Corona-Impfung für unter Zwölfjährige: Viele Kinderärzte wollen erst nach Stiko-Empfehlung loslegen

Seit einigen Tagen gibt es im Austria Center Vienna die erste Impfstraße in Österreich für Kinder von fünf bis elf Jahren. Die Impfung wird „off-label“ mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer angeboten.

Seit einigen Tagen gibt es im Austria Center Vienna die erste Impfstraße in Österreich für Kinder von fünf bis elf Jahren. Die Impfung wird „off-label“ mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer angeboten.

Die Kinderärzte haben sich mit Blick auf eine zeitnahe Impfstoffzulassung für Kinder unter zwölf Jahren erleichtert gezeigt. „Wir sind sehr froh, dass der Impfstoff für die Fünf- bis Elfjährigen bald zugelassen wird“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das ist ein großer Moment für den Schutz von Kindern, der Sicherheit bedeutet, weil es dann keine rechtlichen Grauzonen mehr gibt. Dann wissen die Kinderärzte, mit welcher Dosis und Darreichungsform die Impfstoffe verimpft werden können.“

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Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass die die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Kinderimpfstoff im November zulassen wird. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem RND, dass die EMA die Zulassung wohl bereits am 24. November erteilen wird.

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Laut einem Papier aus dem Gesundheitsministerium von Mittwoch, das dem RND vorlag, soll der Impfstoff aber erst ab dem 20. Dezember in Deutschland zur Verfügung stehen. „Der wahrscheinlich kurze Lieferverzug des Kinderimpfstoffs hängt mit der Darreichungsform zusammen“, erklärte Mediziner Dötsch. „Die unter Zwölfjährigen bekommen nur ein Drittel der Dosis, die Jugendliche erhalten. So eine kleine Menge lässt sich nicht gut mit einer Spritze aus den herkömmlichen Ampullen aufnehmen. Für jüngere Kinder ist also eine eigene Darreichungsform nötig, die gut verimpfbar ist“, ergänzte er.

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Stiko-Empfehlung lässt auf sich warten

Auch die ganzheitliche Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) wird noch auf sich warten lassen. „Ich sehe keine Chance für eine Stiko-Empfehlung in diesem Jahr“, sagte der Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske. Für die gesunden Kinder werde sich die Stiko schwerer tun und mehr Daten sowie Zeit brauchen. Hingegen erwartet er für Jüngere mit schweren chronischen Erkrankungen eine schnellere Empfehlung. „Die meisten Kinderärzte werden auf die Empfehlung der Stiko warten“, betonte Maske, der auch Kinderarzt ist. Die Nachfrage nach Impfungen sei in den Kinderarztpraxen aktuell noch sehr gering.

Dötsch zufolge gibt es aber eine Gruppe von Eltern, die sich sehr große Sorgen machen, weil ihre Kinder durch Krankheiten ein gesteigertes Risiko haben. „Die wollen schnellstmöglich eine Impfung für ihre Kinder haben“, betonte er. Auf diese Gruppe seien die Mediziner vorbereitet. „Wir haben die nötigen Strukturen bereits aufgebaut, weil wir schon die Zwölf- bis 17-Jährigen geimpft haben“, so Dötsch.

Doch schon jetzt können jüngere Kinder geimpft werden – ohne EMA-Zulassung und ohne Stiko-Empfehlung. Einige Eltern würden ihre Kinder „off-label“ – also ohne Zulassung des Impfstoffes – von einem Arzt impfen lassen. Kinderarzt Maske teilte mit: „Dies kann berechtigte Gründe haben, zum Beispiel wenn ein Arzt eine medizinische Notwendigkeit beim Kind sieht. Die Haftung liegt aber bei den Eltern.“

Dötsch rät von Off-Label-Nutzung ab

Dötsch von der DKGJ sieht das anders. „Wir raten Ärzten dringend von einer Off-Label-Nutzung des Corona-Impfstoffs für unter Zwölfjährige ab. Auch wenn die Eltern einen Haftungsausschluss unterschreiben, hat der Arzt keine Rechtssicherheit, da die Erkrankung bei Kindern in der Regel nicht sehr schwer verläuft.“ Außerdem gebe es für Kinder zunächst auch andere Schutzmaßnahmen als das Impfen: AHA-Regel und Testen. „Das muss der Impfarzt auch so vermitteln.“

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Er warnte ebenfalls davor, die Jüngeren in Impfzentren oder durch mobile Teams impfen zu lassen. „Kinder von fünf bis elf Jahren sollten vorrangig bei Kinderärzten und nicht in Impfzentren oder durch mobile Teams geimpft werden“, sagte Mediziner Dötsch. „Kinderärzte haben gelernt, wie sie kindgerecht aufklären können. Bei einem Fünfjährigen muss man mit sehr viel Gefühl aufklären.“ Das gehe in den Impfzentren nur, wenn dort auch Kinderärzte arbeiteten.

Zudem sei es eine Option, die Eltern nach der Impfung der Kinder, direkt mit zu boostern. „So könnten Kinderärzte die Booster-Kampagne weiter unterstützen. Das muss jeder Kinderarzt aber selber entscheiden und hängt von den Kapazitäten der Arztpraxen ab“, sagte Dötsch. Durch die derzeitige Infektwelle seien die Praxen stark ausgelastet.

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