Acht Monate nach Zeitenwenderede

Bundeswehrinspekteur: Verteidigungs­fähigkeit hat sich nicht verbessert

Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres der Bundeswehr.

Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres der Bundeswehr.

Berlin. Gut acht Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Zeitenwende-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres der Bundes­wehr, nur wenige Fortschritte bei der Modernisierung der Truppe. Zwar werde inzwischen „sachlicher und tiefer“ über Fragen der Sicherheit diskutiert.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eine Verbesserung, was die Verteidigungsfähigkeit des Heeres mit etwa 60.000 Soldatinnen und Soldaten angeht, könne er allerdings nicht feststellen. „Momentan ist die materielle Einsatzbereitschaft des Heeres nicht größer als am 24. Februar“, sagte Mais im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Mais hatte am Tag des Kriegsbeginns gewarnt, die Truppe stehe „mehr oder weniger blank“ da.

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eine der Ursachen sei die Abgabe von Material und Waffen an die Ukraine. „Das ist als politische Entscheidung angesichts der Lage auch völlig nachvollziehbar. Es dauert allerdings, bis wir dieses Material ersetzt bekommen. Unter dem Strich heißt das: Es ist weniger da als vor dem Kriegsbeginn“, betonte Mais. Hinsichtlich des Sondervermögens von zusätzlich 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sagte er, dafür sei man in der Truppe sehr dankbar, dies dürfe aber „nicht den Blick dafür verstellen, dass es Jahre dauern wird, bis es sich auf gesamter Breite in der Truppe auswirken wird“.

Scholz besichtigt Gefechtsübung der Bundeswehr und betont Wichtigkeit der Ausstattung
Werben fürs Heer: Brigadegeneral Andreas Kühne im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz vor einem „Leopard 2“.

Der Bundeskanzler ließ sich auf dem Truppenübungsplatz Bergen verschiedene Waffensysteme des Heeres erläutern.

Nach Jahren des Fokussierung auf Auslandseinsätze müsse das Heer wieder in die Lage versetzt werden, hoch­intensive, bewegliche Gefechte zu führen. „Wir verfügen derzeit über keine komplette deutsche Brigade, die sofort und ohne längere Vorbereitungszeit in der Lage wäre, einen Kampfauftrag über mehrere Wochen durchzuführen. Das müssen wir angesichts der Lage schnell ändern“, sagte Mais.

Unter anderem in der Artillerie sieht er einen „riesigen Aufholbedarf“. „Das Heer, so wie es heute dasteht, verfügt noch über vier Artilleriebataillone, etwa 100 Panzerhaubitzen und knapp 40 Raketenwerfer Mars. Von denen ist tagesaktuell immer nur ein Teil einsatzbereit. Das macht mir mit Blick auf die Zukunft große Sorgen.“ Man wolle die Zahl der Bataillone auf mehr als das Doppelte erhöhen, sagt Mais. „Dazu brauchen wir zusätzliche Geschütze und Raketenwerfer.“

RND/tdi

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken