Der Tanz um Astrazeneca: Es war richtig, erst noch einmal die Experten zu hören

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Berlin. In der Debatte um Astrazeneca sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Ja, Merkel hat sich vier Tage Zeit genommen, bevor sie mit der Entscheidung an die Öffentlichkeit gegangen ist, das Vakzin nicht mehr an unter 60-Jährige abzugeben. Es war richtig, dass sie erst noch einmal die Experten angehört hat, bevor die Bundesregierung den Impfstoff für große Teile der Bevölkerung unzugänglich gemacht hat.

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Möglicherweise wäre es sogar besser gewesen, den Impfstoff auch weiter an die Jüngeren abzugeben. Der Schaden, den Covid-19 anrichten kann, erscheint doch bedeutend größer, gefährlicher und direkter als die Wahrscheinlichkeit, infolge der Impfung eine Hirnvenenthrombose zu erleiden. Es war also richtig, die Entscheidung gegen Astrazeneca für Jüngere zumindest nicht zu überstürzen.

Die Folgen des nun fehlenden Impfstoffs sind dramatisch: Astrazeneca hat erneut einen hohen Vertrauensverlust erfahren. Die gesamte Impfkampagne ist in Mitleidenschaft gezogen. Die Kanzlerin und der Gesundheitsminister waren sich dieser Folgen bewusst, auch das begründet das Abwarten.

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Auch Ärzte können Risiken abschätzen

Theoretisch könnten die Hausärzte Astrazeneca nach eingehender Beratung und Abschätzung des individuellen Risikos ihrer Patienten weiter auch an die unter 60-Jährigen spritzen. Doch kaum einer wird es tun. Die eigenen Berufsverbände raten ab, der Aufwand ist viel höher – und am Ende könnte es Regressansprüche geben.

Für den Kampf gegen die Pandemie wäre es besser gewesen, Astrazeneca für alle grundsätzlich im Einsatz zu lassen, und die Ärzte hätten ihrerseits die Risikogruppe rausgefiltert, der man den Impfstoff besser nicht verabreicht.

Nach einem Jahr Pandemie zeigt sich immer mehr, dass Politik und Wissenschaft ein Gegensatzpaar sind. Die Politik strebt nach Verlässlichkeit, die Wissenschaft nach Exaktheit. Sich in der Politik korrigieren zu müssen ist immer eine Niederlage, in der Wissenschaft gilt es als Fortschritt.

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