Darum ist Ecuador-Wahl für Assange so wichtig
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Wikileaks-Gründer Julian Assange.
© Quelle: AP
Quito. Ecuador hat am Sonntag mit der Stichwahl um die Präsidentschaft begonnen. Kurz nach dem Öffnen der Wahllokale am Morgen (Ortszeit) gab der scheidende Staatschef Rafael Correa in der Hauptstadt Quito seine Stimme ab. Die Abstimmung sei deshalb so wichtig, weil bei ihr entschieden werde, ob die Andennation einen Rechtsruck erleben werde oder „fortschrittliche Tendenzen“ weiter ihre Kraft entfalten könnten, sagte Correa bei der Stimmabgabe.
Es wurde mit einem knappen Wahlausgang gerechnet. Zur Wahl standen Correas handverlesener Nachfolger Lenín Moreno und der konservative Ex-Banker Guillermo Lasso. Während Moreno für eine Kontinuität der Politik Correas steht, hat Oppositionskandidat Lasso versprochen, den Kurs des Amtsinhabers zu korrigieren, um die gebeutelte Wirtschaft des Landes auf Vordermann zu bringen. Ecuador steckt in einer tiefen Rezession fest, viele Bewohner sind außerdem verärgert über die Korruptionsskandale der Regierung.
Lasso schritt in seiner Heimatstadt Guayaquil an die Wahlurne. Er habe für Wandel gestimmt, „damit Ecuador seine Freiheit wiederlangen kann“, sagte er. Moreno gab seine Stimme ebenfalls schon am Vormittag ab. Auf Fotos war zu sehen, wie er in Quito in einem Rollstuhl ins Wahllokal gebracht wurde. Seit einem Raubüberfall vor fast 20 Jahren ist er auf den Rollstuhl angewiesen.
Lassos in der ersten Wahlrunde vorn – doch der Rückhalt bröckelt
Die Stichwahl wird auch eine Rolle für das Schicksal des Wikileaks-Gründers Julian Assange spielen, der vor Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London Zuflucht gesucht hat und sich dort bis heute aufhält. Lasso hat angekündigt, den australischen Aktivisten binnen 30 Tagen nach seinem Amtsantritt auszuweisen. Moreno hingegen will Assange gestatten, zu bleiben.
In der achtstufigen ersten Wahlrunde hatte Moreno zwar um mehr als zehn Prozentpunkte vor Lasso gelegen. Dennoch galt dieser bis dato als klarer Favorit für die Stichwahl. Denn insgesamt hatten mehr als 60 Prozent aller Wähler für Kandidaten gestimmt, die Schluss machen wollten mit der Politik Correas, der seine Regierung als „Revolution der Bürger“ bezeichnet. Doch seitdem bröckelte Lassos Rückhalt. Vor allem ärmere Wähler sind verstärkt auf die früheren unternehmerischen Aktivitäten des Konservativen aufmerksam geworden – nicht zuletzt durch fast tägliche Attacken Correas, der Lasso vorwarf, von der ecuadorianischen Bankenkrise im Jahr 1999 profitiert zu haben.
Von RND/dpa