Assange ist kein Held – trotzdem hat er das Recht auf faire Behandlung
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Wikileaks-Gründer Julian Assange (Archivbild).
© Quelle: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Julian Assange ist kein Held. Seine Plattform Wikileaks hat zeitweise wichtige Arbeit geleistet, hat verantwortungsvoll mit Journalistinnen und Journalisten zusammengearbeitet und Geheimnisse der US-Regierung aufgedeckt, die in einer Demokratie dringend an das Licht der Öffentlichkeit gehören.
Doch durch sorglosen Umgang mit Daten und die Veröffentlichung ungeschwärzter Geheimdokumente haben Assange und Wikileaks weltweit Menschen in Gefahr gebracht. Durch die Veröffentlichung interner E-Mails und Unterlagen der Demokraten im US-Wahlkampf 2016 machte Assange Wikileaks schließlich zu einem Helfer russischer Geheimdienstinteressen und des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Die E-Mails waren zuvor von einer Hackergruppe erbeutet worden, hinter der der russische Militärgeheimdienst GRU stecken soll.
Und doch haben Assanges Unterstützer recht, wenn sie gegen eine mögliche Auslieferung des Australiers, der an diesem Samstag 50 wurde, aus britischer Haft an die USA protestieren und seine Freiheit fordern. Bei aller notwendigen: Assange als „Spion“ zu behandeln und mit einer bis zu 175-jährigen Freiheitsstrafe zu bedrohen, wie es die US-Justiz tut, ist absurd.
Alle müssen Chance auf eine faire Behandlung haben
Assange wurde in den vergangenen Jahren übel mitgespielt. Der UN-Sonderbeauftrage für Folter, Nils Melzer, bezeichnete die Inhaftierung Assanges und die fortwährend drohende Auslieferung an die USA als Form der Folter. Er legte außerdem offen, wie die Polizei in Schweden offenbar Aussagen gegen Assange in einer Vergewaltigungsermittlung verfälscht hatte.
Man kann Assange nicht als Held verklären, man kann das Vorgehen für Wikileaks für falsch und abscheulich halten. Doch in einer rechtsstaatlichen Demokratie müssen alle die Chance auf eine faire Behandlung durch die Justiz haben. Nicht zuletzt auch Julian Assange.