Biden und der Kongress: Eine bedrückende, weitere Schlappe
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Abgeblitzt: US-Präsident Joe Biden (hier mit Parlamentssprecherin Nancy Pelosi) bat die Demokraten im Repräsentantenhaus vergeblich, sein Infrastrukturgesetz zu verabschieden.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Washington. Statt des Triumphs eine weitere Schlappe: Für einen Moment sah es so aus, als hätte Joe Biden mit seinem Billionenpaket endlich den Gordischen Knoten durchschlagen, der seit Wochen seine Arbeit lähmt. Doch mit der erneuten Verschiebung der Abstimmung über das Infrastrukturgesetz ist klar: Das innerparteiliche Hickhack der US-Demokraten geht fürs erste weiter.
Die Hauptschuld für das katastrophale Gezerre, das Bidens Umfragewerte nach unten drückt und die Demokraten nächste Woche den Wahlsieg im Bundesstaat Virginia zu kosten droht, tragen zweifellos zwei rechte demokratische Senatoren, auf deren Stimmen der Präsident angewiesen ist: Der Kohlelobbyist Joe Manchin und die Pharmafreundin Kyrsten Sinema haben das ursprünglich 3,5 Billionen Dollar schwere Sozial- und Klimapaket auf die Hälfte geschrumpft und zentrale politische Vorhaben wie die Dekarbonisierung der Stromwirtschaft und die Senkung der Arzneipreise verhindert.
Es fehlt die klare Botschaft
Das ist bitter. Doch Biden hat faktisch keine Möglichkeit, die beiden Selbstdarsteller auf Kurs zu bringen. Was er freilich hätte tun müssen und versäumt hat, ist politischen Druck für die Inhalte seines wichtigsten Gesetzgebungsvorhabens aufzubauen. Bessere Kinderbetreuung, bezahlte Elternzeit und der Einschluss von Zahnbehandlungen in die Krankenversicherung Obamacare sind in der Bevölkerung beliebt, doch kaum jemand weiß, was dazu im Gesetz steht. Über schwindelerregende Zahlen wurde viel debattiert, doch eine klare Botschaft fehlte.
Politisch bedrückend ist das Scheitern des Deal-Machers Biden. Eigentlich wollte der erfahrene Ex-Senator Brücken zu den Republikanern bauen. Das ist mit den Trump-Anhängern unmöglich. Nun zeigt sich: Die ideologischen Gräben und das Misstrauen sind inzwischen selbst innerhalb der Demokraten so groß, dass vernünftige Kompromisse kaum noch möglich erscheinen.