Corona: Serbien beim Impfen in Europa vorn

Die Menschen warten in einem Impfzentrum in Belgrad auf eine Impfung gegen Covid-19.

Die Menschen warten in einem Impfzentrum in Belgrad auf eine Impfung gegen Covid-19.

Berlin/Belgrad. Das kleine Serbien, das in Europa zwischen allen Stühlen sitzt, liegt beim Impfen weit vorn und belegt aktuell hinter Großbritannien Platz zwei. Bis Ende letzter Woche hatten in Serbien über eine halbe Million Menschen Covid-19-Impfungen erhalten. Genau waren es 513.000, wie das staatliche Fernsehen RTS berichtete. Mit dieser Impfrate bezogen auf die Einwohnerzahl von knapp sieben Millionen landet Serbien auf dem zweiten Platz.

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Am 9. Februar beginnen die Zweitimpfungen, die für den vollständigen Schutz nötig sind. „Im Wettlauf um den Schutz der Menschen vor dem Coronavirus hat kein Land in Kontinentaleuropa einen größeren Teil seiner Bevölkerung geimpft als Serbien“, schreibt anerkennend die in Dublin erscheinende „The Irish Times“, um dann die Verzögerungen in der EU bei der Impfstoffbereitstellung scharf zu kritisieren.

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Eine Million Impfdosen aus dem Reich der Mitte

Serbien hatte sich – offenbar durch clevere Verhandlungen – 6,5 Millionen Impfdosen unterschiedlicher Hersteller gesichert, berichtet Max Brändle, Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Belgrad. Auf der serbischen E-Government-Seite euprava.gov.rs können sich die Bürger zur Impfung anmelden und dann ankreuzen, welchen Impfstoff sie erhalten wollen: China, Russland oder Europa/USA.

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Serbien verabreicht Sinopharm aus Wuhan in China, den russischen Sputnik V oder den Impfstoff von Biontech/Pfizer. Am 16. Januar trafen am Belgrader Flughafen eine Million Impfdosen des chinesischen Vakzins Sinopharm ein. „Seitdem wird in Serbien weniger über ausbleibende Lieferungen oder die richtige Reihenfolge beim Impfen lamentiert, sondern beherzt losgelegt“, schreibt Brändle im Journal für Internationale Politik und Gesellschaft (IPG).

Schon zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 hatte die serbische Staatsführung unter Präsident Aleksandar Vucic ihre Offenheit gegenüber Hilfe aus Russland und China demonstriert. Schon damals, so schreibt Brändle, habe Vucic die europäische Solidarität „nur ein Märchen auf Papier“ genannt und gesagt, Hilfe und Unterstützung sei allein von den Chinesen zu erwarten.

Dementsprechend kritisiert jetzt die „Irish Times“ , die Impfstoffbereitstellung sei für Nicht-EU-Mitglieder auch ein Indikator für ihre Beziehungen zur Europäischen Union im Vergleich zu China oder Russland.

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„Wenn sich der reichste Staatenclub der Welt unwillig oder unfähig erweisen sollte, seine ärmeren Verbündeten in dieser Krise zu unterstützen“, würde dieses Versagen über Jahre hinweg von Peking und Moskau ausgeschlachtet werden. Das sieht Brändle ähnlich, nach dessen Einschätzung der Erfolg der Impfkampagne in Serbien einhergeht mit einem „Vertrauensverlust in die Kraft der EU“, mit der das Land seit 2014 Beitrittsverhandlungen führt.

Auch Sputnik V aus Russland ist begehrt

Wer sich in Serbien bei der Registrierung zur Impfung für den chinesischen Impfstoff entscheidet, bekommt innerhalb einer Woche einen Termin, berichtet Brändle. Laut einer repräsentativen Umfrage sei der russische Impfstoff am beliebtesten; fast die Hälfte der Befragten (47,5 Prozent) gab an, sich mit Sputnik V impfen lassen zu wollen, dem inzwischen eine Wirksamkeit von 91 Prozent bescheinigt wird.

Sputnik V ist bislang in mehr als einem Dutzend Ländern genehmigt worden. Dazu gehören Weißrussland, Armenien, Turkmenistan, Argentinien, Bolivien, Venezuela und die Vereinigten Arabischen Emirate.

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