatenschutzbeauftragter.
Von Peter Schaar