Spekulationen um Johnson-Comeback: ein Bild von einem Mann
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Boris Johnson, Ex-Premier von Großbritannien, schreibt an seiner Autobiografie. Gleichzeitig häufen sich Gerüchte von einem möglichen politischen Comeback Johnsons.
© Quelle: Frank Augstein/AP/dpa
London. Das Porträt Boris Johnsons im konservativen Carlton Club in dem eleganten Viertel Mayfair im Zentrum Londons schmeichelt dem britischen Ex-Premierminister. Gekleidet in einen schwarzen Anzug, mit verschränkten Armen und festem Blick wirkt er entschlossen, zudem ist er auf dem Bild etwas schlanker als in der Realität. Vergangene Woche wurde das Gemälde des 58-Jährigen enthüllt – zum Wohlgefallen seiner unerschütterlichen Fans.
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Damit reiht sich Johnson in dem Club, der als das spirituelle Zuhause der Tories gilt, in eine lange Reihe von berühmten Vorgängern ein, deren Antlitz dort verewigt wurde. Seine optimistische Rede im Rahmen der Feierlichkeiten wurde von manchen Anwesenden zudem als Beweis für seine Ambitionen auf ein politisches Comeback gewertet. Plant Johnson tatsächlich seine Rückkehr in die Downing Street Nummer 10?
Politisches Comeback von Boris Johnson?
Genährt werden diese Spekulationen dadurch, dass er kürzlich eine der höchsten Einzelspenden an einen Politiker in der Geschichte des Landes erhielt. Der britische Techunternehmer Christopher Harborne, ein Unterstützer des Brexit, investierte umgerechnet rund 1,13 Millionen Euro in ihn. Auch konservative Abgeordnete sprechen sich offen für eine erneute Kandidatur Johnsons aus. Er gilt schließlich für manche als möglicher Retter der Partei, weil er bei der Basis und in weiten Teilen der Bevölkerung beliebt ist.
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Schließlich sind es harte Zeiten für die Tories. In den Umfragen liegen sie nach wie vor weit hinter Labour. Aktuell würden nur 27 Prozent der Briten bei der konservativen Partei ihr Kreuz setzen. Damit konnte der neue Premierminister Rishi Sunak zwar einige Punkte gutmachen, eine Wiederwahl im Jahr 2024 scheint jedoch nach wie vor höchst unwahrscheinlich. Die Tory-Abgeordnete Nadine Dorries, eine langjährige Unterstützerin Johnsons, brachte dies kürzlich gegenüber den Abgeordneten auf eine einfache Formel: „Bringt Johnson zurück oder ihr werdet sterben.“
Harte Zeiten für die Tories
Die konservativen Gegner des Politikers heben indes hervor, dass allein die Spekulationen über seine Rückkehr dem Ruf der Partei immens schaden. Schließlich geht ein parlamentarisches Komitee nach wie vor der Frage nach, ob der 58-Jährige gelogen hat, als er behauptete, nichts von den ausgelassenen Lockdownpartys im Jahr 2020 in der Downing Street gewusst zu haben, an denen er nachweislich selbst teilgenommen hatte.
Ein Podcast des britischen TV-Senders ITV enthüllte kürzlich außerdem, dass er in Bezug auf die Feiern scherzhaft gesagt haben soll, dass nirgends weniger Abstand gehalten worden sei. Ein konservativer Abgeordneter bezeichnete dies als den „letzten Sargnagel“ für den Ex-Premier, der 2019 mit den Versprechen, den Brexit durchzuboxen, einst einen Erdrutschsieg für die Konservativen errungen hatte.
Johnson war im September 2022 auf den starken Druck aus seiner eigenen Partei hin zurückgetreten. Nach dem Sturz seiner Nachfolgerin Liz Truss, die durch ihre neoliberalen Pläne ein wirtschaftliches Chaos in Großbritannien verursacht hatte, erhielt er im vergangenen Oktober genügend Stimmen der Abgeordneten, um ein weiteres Mal für das Amt zu kandidieren. Ein Sieg gegen Sunak schien möglich. Der frühere Bürgermeister Londons entschied sich jedoch dagegen, weil die Partei zu sehr gespalten sei, erklärte er damals.
Finanziell hat Johnson schon jetzt ausgesorgt
Finanziell nötig hätte Johnson den Job nicht. Seit seinem Rücktritt soll er umgerechnet über eine Million Euro verdient haben, indem er Reden hielt. Überdies spart er sich die Kosten für eine Unterkunft, seit er in einer mehrere Millionen Euro teuren Immobilie eines Parteispenders in London lebt. In seinen Memoiren will er bald über seine Amtszeit berichten. Tony Blair soll für seine Autobiografie umgerechnet rund 5,64 Millionen Euro erhalten haben.
Tim Shipman von der britischen Wochenzeitung „The Sunday Times“ fasste Johnsons Ambitionen folgendermaßen zusammen: „Er wollte immer Premierminister werden und er wollte es immer gewesen sein.“ Das zumindest hat er auf jeden Fall erreicht, wie sein imposantes Porträt im Carlton Club verdeutlicht.