Boris Palmer wiedergewählt: Erfolg rechtfertigt keine Ressentiments
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/VTVDC7EUF5GH3EWU5NJBRUMX3Y.jpg)
Tübingens alter und neuer Oberbürgermeister lässt sich feiern: Boris Palmer.
© Quelle: IMAGO/Eibner
Boris Palmer hat gewonnen, daran kann es keinen Zweifel geben. Ja, er hat beeindruckend gewonnen. Trotz vielfacher Kritik an ihm und des gestoppten Versuchs, den 50-Jährigen aus den Grünen auszuschließen, hat er das Amt des Tübinger Oberbürgermeisters souverän verteidigt. Dazu kann man nur gratulieren.
Der Grund für diesen Erfolg liegt ebenfalls auf der Hand: eine Bilanz, die sich sowohl in wirtschaftlicher als auch in klimapolitischer Hinsicht sehen lassen kann. Sie hat die Mehrheit der Tübingerinnen und Tübinger in der Einschätzung bestärkt, dass der Posten des ersten Mannes im Rathaus richtig besetzt ist und bleiben soll. Das ist Demokratie.
Erfolg ist keine Rechtfertigung für mindestens fragwürdigen Stil
Doch selbst maximaler Erfolg ist keine Rechtfertigung für mindestens fragwürdigen Stil. Er darf es nicht werden, nirgends. Palmer hat sich über Jahre immer wieder als Narzisst präsentiert. Und seine Ausritte ins Populistische hatten immer wieder tatsächlich oder vermeintlich Fremde zum Ziel. Sie zeugen von tiefsitzenden Ressentiments und stehen in einem deutlichen Gegensatz zu dem, was die Grünen verkörpern.
Palmer lässt seine Mitgliedschaft bis Ende 2023 ruhen. Das war weise. Und er hat sich im Wahlkampf zurückhaltend gezeigt. Das ist gut. Im Himmel ist ja mehr Freude über einen reuigen Sünder als über 99 Gerechte. Doch sollte Palmer nach seinem Triumph in alte Muster zurückfallen, dann wäre es besser, wenn sich die Wege des Tübinger Stadtoberhauptes und der Ökopartei auf Dauer trennten – indem er geht oder die Partei ihn dazu bewegt. Boris Palmer wäre dann ein ungewöhnlich erfolgreicher, aber, solange er sich keiner anderen Partei anschließt, parteiloser Oberbürgermeister. Auch das wäre Demokratie.