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Corona befeuert Hass und Hetze gegen Juden im Internet

Ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Platz für Antisemitismus" hängt auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin.

Ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Platz für Antisemitismus" hängt auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin.

Tel Aviv. Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr antisemitische Hassgefühle ins Internet verschoben. Forscher der Universität von Tel Aviv erklärten in einem am Mittwoch veröffentlichen Bericht, die Zahl der gewaltsamen Übergriffe auf Juden sei 2020 in rund 40 Ländern zurückgegangen.

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Online hätten jedoch Verschwörungstheorien starke Verbreitung gefunden, was die Sorge auslöse, dass es nach dem Ende der Einschränkungen vermehrt zu Gewalt gegen Juden kommen könne.

„Antijüdischer Hass im Netz bleibt nie im Netz“, erklärte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Mosche Kantor. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass antisemitische Verschwörungstheorien zu körperlichen Angriffen auf Juden führen, wenn die Lockdowns zu Ende gehen.“

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Juden und Israelis werden für Coronavirus verantwortlich gemacht

Die Wissenschaftler des Kantor-Zentrums zur Studie des Zeitgenössischen Judentums erklärten, antisemitisches Gedankengut sei im Internet mit Beginn der Corona-Pandemie im Februar 2020 vermehrt geteilt worden. Auch andere ethnische und religiöse Gruppen seien für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht worden.

Häufig sei aber geäußert worden, dass Juden und Israelis das Coronavirus erschaffen und verbreitet hätten, um dann mit Impfstoffen Geld zu verdienen. Konkret verantwortlich gemacht wurden zum Beispiel die Familie Rothschild und der Milliardär George Soros.

Die Forscher verwiesen darauf, dass Verschwörungstheoretiker auch immer wieder falsche Vergleiche zwischen den Restriktionen zur Eindämmung der Pandemie und dem Holocaust zogen. Die antisemitischen Botschaften seien nicht nur von Extremisten weiterverbreitet worden, sondern auch von Menschen ohne genau definierte politische oder ideologische Identität, hieß es in den Bericht, der jährlich veröffentlicht wird.

Deutlich mehr gewaltsame Übergriffe in Deutschland

Die Zahl der körperlichen Verletzungen bei antisemitischem Zwischenfällen ging laut dem Bericht 2020 um 37 Prozent zurück. Sachschäden fielen um 35 Prozent. Es gebe allerdings Hinweise, dass die Hassgefühle durchaus uneingeschränkt existierten. Darauf deuteten unter anderem eine Zunahme gewaltsamer Übergriffe in den USA und ein deutlicher Anstieg in Deutschland.

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In beiden Länden habe Vandalismus einen Großteil der Fälle ausgemacht. Auch die Schändung von jüdischen Friedhöfen und anderen Orten des Gedenkens sei um ein Viertel gestiegen. Es haben 19 Prozent mehr Fälle von Vandalismus an Synagogen gegeben.

Große Plattformen wie Twitter und Facebook seien stärker gegen rassistische und antisemitische Postings vorgegangen, erklärten die Forscher. Damit hätten sie Verschwörungstheoretiker aber nur in die dunkleren Ecken des Internets gedrängt, wo sie nur schwer zu ermitteln seien.

Das Zentrum berichtet von einer zunehmenden Aggressivität bei Angriffen und verbalen Attacken. Als Beispiel wurde das sogenannte Zoom-Bombing genannt. Dabei hackten sich Extremisten in Videokonferenzen von jüdischen Gemeinden und Organisationen und posten Hakenkreuze und antisemitische Beschimpfungen.

RND/AP

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