Corona-Pandemie: Die Wirtschaft geht in die Knie
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Mit Aktionen wie diesen in der Innenstadt von Hannover machen verzweifelte Wirte auf ihre Lage aufmerksam.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Berlin. Die vorsichtigen Öffnungsschritte von Bund und Ländern sind angesichts der steigenden Infektionszahlen ein hohes Wagnis. Für die Wirtschaft sind sie leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Mehrzahl der Geschäftsleute mit großen und kleinen Läden, mit Restaurants und Hotels sowieso sind weiter zum Nichtstun gezwungen.
So richtig es ist, in dieser Infektionslage das öffentliche Leben noch nicht wieder hochzufahren, so wenig nachvollziehbar sind die Schritte, die nun im Detail gegangen werden. Nur ein Beispiel: Warum dürfen Gartencenter bundesweit öffnen, Baumärkte aber nicht? Wie absurd solche Regelungen sind, beweisen die Länder in der Regel dann selbst, indem sie sich an ihre eigenen Beschlüsse nicht halten.
4500 Betriebe gelten als „Zombie-Unternehmen“
Der Wirtschaft dürfte die schlimmste Phase der Pandemie noch bevorstehen. Im vergangenen Jahr konnten Unternehmenspleiten durch ein geändertes Insolvenzrecht verhindert werden. Doch wem schon 2020 das Wasser bis zum Hals stand, der dürfte 2021 absaufen.
Wirtschaftsforscher belegen aktuell 4500 Betriebe mit dem unschönen Titel „Zombie-Unternehmen“, also Firmen, die eigentlich längst insolvent sind. Die gigantische Zahl von 750.000 Betrieben gilt als existenzbedroht.
Hauptursache der verheerenden Lage ist die Pandemie. Viele Härten für die Geschäftsleute hätte man aber besser abfedern können. Die Hilfsgelder kommen in vielen Fällen zu spät an und sind oft auch nicht zielgenau – hier zu viel, dort zu wenig.
Es reicht auch nicht, einen Lockdown einfach nur mit Milliardensummen zu finanzieren. Unternehmerinnen und Unternehmer sind es eigentlich gewohnt, sich selbst zu helfen. Dazu müsste man ihnen mehr Gelegenheit geben. Shoppen nach Termin und das Empfangen von einzelnen Kunden wird der Notwendigkeit gerecht, dass Infektionsketten verfolgt werden können müssen.
Das Versprechen eines Öffnungskonzepts
Bund und Ländern ist bei dieser Ministerpräsidentenkonferenz erneut ihr Erwartungsmanagement auf die Füße gefallen. Seit Jahresbeginn steht das Versprechen eines Öffnungskonzepts im Raum. Die Hoffnung in vielen Branchen war groß, mit Hygienekonzepten wieder ins Geschäft einsteigen zu können.
Das dritte Quartal des vergangenen Jahres hat mit mehr als 8 Prozent Wachstum gezeigt, dass sich die Wirtschaft schnell von heftigen Einbrüchen erholen kann. Doch je länger der Lockdown dauert, desto schwieriger wird es werden, das System rasch wieder hoch zu fahren.
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Wenn nach der Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit folgt, wenn Zulieferer und Abnehmer selbst pleite sind und wenn sich Kunden nach Monaten vom Geschäft vor Ort auf digitale Einkaufsplattformen umgestellt haben, wird es am Ende der Pandemie keinen Turbo-Aufschwung geben.
Dass Kontakte wegen der Pandemie weiter eingedämmt werden müssen, fällt in die Rubrik höhere Gewalt. Dass aber Deutschland bei den wichtigsten Pandemie-Bekämpfern, Impfungen und Schnelltests, so weit hinterherhinkt, sind hausgemachte Probleme.
Es braucht endlich mehr Pragmatismus
Im Pandemie-Management bedarf es endlich mehr Pragmatismus. Das gilt sowohl für den Umgang mit der Infektionsgefahr wie auch für die Organisation von Impfungen und Schnelltests. Wieso kann eine Discounter-Kette mit Schnelltests im Sonderangebot Furore machen, während der Bundesgesundheitsminister melden muss, bei ihm lägen die Tests auf Halde?
Das unzureichende Krisenmanagement heute, droht Bund und Ländern bei den anstehenden Wahlen in diesem Jahr auf die Füße zu fallen. Je größer die Zahl der Menschen, die wegen der Pandemie in ihrer Existenz bedroht sind, desto größer ist auch die Gefahr, dass bei den Wahlen Denkzettel verpasst werden. Eine aus der Pandemie wachsende ökonomische Krise birgt das Risiko, eine politische Krise nachzuziehen, die sich in diesem Jahr in Wahlergebnissen entladen dürfte.